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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Schweißperlen von der Stirn. Zum Glück hatte sie sich an diesem Morgen für das hübsche, luftige Kleid entschieden. Schrecklich, wenn er sie im Morgenmantel angetroffen hätte. Dann fiel ihr ein, dass sie nicht zum Sonntagsgottesdienst gegangen war. Nun, Gott würde ihr Fehlen sicher entschuldigen; sie musste sich um Familienangelegenheiten kümmern.
    Myles saß noch am Tisch, eine Zeitschrift gegen die Zuckerdose gelehnt, als Harriet festen Schrittes eintrat. »Alles zu deiner Zufriedenheit, Myles?« Er nickte kaum merklich. »Danke, ja.« »William wird begeistert sein, dass du sicher heimgekehrt bist. Er hat sich große Sorgen gemacht.« »War nicht nötig, ich bin so schnell wie möglich gekommen.« »Natürlich. Was liest du gerade?« »Die Countryman’s Gazette, das ist doch offensichtlich. Ich habe einiges nachzuholen.« Harriet wich nicht zurück. »Das stimmt wohl. Pop geht es viel besser. Er war lange Zeit sehr krank, scheint das Schlimmste aber überstanden zu haben.« »Ja, Tom Ling hat es mir erzählt.« Er erhob sich vom Tisch und schob die aufgeknöpften Hemdsärmel hoch. »Würdest du mich bitte entschuldigen? Ich möchte nachschauen, wo Tom Ling meine Sachen einräumt.« »Keine Sorge, er wird nichts von seinem Platz entfernen.« Harriet blieb hartnäckig. »Wie findest du das Haus?« Er schob seinen Stuhl ordentlich an den Tisch. »Größer als erwartet. Aber passend für Darwin.« Nun versuchte Harriet, sich beliebt zu machen. »Ja, ich glaube, deine Mutter hat es entworfen.« »Meine verstorbene Mutter, ja. Ich möchte allerdings bezweifeln, dass sie an das Ambiente eines asiatischen Freudenhauses gedacht hat.« Sie spürte, dass dieser Mann, der in ihrem Haus vor ihr stand und trotz aufgekrempelter Ärmel noch immer wie ein Dandy wirkte, sie provozieren wollte. Sie hatte ihm als Dame des Hauses nicht erlaubt, das Jackett abzulegen. Mit ungekämmtem Haar und offenem Kragen in ihrem Haus herumzulungern, als müsse er keinen Anstand wahren! Andererseits musste sie als Frau seines Vaters unerfreuliche Szenen vermeiden. »Ich nehme an, du hast Recht«, sagte sie ruhig. »Aber es scheint, als wüssten die Asiaten besser, wie man mit der Hitze zurechtkommt, daher auch die leichteren Möbel.« Sie lächelte. »Ich finde, Rohr und Bambus wirken irgendwie kühler als das gute alte Mahagoni.« Myles zuckte mit den Schultern. »Kommt wohl auf den Geschmack an. Meine verstorbene Mutter hatte einen exzellenten Geschmack, und sie wurde im Territorium geboren. Wir benötigen keine Lektionen über den Umgang mit der Hitze. Wenn du mich nun bitte entschuldigen würdest, ich möchte nach meinen Sachen sehen.«
     
    Harriet dachte mit Schrecken an das bevorstehende Abendessen mit Myles. Da sie trotz allem mit seiner Gegenwart rechnete, wies sie Tom Ling an, für zwei zu decken. »Nein, nein, Missy, Mr. Myles ausgegangen.« Er zwinkerte ihr zu. »Junger Mann, seine Stadt hier. Muss Leute treffen!« Seine Stiefmutter fühlte sich erleichtert und wütend zugleich. Myles wusste genau, wohin er wollte. Die Hamiltons müssten in der Stadt sein, auch Lucy. Er rannte die Straße hinunter bis Doctor’s Gully, wo einige Stationsbesitzer ihre Ferienhäuser errichtet hatten. Wieder errichtet, besser gesagt, nachdem ein Wirbelsturm die Stadt vor Jahren dem Erdboden gleichgemacht hatte. Der Anblick ihres Hauses heiterte ihn auf und vertrieb den Überdruss, der ihn gequält hatte. Vermutlich hatte ihn die Begegnung mit dieser Frau in diese schlechte Stimmung versetzt. Das Haus war eher ein hoch gelegenes Cottage mit angebauten Zimmern und breiten Veranden, von denen Leinwandrouleaus flatterten, aber es war ihr Strandhaus, und es gefiel ihnen so. Myles besaß wunderbare Erinnerungen an die Sommer in diesem Haus, als er mit nackten Füßen über bloße Dielen gelaufen war, mit Sand zwischen den Zehen. Er dachte zurück an den feuchten Geruch vom Meer, den Duft von Festmählern mit Fisch und Zigarren, den Anblick von Menschen, die zwanglos umherschlenderten, lachten und an besonders heißen Nachmittagen einfach faulenzten, und Lucy war immer dabei mit ihrem sonnigen Wesen, ihrem Lachen, wie sie Spiele organisierte und alle herumkommandierte. So war sie schon als kleines Mädchen gewesen… Er hielt inne.
    Das Haus lag ungewöhnlich ruhig da. Keulenlilien gaben den Blick auf einen sandigen Weg frei, doch Myles brauchte gar nicht erst bis zum Haus zu gehen. Alle Türen waren geschlossen, niemand war zu Hause. Verwirrt überlegte

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