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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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nächsten Biegung gegen die Wand, während Steine und Geröll herunterprasselten. Yorkey hatte Angst, die ganze Wand könne einbrechen. Und dann hörte er inmitten dieses Weltuntergangs einen Schrei. »Was war das?«, rief Zack. »Jemand ist verletzt. Hört sich schlimm an.« »Wer?« Zack rappelte sich hoch und suchte taumelnd Halt an der Wand. »Keine Ahnung.« Yorkey war entsetzt. Der Schrei schien nicht von unten gekommen zu sein, von einem Mann, der unter die Hufe geraten oder von Steinen getroffen worden war. Er war vom Himmel gekommen und in den staubigen Nebeln verklungen, die der Erdrutsch aufgewirbelt hatte. Ihm fielen die Geschichten seiner Mutter ein, von dem Todessprung, den Geistern, die noch immer hier lebten, und das überwältigende Gefühl, das er beim ersten Betreten der Schlucht empfunden hatte. Jetzt spürte er, dass dies alles der Wahrheit entsprach. Dies war geheiligter Boden, man hatte ihm eine Warnung zukommen lassen. Sie traten vor, um sich einen Überblick über die toten und verwundeten Tiere zu verschaffen. Die anderen Rinder wichen ihnen vorsichtig aus, nachdem ihr Sinn für Ordnung wiederhergestellt war.
    Yorkey war nervös, von der Gegenwart der Geister überzeugt. Vielleicht durchlebte der junge Mann, der vor Urzeiten von den Klippen gesprungen war, wieder und wieder Leidenschaft und Schmerz. Ein ruheloser Geist, der noch immer hier umging. Darüber musste er später nachdenken. Zack lief umher, rief nach den anderen Männern, schaute sich suchend um, doch der Erdrutsch hatte keilförmige Geröllhaufen hinterlassen, die in den Boden der Schlucht ragten, ihren Grundriss verändert hatten. Überall lagen verletzte, hilflos stöhnende Tiere. »Wir sollten nachsehen, ob alle Männer in Ordnung sind«, sagte er. »Ich weiß nicht, wer da geschrien hat. Könnte auch ein Tier gewesen sein.« Yorkey nickte. »Klar.« Er hatte nicht vor, den weißen Männern seine Meinung mitzuteilen und ihren Spott zu ernten. Er starrte auf die ungeheure Verbreiterung der Wand, die durch den Erdrutsch entstanden war. Darunter lagen Tiere begraben, keine Menschen. Nur er und Zack hatten sich in diesem Abschnitt der Schlucht befunden. »Na, dann los!« Zack hinkte davon, wandte sich dann um. »He, Yorkey. Danke. Ich stehe in deiner Schuld. Ich schätze, du hast mich gerade noch rechtzeitig gepackt.« 
     
    Niemand wurde vermisst, doch Paddy Milligan war schwer verletzt. Er lag zur Hälfte in einem Wasserloch, sein Sohn Duke kniete schreiend neben ihm. »Er ist tot! Mein Pa ist tot!« Zack schob ihn beiseite. »Lass mal sehen.« Paddy war zusammengerollt wie ein Fötus, als wolle er sich vor den stampfenden Hufen schützen, sein Blut hatte das Wasserloch rosa gefärbt, aber er atmete noch. »Ganz ruhig, Duke, er ist noch bei uns. Hilf mir, ihn herauszuziehen, sonst rutscht er zurück. Vorsichtig. Jemand soll durchzählen, ob alle da sind.« Man brachte Decken und bettete Paddy gegen die Wand. Die Männer rissen ihre Hemden in Streifen als Verbände, und Zack bemühte sich, die Blutung zu stillen und es Paddy so bequem wie möglich zu machen. Er hatte schon öfter erlebt, dass Männer unter die Hufe gerieten, und wusste daher, wie schmal der Grat zwischen Hilfe und Schaden war. Selbst die Ärzte waren sich in diesem Punkt oft nicht einig. »Er steht unter Schock«, sagte er zu Duke. »Hol Decken, Satteldecken, egal was, wir müssen ihn warm halten. Und wir brauchen Holz für ein Feuer, nach Sonnenuntergang wird es kalt.«
    Als Paddy zu sich kam, flößten sie ihm Whisky ein, während Zack sanft seinen Körper ausstreckte, einen gebrochenen Arm und ein gebrochenes Bein mit Stöcken schiente und sich unterdessen besorgt fragte, ob Paddy innere Verletzungen davongetragen hatte, denn das Atmen schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Hol Hilfe«, rief er Duke zu. »Woher?« Zack überlegte rasch. Drei Männer warteten mit dem Hauptteil der Herde vor der Schlucht, waren jedoch zu weit vom nächsten Wohnhaus entfernt. »Weiter, nach Katherine. Auf dem Weg dorthin gibt es Häuser. Wir brauchen einen Arzt und einen Wagen.« Duke zögerte. »Ich kann meinen Pa nicht zurücklassen. Wenn er nun stirbt?« »Dann schick jemand anders. Los!« Erst da wurde ihm bewusst, dass er einige der Helfer gar nicht kannte. »Woher kommt ihr?«, fragte er, als er sich schließlich ausruhen konnte. Paddy lag in Decken gehüllt neben dem Feuer. »Von Pop Oatleys Station. Wir sind auf dem Heimweg. Fünf Mann. Hatten Urlaub. Igeln uns jetzt für

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