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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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seine Abneigung hatte sich noch verstärkt, seit sie darauf verfallen war, hämische Bemerkungen über »Turteltäubchen« und Lucys Erfolge bei den jungen Männern des Bezirks zu machen. Alle zielten auf ihn ab und sollten ihn animieren, ein Datum für die Hochzeit festzusetzen oder wenigstens die Verlobung bekannt zu geben, doch er war einfach noch nicht so weit. Lucy hatte sich nicht verändert. Sie war noch immer ein sehr nettes Mädchen und sah besser aus, als er es in Erinnerung gehabt hatte. In London hatte er ein schwedisches Mädchen kennen gelernt, das mit seinem platinblonden Haar und der gebräunten Haut Lucy sehr ähnlich sah. Sie gefiel ihm so gut, dass er die Bekanntschaft vertiefen wollte. Zu seiner Enttäuschung musste er jedoch feststellen, dass sie kaum Englisch sprach. Die wenigen Stunden, die er mit ihr verbrachte, hatten sich sehr unbehaglich gestaltet. Nach den ersten Tagen mit Lucy, dem ersten Ansturm der Liebe, den aufgeregten Küssen und Liebkosungen empfand er in ihrer Gegenwart ähnliches Unbehagen. Nicht, dass ihnen die Gesprächsthemen ausgegangen wären, sie redeten ständig über ihre Familien, Bekannte, die Stationen, eben die alten Themen, bis Myles nach einer Weile merkte, dass er diese Themen langweilig fand. Unglücklich erkannte er, dass er auch Lucy als langweilig empfand. Sie erwartete einen Verlobungsring, doch er konnte sich einfach nicht zu diesem Schritt durchringen. Er verstand ihre Anflüge von Gereiztheit, die sich oft zu ernsthaften Auseinandersetzungen entwickelten, konnte das Thema aber nicht anschneiden, weil er nicht wusste, wohin die Diskussion führen würde. Irgendwann würde er Lucy heiraten, doch zuerst brauchte er noch Zeit für sich. Er dachte an Flucht. Eine Reise zu Pop. Schließlich war er hauptsächlich wegen der Krankheit seines Großvaters heimgekehrt, doch sein Vater wollte nichts davon hören. »Pop geht es schon viel besser. Du kannst uns jetzt nicht verlassen, so kurz vor Weihnachten. Lucy wäre sehr aufgebracht.« Später hörte er, wie William zu seiner Frau sagte: »Wann wird Myles wohl die Verlobung bekannt geben? Maudie sagt, für Lucy sei die Ungewissheit nur schwer zu ertragen. Sie denkt schon über das Brautkleid nach.« Harriets Antwort hatte ihn überrascht und auch ein wenig getröstet. Das hatte er nicht erwartet, nicht von dieser Seite. »Maudie Hamilton sollte sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern«, hatte sie barsch entgegnet. »Frauen wie sie beschwören nur peinliche Situationen herauf. Man muss den Dingen ihren Lauf lassen. Vermutlich wartet Myles, bis Zack und Sibell in der Stadt sind.« Das verschaffte ihm Luft. Doch nun waren Zack und Sibell in Darwin. Myles mochte Zack und betete Sibell förmlich an, obwohl sie immer ein wenig verträumt wirkte. Eine reizende Frau. Er erinnerte sich noch dankbar daran, dass sie ihn auf der Beerdigung seiner Mutter, als alle ihm die Hand schüttelten und »Du musst tapfer sein« sagten, in den Arm genommen und mit ihm geweint hatte. Und sie hatte ihm offene, wohltuende Briefe geschrieben, in denen sie von seiner Mutter berichtete, von ihrer Liebe zu ihm, von den guten Zeiten, während sonst niemand wagte, ihren Namen in seiner Gegenwart auszusprechen. Diese Briefe hatte Myles niemals jemandem gezeigt. Wie konnte er Sibell jetzt enttäuschen? Lucy war an den Tisch zurückgekehrt, nachdem sie an einem wilden Tanz namens Alberts teilgenommen hatte. Sie schmollte noch immer. »Alle halten dich für einen Snob, weil du nicht verkleidet bist«, zischte sie. »Interessant. Bevor ich weggefahren bin, habe ich mich auch nie verkleidet, was mir nie jemand als versnobt angekreidet hat.« »Du weißt, was ich meine.« »Nein, weiß ich nicht.« »Alle in der Stadt lieben Kostümbälle.« »Nein, das ist nicht wahr. Mein Vater und seine Frau sind auch zu Hause geblieben, weil sie keine Lust hatten.« »Verstehe. Stellt sie jetzt die Regeln auf?« »Wer?« »Harriet. Der städtische Kleiderständer. Sie möchte sich natürlich nicht wie der gemeine Pöbel anziehen.« »Keine schlechte Beschreibung«, murmelte Myles. Um ihn herum verrutschten Perücken und seltsame Kostüme, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Laut sagte er: »Wollen wir jetzt gehen?« »Nein, noch nicht.« Sie drückte sich an ihn. »Myles, Liebster, sei doch bitte nett. Es sind nur noch drei Tänze, und den letzten haben wir immer zusammen getanzt.« Er spielte mit dem Gedanken, ins Pub zu huschen, wo sich andere durstige

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