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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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plauderte mit den Gästen, schmeichelte ihnen und landete schließlich auch bei den Forrests und Cochranes, die am selben Tisch saßen. »Was für ein herrlicher Abend«, sagte sie begeistert. Judah Forrest pflichtete ihr bei. »Wirklich ganz reizend. Obwohl ich fürchte, dass wir auf dem Heimweg nass werden, es sieht nach einem Unwetter aus.« Alle sprachen mit ihr, lächelten, Amy Cochrane machte ihr Komplimente wegen ihrer Garderobe. »Ich bin so froh, dass Sie sich amüsieren«, meinte Harriet. »Leider fürchte ich, dass wir Ihren Abend hier stören. Zu welcher Gesellschaft gehören Sie?« Die Herren verharrten reglos; sie schauten einander an, ihnen fehlten die Worte. Die Damen starrten sie mit offenem Mund an. Harriet wurde an einen anderen Tisch gerufen und ging ruhig weiter, als interessiere sie die ganze Sache nicht mehr.
     
    William hatte mehr vor, als nur den Ehrengast an seinen Tisch zu lotsen. Er trennte Myles von seinen Gefährten und schob ihn unauffällig in Mrs. Ryans Büro. »Ich habe mit dir zu reden, mein Sohn.« »Nur zu, stimmt etwas nicht?« »Ja, und das weißt du ganz genau. Ich muss mit dir sprechen, bevor du noch mehr trinkst. Es geht um Harriet.« »Was ist mir ihr?« »Sie ist meine Frau, doch ich weiß, dass du meine Ehe nicht gutheißt. Ich habe in meinen Briefen immer wieder davon geschrieben, aber du hast es vorgezogen, diese Tatsache zu ignorieren. Ich liebe Harriet, und du wirst ihr respektvoll begegnen.« »Was soll ich denn tun? Mami zu ihr sagen?« William fuhr zusammen. »Wenn ich nicht wüsste, dass du bereits zu viel getrunken hast, würde ich dich jetzt schlagen…« »Tut mir Leid. Du hast ja Recht, es war unpassend. Aber du musst auch verstehen, dass ich mich in einer schwierigen Lage befinde.« »Für dich ist es überhaupt nicht schwierig. Das bildest du dir bloß ein.« William trat zurück und warf durch die angelehnte Tür einen Blick auf Mrs. Ryan, die ihr Personal gerade anwies, die Bar zu schließen. »Dein Leben ist vorgezeichnet, Myles«, sagte er traurig, »und ich bete, dass es so bleibt, aber du kannst nicht über das Leben anderer verfügen. Du musst dein eigenes Leben gestalten und das Beste hoffen, aber auch wir müssen unseren Weg gehen. Du bist mein Sohn und mein bester Freund, daher könntest du meine Frau wenigstens als Freundin betrachten. Als gute Freundin und Mitglied unserer Familie.« Er bemerkte, dass Myles in seinem silbernen Etui nach einer Zigarette suchte. »Hörst du mir überhaupt zu?« »Ja, Sir, ich denke schon.« »Gut. Und ihr Name ist Harriet, das kann doch nicht so schwer sein.« »Nein, Sir.« William lachte erleichtert. »Der Sir ist neu. Englisch, was? Warum konnte ich dir das nicht beibringen, als du ein Kind warst? Habe ich dir überhaupt schon gesagt, wie überglücklich ich über deine Rückkehr bin?« Myles grinste. »Ja, Dad.« »Dann los, lass uns feiern, und morgen möchte ich alles über deine Reise und das argentinische Vieh hören.« Arm in Arm betraten sie den Speisesaal und wurden mit »For he’s a jolly good fellow« und stehenden Ovationen empfangen. Myles sah zu Harriet hinüber, die mit Christy Cornford lauthals lachte, und spürte eine leise Eifersucht beim Gedanken an seinen Vater. William, der diese attraktive junge Frau so liebte, sollte lieber Acht geben, wenn Männer wie Christy in ihrer Nähe waren. Als die Sitzordnung geändert wurde, um Neuankömmlingen Platz zu machen, sorgte Myles dafür, dass Christy nicht mehr neben ihr saß. 
     
    Als Myles am Tisch auftauchte, war Harriet schon alles egal. Sie amüsierte sich prächtig, tanzte den ersten und letzten Tanz mit William. Ihr fiel auf, dass Myles sie einige Male höflich ansprach. Er hatte auch eine Rede gehalten, bei der alle applaudierten. Sie tanzte mit seinen Freunden und mit Christy und schloss sich dem gemeinsamen Singen an, das William nach dem Essen organisierte. Was für ein Spaß! Als es Zeit zum Gehen war, mussten Vater und Sohn sie stützen. Gemeinsam wankten sie die Esplanade entlang, durch den warmen, strömenden Regen. Das Wasser stieg in der Tropennacht dampfend vom Boden auf, und sie plantschten wie Kinder durch die Pfützen. Als Tom Ling ihnen die Tür öffnete, geriet er in helle Aufregung, da alle drei bis auf die Haut durchnässt waren. Die Anzüge der Herren und Missys Hut und Robe waren völlig ruiniert. Die Kameradschaft des Heimwegs hielt nicht lange vor. Harriet wusste, dass Myles’ verändertes Verhalten oberflächlich war.

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