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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ließ sie niemals zur Ruhe kommen.
    Harriet erinnerte sich an den Morgen, als sie allein zu Hause gewesen war. Sie hatte sanft an seine Tür geklopft und ihm gesagt, es müsse aufhören. »Das geht nicht«, hatte er zu ihr gesagt, »meine Liebe zu dir ist grenzenlos. Wild! Ich will nicht, dass sie aufhört, und du willst es auch nicht. Unmöglich.« Sie liebten sich in seinem Bett, hungrig, vergaßen alles um sich herum in einer neuen, aufregenden Art der Liebe, die sie zusammenschmiedete und ihr Leben noch schwerer machte. Myles blieb so oft wie möglich zu Hause und schickte die Dienstboten los, um Besorgungen zu machen. Und so wurde Harriet ruhelos, lief wie eine Fremde durch ihr Haus und wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte, wenn sie einmal allein war. William gegenüber wahrte sie den Schein. Sie ließ zu, dass er mit ihr schlief, empfand aber keine Lust mehr, sondern betrachtete es als reine Pflichterfüllung. Zum Glück schien er den Unterschied nicht zu bemerken. Über diese Seite ihres Lebens sprach Myles nie mit ihr. Zudem hatte William eigene Probleme. Er sorgte sich wegen Sibell Hamiltons Drohung, Zack zu verlassen, und Yorkeys bevorstehender Gerichtsverhandlung. Der junge Schwarze hatte sich erholt, lebte aber noch im Dienstbotenquartier.
    Harriet fand es ein wenig lästig, dass Sibell ihn so oft besuchte, doch Zack bestand darauf, dass sie den Seiteneingang nahm und das Haupthaus nicht betrat. Daher konnte Harriet sich schlecht beschweren. Aber Sibell störte dennoch; die Nachmittage waren nicht länger sicher, und Harriet fühlte sich oft gezwungen, Sibell aus Gründen der Höflichkeit zum Tee zu bitten, auch wenn diese die Einladungen nur selten annahm. Myles sagte, sein Vater sei ein wenig verliebt in Sibell, was Harriet erstaunlicherweise ärgerte, hatte diese Bemerkung doch angedeutet, dass William ihr nicht seine ungeteilte Liebe schenkte. Was sollte nur werden? Sie legte Fächer und Buch beiseite und knöpfte ihre Bluse auf. William wurde immer ungeduldiger, weil Myles die Verlobung mit Lucy Hamilton hinauszögerte. Er war freundlich, aber bestimmt, erkundigte sich nach dem Stand der Dinge, und Myles brachte einen ganzen Katalog von Entschuldigungen vor. Manchmal gab er Lucys schlechter Laune die Schuld, was sein Vater mit dem Vorschlag, ein ehrliches Gespräch sei die beste Lösung, abtat. Wir alle könnten ein ehrliches Gespräch gebrauchen, dachte Harriet, aber wer soll den Anfang machen? Einmal hatte Myles vorgeschlagen, die Leitung der Millford Station zu übernehmen, die ursprünglich den Eltern seiner Mutter gehört hatte. Sobald er sich eingelebt hatte, sollte Harriet William verlassen und zu ihm ziehen. Sie könnten im Busch ihr eigenes Leben führen. »Gehört Millford denn nicht deinem Vater?«, hatte ihn Harriet erinnert. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu reden. Die Tatsache, dass Myles ohne seinen Vater mittellos dastand, war unumstößlich. Mit seinem Vater, Lucy und Pop im Rücken wäre er hingegen mehrfacher Millionär. Harriets Hände waren feucht. Sicher, Myles’ Liebe war grenzenlos, doch wie lange konnte sie sich gegen diese Widrigkeiten behaupten? Sie wünschte, sie könnten einfach weglaufen, nicht nach Millford, sondern nach London. In die Kälte, hin zu den Kaminfeuern und fremden Menschen, wo ihre Liebe ihnen Schutz bot. Sie ging niedergeschlagen zu Bett und überließ die Männer ihrem Schachspiel. Oder einem anderen Spiel, in dem sie letztendlich die Verliererin sein würde, so war ihr jedenfalls zu Mute. Aber sie liebte Myles zu sehr, um in die Zukunft zu blicken.
     
    Der Umschlag trug die Aufschrift PERSÖNLICH, daher hatte Leo ihn ungeöffnet auf Williams Schreibtisch gelegt. Sein Chef schlitzte den Brief in aller Ruhe auf, während sein Blick noch auf der Liste interessanter Pferde ruhte, die bei der bevorstehenden Jährlingsschau zu verkaufen waren. Er rechnete mit einer weiteren Einladung zu den unzähligen Feiern, die von örtlichen Geschäftsleuten am Jahresende organisiert wurden: langweilige Angelegenheiten, immer dieselben Gäste bei öden Essen mit reichlich Alkohol, die oft im Streit endeten. In diesem Jahr hatte er schon einige Einladungen abgesagt. Doch es war keine Einladung. Sein Gesicht lief rot an, als er die ersten Worte las.  Lieber William,  

ich schreibe dies nur, weil ich denke, du solltest über die Angelegenheit Bescheid wissen. Ich kann es dir einfach nicht persönlich sagen, es regt mich zu sehr auf. Offen gesagt, ich

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