Tal der Traeume
wollte. Seine Augen glitten jedoch in offene Zimmer, er erhaschte einen Blick in ein elegantes Esszimmer und einige vornehme Wohnräume, sogar Schlafzimmer mit blütenweißer Wäsche konnte er sehen. Dann standen sie in einem großen Schlafzimmer mit Veranda, von der aus man einen Blick über das Tal genoss. Ein gutes Zimmer, wenn man schon im Bett liegen musste. Sie schoben ihn zum Boss, der auf Spitzenkissen gestützt im Bett lag und darin so völlig fehl am Platz wirkte, dass Yorkey grinsen musste. »Sie lassen es ruhig angehen, was?« Casey runzelte die Stirn, aber Zack lachte nur. »Unfreiwillig. Wie geht es dir, Yorkey?« »Ganz gut.« »Möchtest du hier bleiben?« »Ja, bis der Auftrieb beginnt.« »Du kannst auch länger bleiben. Es wäre ein guter Job, ohne das ewige Herumreisen.« Yorkey war überrascht. Er hatte gar nicht an eine dauerhafte Stellung gedacht, war immer Treiber gewesen. »Na, ich weiß nicht.« »Hast genügend Zeit zum Nachdenken. Ich habe übrigens erfahren, dass Paddy auf dem Weg der Besserung ist.« »Schön zu hören. Sie auch, was?« »Ja, wurde auch Zeit.« Zack wandte sich an Casey. »Da fällt mir ein… wir hätten Yorkey als Eskorte für Maudie und Lucy losschicken sollen. Er hat erlebt, was in der Schlucht passieren kann. Jetzt ist es zu spät.« »Sie kommen schon zurecht«, meinte Casey. »Maudie wird dafür sorgen.« Sie sprachen eine Weile über dieses und jenes.
Yorkey fühlte sich fehl am Platz und hoffte, die Audienz sei bald vorüber. Er wäre gern gegangen, doch Zack hatte andere Pläne. »Sieh mal hinaus auf die Veranda, Yorkey.« »Wozu?« »Schau es dir an.« Mrs. Hamilton stand neben der Tür und strahlte, sie wirkte entspannter als vorher. »Hier draußen, Yorkey.«
Verwundert trat er nach draußen und entdeckte einen brandneuen Sattel, der über einem Stuhl hing, sonst war nichts zu sehen. »Er gehört dir«, rief Zack vom Bett aus. »Was?« »Der Sattel, du Esel. Ich habe bemerkt, dass du einen neuen Sattel brauchst, da ist er.« »Das ist seine Art, Danke zu sagen«, flüsterte ihm Mrs. Hamilton zu. »Er will ihn dir schenken.« »Mir?« Yorkey hatte nie zuvor einen so eleganten Sattel besessen und war wie vor den Kopf geschlagen. Irgendwie brachte er ein Dankeschön heraus, Zack schüttelte ihm die Hand, und Casey legte ihm den Sattel über die Schulter. Er war leicht, aus weichem, geschmeidigem Leder, aber robust und gut geschnitten. Die stählernen Steigbügel glänzten. Yorkey konnte sein Glück kaum fassen. »Dann mal los«, sagte Casey. »Du willst ihn doch sicher ausprobieren.« An der Tür wandte sich Yorkey noch einmal um. »Hoffentlich laufen Sie bald wieder rum, Boss«, sagte er und folgte Casey nach unten. Später fiel ihm auf, dass er unbewusst die richtigen Worte gefunden hatte. Zack war jetzt der Boss. Sein Boss.
6. Kapitel
Matong hatte das gefährliche Gebiet durchquert und war in die Heimat des Flussvolks gelangt. Die angrenzenden Sümpfe waren ausgetrocknet, der harte Schlamm bildete unregelmäßige Muster unter den einsamen Mangroven, deren immergrünes Laub erst hoch über dem Boden ansetzte, wie geraffte Röcke über mageren Beinen. Obwohl es hier ausreichend Nahrung gab, rannte er noch einen halben Tag weiter bis in die üppigen Wälder, die den Fluss säumten. Mit einem Schrei der Erleichterung sprang er in die warmen Fluten. Er ließ sich eine Weile treiben, trank, ruhte sich aus, hielt Ausschau nach Krokodilen, suchte die Ufer nach Anzeichen menschlichen Lebens ab.
Dann jedoch setzten die Hungerkrämpfe wieder ein. Er zündete ein Feuer an, stocherte im glimmenden Holz, bis es richtig brannte, und machte sich auf die Suche nach Nahrung. Schon bald kehrte er mit Panzerkrebsen und Muscheln zurück, die er in die heiße Asche warf. Dann machte er sich daran, eine Reuse auszurauben, die er weiter flussaufwärts entdeckt hatte. Es wurde ein Festmahl. Er verschlang zwei dicke Fische und die anderen Köstlichkeiten und legte sich, endlich gesättigt, hin. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Am Morgen stieß er auf einige seiner Angehörigen, doch bevor er ihnen von Mimimiadies Frau berichten konnte, klagten sie ihm ihr Leid. Berittene Polizisten hatten in ihrem Gebiet nach den Mördern der beiden Weißen gesucht und drei junge Männer verschleppt, ohne auf die Bitten der Ältesten zu achten, die deren Unschuld beteuerten.
Als Matong dies hörte, verschwieg er lieber, dass er und die anderen die Weißen aus Vergeltung getötet
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