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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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mehr.« »Das tut mir Leid, Yorkey. Ich weiß noch, dass Netta zu dieser furchtbaren Zeit wegging. Sie zog mit einem Viehtreiber fort, hat ihn angeblich geheiratet.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat sie sitzen lassen, Missus, als er erfuhr, dass sie ein Baby erwartete. Es war nicht seins, sondern Jimmy Moons Baby.« »O Gott, wie traurig. Aber ich sehe, dass sie einen prächtigen Sohn bekommen hat. Vielleicht sprechen wir demnächst noch einmal darüber.« Er nickte und lächelte dann. »Sie sagte, Jimmy Moon war ein guter Mann.« »Ja, das war er, ein wahrhaft guter Mann. Und nun ruh dich aus, Yorkey.«   Sie kam noch öfter, und Yorkey freute sich auf ihre Besuche. Sie erzählten von den alten Zeiten, da Sibell alles über Netta und ihr Schicksal hören wollte. Zack kam ebenfalls und sah ihn, die Hände in die Hüften gestützt, grinsend an. »Du bist also Nettas Sohn, was? Jetzt muss ich mir noch mehr Mühe geben, dich gegen diese Anklage zu verteidigen. Denk daran, dass du die Stadt nicht verlassen darfst, du bist nur auf Kaution frei.« »Dazu dürfte er wohl kaum in der Lage sein«, meinte Sibell. »Ich weiß, ich wollte ihn ja nur warnen. Brauchst du irgendetwas, Yorkey?« Der junge Schwarze hatte lange darüber nachgedacht. »Mein Pferd und den Sattel. Die Kerle von Glenelg haben mir alles weggenommen.« Zack lachte. »Du machst wohl Witze. Die Sachen siehst du nie wieder.« »Aber sie gehören mir!« »Schon, aber Feuer legen ist auch nicht erlaubt. Und komm bloß nicht auf die Idee, dir Pferd und Sattel zurückzuholen. Glenelg wirst du Zeit deines Lebens nicht mehr betreten, klar?« Yorkey nickte unwillig. Doch das bedeutete, dass er kein Pferd, keinen Sattel und keine Arbeit mehr hatte, selbst wenn ihm eine Gefängnisstrafe erspart bleiben sollte. Ein Treiber ohne Pferd! Es kamen noch andere Besucher. Die Oatleys sahen oft nach ihm, doch am meisten unterhielten ihn die verrückten Chinesen, die in ihrer seltsamen Sprache miteinander stritten, vor allem, wenn es um seine Pflege ging. Tom Ling behandelte die Prellungen mit Tinkturen, die angeblich heilsam wirkten, doch Billy Chinn behauptete, die bessere Medizin zu besitzen. Manchmal rieben sie ihm das Gesicht gleichzeitig mit zwei verschiedenen Salben ein, so dass er sich vorkam wie ein Krieger in voller Bemalung. Er wusste nicht, ob die Salben etwas nützten, und hätte sie am liebsten abgewaschen, aber die beiden Experten ließen darin nicht mit sich reden. Als es ihm besser ging, verfrachteten sie ihn in einen Lehnstuhl, wickelten ihn in Decken wie eine Großmutter und zwangen ihn zur Ruhe, bis der Arzt seine »Mitte« für gesund erklärte. Vermutlich meinten sie damit die Nieren, die noch von den Tritten schmerzten. Allerdings konnte er wieder pinkeln, was wohl ein gutes Zeichen war. Doch irgendwann hörten die beiden Chinesen plötzlich auf zu streiten. Sie wurden kalt und schweigsam und wechselten verstohlene Blicke. Yorkey sorgte sich so sehr, dass er sich erkundigte, ob er etwas falsch gemacht habe. »Nein, nein, du guter Kerl. Bald gesund«, meinte Tom Ling beschwichtigend. »Was ist denn dann mit euch los?« »Nichts!«, schrie Tom. »Nichts los! Alles prima!« Von wegen, dachte Yorkey. Dann kam Mrs. Oatley eines Tages herein, um nach ihm zu sehen, und kurz darauf folgte der junge Mr. Oatley. Sie scherzten über die zahlreichen Besucher, für die nur ein Stuhl zur Verfügung stand. Yorkey lachte mit ihnen. Dann brachte Tom Ling seinen Tee, und er bemerkte überrascht den Blick, den der Chinese den beiden zuwarf. Es ging blitzschnell, doch wenn Blicke töten könnten, wären die beiden auf der Stelle umgefallen. Mrs. Oatley und Mr. Myles plauderten weiter, ohne etwas zu bemerken. Als Tom gegangen war, erhob sich Mrs. Oatley ebenfalls. Ihre Hand strich leise über Myles’ Hand, und das Lächeln, mit dem er sie bedachte, war ebenso verräterisch. Hielten sie ihn für blind? Meinten sie, ein Schwarzer sei nicht empfänglich für derartige Dinge? Diese Berührung, dieses Lächeln verhießen nichts Gutes. Für einen Moment hatten sie wie ein Liebespaar gewirkt, und Yorkey war schockiert. Später wollte er sich einreden, es sei nur Einbildung gewesen. Und selbst wenn? Sie gehörten zu einer Familie, da gab es gefühlsmäßige Bindungen. Andererseits war ihm die Atmosphäre, die im Raum herrschte, die Spannung in der Luft, nicht entgangen. Allmächtiger Gott, was spielte sich da ab? Mr. Oatleys Frau und sein eigener Sohn! Yorkey kippte den Tee mit

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