Tal der Traeume
eigenen Leute fürchten sich vor ihm. Wo hält man ihn fest? In Fanny Bay? Ich wäre bereit, den Jungen zu ihm zu bringen.« »Sehr gut«, sagte Zack kühl, »doch erwähnen Sie es bitte nicht, es soll vertraulich bleiben. Ich wollte Ihnen nur vorab einen Hinweis geben. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir.« Er musste Myles anstoßen, damit dieser mit ihm das Haus verließ. Draußen explodierte Myles. »Was ist mit diesem Mimi oder wie er heißt? Hält er meinen Vater gefangen?« »Ich fürchte, ja. Und es sieht so aus, als hätte die Polizei ihm gesagt, er solle sich stellen, dann würde man seinen Sohn freilassen. Aber das ist eine Falle, der Junge käme niemals zu seinem Stamm zurück. Mimimiadie hat das durchschaut und einen Weißen als Geisel genommen.« »Hat Yorkey dir das erzählt?« »Nein«, knurrte Zack. »Also befindet sich mein Vater in den Händen eines Mörders, und du willst nicht zur Polizei gehen. Aber ich werde es tun.« Zack ergriff seinen Arm. »Nein, wirst du nicht. Dein Vater hat Yorkey zu mir geschickt, und ich nehme die Sache in die Hand! Wir müssen den Jungen holen.« »Wie denn? Willst du ihn entführen? Walters würde sofort Alarm schlagen. Warum erklären wir ihm nicht einfach die Lage, damit er uns den Jungen aushändigt? Er wird es verstehen.« »Von wegen, der Junge ist auch eine Geisel. Walters würde sich mit den Behörden in Verbindung setzen und erfahren, dass Mimimiadie nach wie vor auf freiem Fuß ist. Er hat eine Seele zu bekehren, die lässt er sich nicht wegnehmen.« »Auch nicht, um meinen Vater zu retten?« »Er kann nicht, er hat seine Vorschriften, an die er sich halten muss. Jedenfalls können wir ihm nicht trauen. Lass mich mal in Ruhe nachdenken.« Als sie zum Haus der Hamiltons zurückkehrten, war ihnen immer noch kein Plan zur Befreiung Boomis eingefallen. Beide waren wütend auf Yorkey, der ihnen nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. »Ich habe das nicht gewusst«, verteidigte sich dieser, »ich kannte zwar seinen Namen, wollte Sie aber nicht in Panik versetzen.« »Und dir war nicht bekannt, dass Mimimiadie von der Polizei gesucht wird?« »Nicht direkt. Ich wusste nichts über dieses Angebot. Mr. William auch nicht, aber er hat gesagt, ich solle Mimimiadie mit Respekt behandeln.« »Respekt? Warum das zum Teufel?«, explodierte Myles. Yorkey sah ihn verunsichert an. »Darum.« »Weil William wusste, dass er gefährlich ist«, sagte Zack knapp. »Mit anderen Worten, hier sehnt sich nicht irgendein Vater nach seinem Kind.« »Stimmt, aber Sie sollten sich keine allzu großen Sorgen machen. William sagte, ich solle das Kind holen, damit er schnell frei kommt. So einfach war das.« »Zur Hölle mit einfach«, fauchte Myles. »Mein Vater ist vermutlich schon tot. Wir übergeben das Kind, und die Schweine winken uns zum Abschied.« »Noch haben wir das Kind nicht«, warf Zack düster ein. »Wir müssen vielleicht doch die Erlaubnis der Polizei einholen.« »Nein, müsst ihr nicht«, sagte Sibell, die ihnen ruhig zugehört hatte. »Die Missionsschule schließt während der Ferien. Die Kinder werden in Familien untergebracht. Vor einigen Jahren haben wir zwei kleine Mädchen über die Weihnachtstage bei uns aufgenommen. Weißt du noch, Zack?« »Ja, aber…« »Mein Lieber, ich besuche Reverend Walters und biete ihm an, dieses Jahr wieder ein Kind zu nehmen. Oder zwei, wenn sich zu wenig Leute melden. Ich werde dafür sorgen, dass Boomi dabei ist. Überlasst das nur mir.«
Auf dem Heimweg ließ Myles jegliche Vorsicht außer Acht und sprach bei Harriet vor. Immerhin handelte es sich um einen Notfall. Sie unterhielten sich in einer Ecke der Veranda im Flüsterton, und als Tom Ling mit missbilligendem Blick fragte, ob sie Mittagessen wünschten, schrie Myles, er solle verschwinden. »Wozu diese Geheimniskrämerei?«, fragte Harriet schließlich. »Es ist eine Sache für die Polizei, Myles. Er ist dein Vater und mein Mann, du musst zur Polizei gehen.« »Ich weiß, aber Zack hat sich schon alles zurechtgelegt. Er ist zu vertrauensselig. Wir wissen nicht, wo sie Dad gefangen halten, aber Yorkey meint, er müsse mit dem Kind nach Pine Creek fahren. Das ist schon mal ein Anfang. Ich werde mich ruhig verhalten, bis wir dort sind, und dann alarmiere ich die Polizei. Ich glaube Yorkey kein Wort; vermutlich steckt er mit ihnen unter einer Decke. Was hält ihn denn davon ab, den Jungen dorthin zu bringen und mit ihnen zu verschwinden, ohne sich um William zu kümmern? Warum
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