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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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»Wir können ihn rausholen«, sagte William. »Aber wohin mit ihm? Er kann nicht ins Krankenhaus.« »Zu mir«, antwortete Zack entschlossen. Doch als die Pferde in Trab fielen, schrak er auf. »Nein, lieber doch nicht. Maudie würde uns die Hölle heiß machen, und Sibell – mit uns steht es nicht zum Besten…« »Mit dir und Sibell? Das kann ich nicht glauben.« »Ich hoffe, es in der Stadt wieder ins Lot zu bringen. Was aber fange ich mit Yorkey an?« William zögerte nicht. »Wir bringen ihn zu mir. Neben Tom Lings und Billy Chinns Unterkunft gibt es einen Lagerraum. Halt kurz bei mir an, dann sage ich ihnen, sie sollen dort ein Krankenlager vorbereiten.« Sie trafen im Gefängnis ein, wo der Reverend noch immer auf sie wartete. Er war inzwischen selbst in einer üblen Verfassung, konnte die Umgebung kaum noch ertragen und hatte sich während der letzten halben Stunde sogar mehrfach erbrochen. Yorkey war bei Bewusstsein und dankbar für ihre Hilfe. Zack bemerkte, dass der Aufseher die Kautionsmitteilung keines Blickes würdigte. Er war froh, sie alle miteinander loszuwerden.
     
    Am nächsten Morgen erfuhren Harriet und Myles verwundert von den Ereignissen der Nacht. Nachdem William die Situation erklärt hatte, eilte Harriet in den Lagerraum, um nach dem Patienten zu sehen. Myles schaute ebenfalls hinein und kam entsetzt zurück. »Kann ich irgendetwas tun?«, fragte er seinen Vater. »Der Junge sieht aus, als sei er unter eine Herde Bullen geraten.« »Eher eine Herde von Schweinehunden«, knurrte William. »Ich bleibe heute zu Hause. Geh doch ins Büro und hilf Leo.« »Sicher.« Am Tor begegnete er Zack Hamilton, seinem zukünftigen Schwiegervater, dem letzten Menschen, den er jetzt treffen wollte, aber Zack freute sich sehr. Er schüttelte Myles die Hand, klopfte ihm auf die Schulter und entschuldigte sich, dass er so sehr mit Yorkeys Wohlergehen beschäftigt gewesen sei. »Wie geht es ihm heute Morgen?« »Er sieht nicht allzu gut aus. Vater erwartet jeden Moment den Arzt. Harriet und Tom Ling kümmern sich um ihn.« »Gut. Myles, es ist wunderbar, dich nach so langer Zeit zu sehen. Du siehst prächtig aus. Später höre ich mir deine Abenteuer an. Und wie war der Ball gestern Abend? Lucy hat noch geschlafen, als ich aus dem Haus ging.« »Der Ball? Wir haben uns herrlich amüsiert.« »Freut mich«, strahlte Zack, »freut mich.« Was für eine Lüge, dachte Myles, als er durch das Tor ging und die Richtung zum Büro einschlug. Was für eine verdammte Lüge. Aber was hätte er sagen sollen? Zack Hamilton war so ein netter Kerl.
     
    14. Kapitel
     
    Myles hatte Kostümbälle schon immer gehasst. Untersetzte Männer tollten als Frauen verkleidet umher; Mädchen genossen die Verwandlung in Piraten, Straßenräuber und Sträflinge; dickliche Frauen wurden zu scheuen Schäferinnen, während ihre missratenen Töchter in hauchzarten Gewändern als Feen, Kokotten oder Maiköniginnen auftraten. Und Lucy sah ebenfalls lächerlich aus mit ihren rot bemalten Wangen, dem künstlich gekräuselten Haar und dem Kleinmädchenkleid mit den silbernen Schuhen. Wie immer drängten sich einige Männer durch die Menge und riefen Gelächter hervor: Sie waren als Eingeborene verkleidet, hatten die Haut mit angesengtem Kork oder Schuhwichse geschwärzt, trugen züchtige Bettlaken zu bloßen Füßen und fuchtelten mit Speeren, um die kichernden Mädchen zu erschrecken. Als Myles sich an den überfüllten Tisch setzte, inmitten von Dekorationen aus Ballons und bunten Bändern, fragte er sich, wie lange er diese lächerliche Veranstaltung wohl ertragen müsse. Das Abendessen war vorbei, doch er hatte keine Chance, Lucy wegzulotsen. Sie amüsierte sich in einer seltsam gezwungenen Weise, da sie wütend auf ihn war. Wütend, weil er zunächst gar nicht zum Ball hatte gehen wollen und nur ihr zuliebe nachgegeben hatte, allerdings unter der Auflage, sich nicht zu kostümieren. »Du musst aber.« »Ich muss gar nichts. Ich trage einen Abendanzug. Du weißt, wie sehr ich dumme Verkleidungen hasse.« »Sie müssen ja nicht dumm sein. Maudie meint, du könntest als Chinese gehen. Sie besorgt das Material im chinesischen Laden und näht dir einen Pyjama-Anzug. Dazu kannst du dir noch einen langen, dünnen Schnurrbart ankleben.« »Ich trage Abendkleidung, Lucy.« Und lasse mich nicht von deinem Schlachtross von Tante herumkommandieren, fügte er im Stillen hinzu. Er konnte Maudie Hamilton nicht ausstehen, hatte sie noch nie gemocht, und

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