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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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auf ihn gewesen. Er bezog Stellung hinter einem Felsvorsprung neben dem Weg und prüfte seinen Speer. 
     
    Myles Oatley betrachtete die Spuren der Pferde als Geschenk Gottes. Er würde ihn einholen, bevor er mit den Schweinen reden konnte, die seinen Vater dort oben gefangen hielten. Sie wussten, dass Yorkey kam. Er würde sich ihnen einfach anschließen, der Junge würde Schutz vor Angriffen bieten. Am wichtigsten war es, William zu finden. Er hatte die Überlegungen bezüglich Harriet und Williams Haltung ihnen gegenüber verdrängt, da er einfach nicht wusste, wie er das Problem lösen sollte, ohne Harriet oder seinen Anteil am Familienvermögen zu verlieren. Es war ärgerlich, dass William trotz seines ganzen Reichtums seinem Sohn nie etwas überschrieben hatte, keinen Anteil am Landbesitz, keine Wertpapiere, gar nichts. Einige seiner Freunde hatten zu ihrem achtzehnten Geburtstag die Besitzurkunden großer Ländereien erhalten, nicht aber Myles Oatley, er wurde knapp gehalten. Er war völlig abhängig von seinem Vater, der gut daran tun würde, sich für seine Rettung dankbar zu erweisen. Doch wenn William die Misshandlungen in der Gewalt Mimimiadies nicht überlebt hatte? Hatte er ein neues Testament aufgesetzt, bevor er Darwin im Zorn verließ? Sie beide vielleicht enterbt? Und wenn nicht, wie viel würde Harriet bekommen? Der Gedanke gefiel ihm nicht. Plötzlich und zum ersten Mal auf seinem unüberlegten Ritt fragte sich Myles, was er und Yorkey unternehmen sollten, wenn der versprochene Austausch der Geiseln ein Trick war. Hatte Mimimiadie je die Absicht gehabt, seinen Teil der Abmachung einzuhalten? Was, wenn sein Vater überhaupt nicht hier, sondern längst tot war? Was sollten sie tun? Das Kind dennoch übergeben? Myles hatte keine Ahnung. Im Notfall musste er sich auf Yorkeys Schutz verlassen. Das rotbraune Plateau ragte vor ihm auf wie eine ungeheure bedrohliche Masse, die dem Himmel zustrebte, ausgespien von dem uralten Land. Die Seitenhänge waren im Laufe der Jahre zu flachen Vorhügeln abgeschliffen worden, doch es würde eine weitere Million Jahre vergehen, bis der Zahn der Zeit am Plateau selbst nagte. Die Mitte des gespaltenen Felsens bildete die Schlucht, die Campbell’s Gorge genannt wurde. Myles wurde nervös beim Anblick des Plateaus und dem Gedanken, dass wilde Schwarze gemütlich dort oben warteten und glaubten, sie hätten das Spiel gewonnen. Wenn nun auch unten einige von ihnen auf der Lauer lagen? Er studierte die Spuren von Yorkeys Pferd. Sie verrieten keinen Tempowechsel, auch schien er zu keiner Zeit angehalten zu haben. Dennoch musste er größte Vorsicht walten lassen. Er ließ sein Pferd langsam traben und lud das Gewehr durch. 
     
    Gopiny brannte vor Aufregung. Das hier konnte er allein schaffen, und diesmal würde er es besser machen. Der andere Weiße, den er mit dem Speer angegriffen hatte, war durchgekommen. Nun kannte er die richtige Reihenfolge. Zuerst das Pferd töten, damit er den Mann treffen konnte, der in diesem Moment bestimmt nicht nach der Waffe griff, sondern dem schweren Körper des stürzenden Tieres auszuweichen suchte. Er wünschte, er hätte eine Keule mitgebracht, die im Nahkampf mehr nützte als ein Speer, doch er besaß immerhin zwei Speere. Sein Arm war stark, seine Reaktion schnell. Mit den Zehen zog er den zweiten Speer näher zu sich heran. Ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit auf das leuchtend blaue Gefieder eines heiligen Eisvogels, der ein Nest in einem hohen Termitenhügel baute. Mit dem Schnabel stieß er in die Mittelkammer vor. Gopiny grinste. Eisvögel waren schlaue Tiere, doch manchmal kämpften sie gegen Hügel an, die einfach zu hart waren, und brachen ihre Schnäbel ab. Dieser Bursche hier schaffte es, schob den Kopf in das Loch… Dann erklang ein anderer Laut. Hufschlag, das Klirren von Zaumzeug. Rasch griff Gopiny nach einem Speer, der Reiter war da! Er roch die Ausdünstungen des Pferdes. Er richtete sich auf, hob den Speer und schoss hervor. Doch irgendetwas ging schief! Ein Stoß traf seine Brust und schleuderte ihn rückwärts in die Deckung der Bäume, wo er lautlos ins weiche Gras sank. Entsetzt starrte Myles auf ihn hinunter. Er stieg nicht ab, dazu war keine Zeit. Der Bursche war nicht alt; der Mann im Ausguck hatte gelogen, er war höchstens dreißig. Seine Augen stierten leer aus dem bärtigen, schwarzen Gesicht; Blut sickerte über seine glänzende Brust, wo ihn die Kugel getroffen hatte. »Das war knapp! Zum Glück

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