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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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benötige. Smith sorgte dafür, dass die Gefangenen allesamt mit Eisenketten an die Wand gefesselt waren, hielt es aber nicht für nötig, im Wagon zu bleiben und die ganze Fahrt auf dem Boden sitzend zu verbringen. Der Wachposten belegte nämlich den einzigen Sitzplatz. Als der Wachposten dem Lokführer mit einer Flagge das Signal zur Abfahrt geben wollte, verkündete Smith, er werde in den Zweiter-Klasse-Wagen nebenan gehen. Der Wachposten zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen. Die Burschen können ohnehin nicht abhauen.« Smith zögerte einen Moment und betrachtete sein Gepäck, sein Gewehr und die schweren Schlüssel für die Ketten der Gefangenen. Er entschied, das Gepäck zurückzulassen, das Gewehr mitzunehmen und die Schlüssel an das Schlüsselbrett neben der Tür zu hängen. Sobald der Constable sicher im nächsten Wagen saß, gab der Posten sein Signal und wollte schnell die Schiebetür schließen. Nicht schnell genug. Zwei Männer rannten neben dem Zug her, warfen sich gegen die Tür und kletterten in letzter Sekunde hinein. Der Posten war wütend. Landstreicher waren dafür bekannt, dass sie solche halsbrecherischen Versuche unternahmen, um das Fahrgeld zu sparen. »Ihr Burschen könnt gleich wieder runterspringen, hier darf niemand mitfahren. Ist gegen die Vorschriften.« »Zu spät«, grinsten sie. »Wir sind drin und bleiben drin.« »Verdammt, dann bezahlt ihr bei der Ankunft, sonst könnt ihr euch auf eine Anzeige gefasst machen.« »Ganz wie du willst, Kumpel.« Grollend rollte der Wachposten die Flagge ein und legte sie auf ein Regal. Während er den Männern den Rücken kehrte, erhielt er einen Schlag auf den Hinterkopf. Als er zu Boden stürzte, rief einer der Gefangenen: »Die Schlüssel! An dem Haken neben der Tür!« Rasch wurden die Weißen befreit, und einer der Neuankömmlinge deutete auf Yorkey. »Was ist mit dem Nigger? Lassen wir ihn auch gehen?« »Von wegen, Andy, das Schwein hat Syds Haus niedergebrannt und uns verpfiffen. Hat die Bullen geschickt, die das Vieh überprüft haben.« »Der Typ da?« »Sicher doch.«
    Der Mann stützte sich im schaukelnden Wagon ab und trat wieder und wieder auf Yorkey ein. Schließlich schlug er ihn mit den losen Ketten, bis der Gefangene fast bewusstlos und blutüberströmt am Boden lag. Sie zerrten den Posten zur Wand, ketteten ihn fest und warfen die Schlüssel ans andere Ende des Wagons zwischen das Frachtgut. Yorkey lag ganz still da und hielt seinen blutenden Kopf mit den Händen umklammert. Er hatte sich zusammengerollt, um weiteren Hieben zu entgehen. Er fürchtete, dass einige Finger gebrochen waren, wagte aber nicht, sie versuchsweise zu bewegen. Er hörte, wie die Männer an der offenen Tür standen und einander aufforderten hinauszuspringen, während der Zug immer schneller wurde. Dann waren sie weg, und er vernahm nur noch das Rattern der Räder unter sich. Langsam und unter Schmerzen versuchte er sich hochzustemmen, besann sich dann aber eines Besseren. Sein linker Arm versagte ihm den Dienst, er musste gebrochen sein. Seltsam, der Schmerz in den Fingern war schlimmer. Auch mehrere Rippen waren gebrochen, das Atmen fiel ihm schwer. Er spürte, wie er das Bewusstsein verlor, wollte dagegen ankämpfen… 
     
    Der Wachposten fand sich in Ketten neben dem Schwarzen wieder, der furchtbare Prügel bezogen hatte. Sein eigener Kopf dröhnte von dem Hieb, doch der arme Kerl war weitaus schlimmer dran. Die anderen Gefangenen waren natürlich auf und davon, und er lag hier, so weit von dem Verletzten entfernt, dass er ihm nicht einmal helfen konnte. »Alles klar?«, rief er, erhielt jedoch keine Antwort. Er sah die Blutlache auf den Bodenbrettern und fragte sich, ob der junge Schwarze bereits tot sei. Ein Wunder wäre das nicht.
     
    Uniformierte Polizisten riefen einander wütend etwas zu. Der Lokführer drängte sich durch die Menge zu ihnen. Männer halfen dem Wachposten aus dem Wagon, ein junger Polizist wollte ihm helfen, doch der Mann beschimpfte ihn derart unflätig, dass die Menge in entsetztes Gemurmel verfiel. Sie hoben einen Schwarzen heraus, dessen Kleidung blutgetränkt war. »Ist er tot?«, fragten die Leute im Flüsterton. »Sieht ganz so aus«, meinte jemand. Sie gingen behutsam mit ihm um, übergaben ihn an Helfer, die ihn in eine lange Schubkarre betteten. Da erkannte Sibell den Mann! Zack hörte ihre Schreie und rannte zu ihr hin. Einige Umstehende bemerkten, das sei zu viel für die Damen, die Polizei dürfe Frauen nicht einem

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