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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Felswanne. Er aß das Essen, das sie ihm einmal am Tag vorsetzten, mit kalter Entschlossenheit. Es waren nur Fetzen von Känguru- oder Reptilienfleisch, Überreste, die wenig Feuer abbekommen hatten, oder Beeren und angegessene Jamswurzeln, doch Essen war Essen. Er schloss die Augen und kaute weiter, denn er wusste, dass ihn schon bald Durchfälle heimsuchen würden, die ihm wenigstens die Möglichkeit gaben, die Höhle zum Waschen zu verlassen. Nach einem derartigen Ausflug stieg er in seine nasse Hose und deutete mit Gesten an, er wolle sich eine Weile zu Mimimiadie setzen. Dieser war vermutlich ebenfalls angespannt, da er auf die Rückkehr seines Sohnes wartete. Mit Hilfe von Pidgin-Englisch, Williams bruchstückhaften Kenntnissen der Dialekte vom Victoria River und Mimimiadies wenigen englischen Brocken bemühten sie sich um eine Unterhaltung. Er erzählte dem großen Mann, dass auch er einen Sohn habe, und hoffte auf Mitleid, doch als Mimimiadie dessen Alter wissen wollte und ob er ein guter Sohn sei, musste William die letzte Frage verneinen. Er war erstaunt über sich selbst, doch nach vier Tagen Gefangenschaft lag es wohl an seiner körperlichen und geistigen Erschöpfung. Außerdem, wen kümmerte schon, was er über seinen Sohn dachte? Mimimiadie runzelte die Stirn. »Hast du ihn geschlagen?« William schüttelte den Kopf. »Nein. Sollte ich aber.« Der große Mann schlug mit seiner Keule auf den Boden. »Schlag ihn. Brich seinen Schädel.« William war klar, dass er einen harten Burschen vor sich hatte, einen Mann, der sich den Weißen niemals ergeben würde. Er versuchte, mit ihm über Frieden zu sprechen. Mimimiadie verstand ihn zwar, schüttelte jedoch den Kopf. »Lieber sterben.« »Was ist mit deinem Jungen Boomi? Im Frieden wäre er sicher.« Garradji sprang ein. »Er sagt, vielleicht. Neue Zeit. Zuerst geht er heim zum Fluss. Dann sehen.« »Wirst du mich töten?«, fragte William den Anführer unverblümt. Dieser zuckte mit den Schultern. »Kein Boomi, kein weißer Boss.«
    William musste wissen, was ihn erwartete, um Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er fürchtete sich nicht vor dem Sterben, nur vor der Art, in der es geschah. Der Tod im Busch kam meist plötzlich, durch Schlangenbisse, Reitunfälle, wilde Bullen oder Vieh, das einen niedertrampelte; man ertrank, verhungerte, fiel der Hitze zum Opfer. Er hatte in Darwin ein angenehmes Leben geführt, doch nun, da er in seine Heimat zurückgekehrt war, sah er dem Tod ins Auge. In dieser Situation gab es kein plötzliches Ende – das war ihm nicht vergönnt. Er glaubte keine Sekunde lang, dass die Behörden Mimimiadies Sohn ausliefern würden. Mimimiadie kämpfte um seinen Sohn. Hoffentlich würde der Junge später einmal erkennen, wie sehr ihn dieser entschlossene Krieger, der so tief in der Vergangenheit verwurzelt war, geliebt hatte. Und William hoffte, dass sein eigener Sohn sich zwischenzeitlich um seine Befreiung bemühte, Himmel und Erde in Bewegung setzte, wie er es im umgekehrten Fall getan hätte. William saß im Dunkeln da, am Hals gefesselt, während ihn gereizte Fledermäuse angriffen, mit verkrampften Gliedmaßen und wunder Haut, und versuchte, gnädiger über Harriet und Myles zu denken. Den übereilten Verkauf der Firma und des Hauses empfand er nun als trivial und unbedeutend, ebenso seine Flucht ins Outback. Hier sitze ich nun, dachte er, bar jeder Würde. Er zupfte sich Fledermauskot aus Gesicht und Haaren. Was galten hier schon seine verletzten Gefühle und ihr unwürdiges Benehmen? Nicht viel. Er wollte nicht sterben, ohne den beiden Menschen verziehen zu haben, die er so geliebt hatte und auf eine Art noch immer liebte. Doch der Kummer war beharrlich. Er versuchte, inmitten der Ruinen seines Lebens an bessere Zeiten zu denken. Gopiny musste sich bücken, um das Ende der Höhle zu erreichen. Er brachte dem Gefangenen frisches Wasser, schaute ihn finster an und ließ ihn wieder allein mit den Schatten. 
     
    Reverend Walters war überaus erleichtert, dass die Hamiltons Boomi während der Feiertage bei sich aufnehmen wollten, da sie die Situation verstanden. Er hatte schon befürchtet, er müsse Mrs. Branigan, die bereits zwei Kinder aufnahm, auch noch den Sprössling des berüchtigten Kriegers aufhalsen, doch nun bot sich ein anderer Weg. Sibell und Zack kamen, um sich den Jungen anzusehen. Es war ein kräftiger kleiner Bursche mit sehr dunkler Haut und kurzem, krausem Haar. Er wirkte ziemlich schüchtern und wich vor ihnen

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