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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ein anständiger Kerl. Sogar mit Colonel Puckering befreundet.« »Wer war das?« »Der Colonel war der Polizeichef des Territoriums. Ist inzwischen pensioniert, vielleicht auch tot.« Dodds zwinkerte ihm zu. »Der Colonel hat eine Dame aus dem Rotlichtviertel geheiratet, die beste Hure von Darwin. Junge, war das ein Skandal!« »Also kam Jimmy Moon nur zu Besuch?« »Ja. Komische Geschichte. Die Missus mochte ihn. Er war ein Freund von Mrs. Hamilton.« »Wie kam es dazu?« »Wenn du nicht ständig fragen würdest, könnte ich es zusammenkriegen. Sie halten den alten Dodds für tatterig, aber ich steck sie noch alle in die Tasche. Bin so schlau wie jeder beliebige andere hier, das kannst du mir glauben.« Yorkey wartete geduldig, während Dodds mit dem Stiefel Linien in den Sand zeichnete. »Also. Das war ein sonderbarer Tag, als Jimmy Moon kam. Wir wurden alle nach draußen gerufen, um uns die große Vorstellung anzuschauen. Mrs. Hamilton ließ ein aufgeputztes Pferd vorführen und schenkte es dem Schwarzen. Da ist er uns zum ersten Mal aufgefallen.« Yorkey saß ganz still da und erinnerte sich an die Worte seiner Mutter. »Er hatte ein eigenes Pferd.« Damals war das für einen Schwarzen etwas ganz Besonderes gewesen. »Weiß nicht, was Zack davon gehalten hätte«, fuhr Dodds fort. »Aber er war mit dem Vieh unterwegs. Wirklich seltsam. Sie sagte, sie schulde Moon ein Pferd, weil sie ihm vor langer Zeit ein Versprechen gegeben hatte. Da hast du deine Geschichte. Hab doch gesagt, ich vergesse kein Gesicht. Maudie war damals auch hier, mit ihrem Mann. Aber als er starb, übernahm sie die Station ihres Vaters, Corella Downs. Hat seither dort gelebt. So, jetzt muss ich aber los, meine Missus wartet mit dem Essen.«
    Er erhob sich, doch Yorkey hatte noch eine Frage. »Weißt du, was aus Jimmy Moon geworden ist? Es heißt, er wäre ein Held gewesen.« Dodds hielt inne und sah ihn an. Er kratzte sich das Haar und den dichten Bart, der sein Gesicht verdeckte. »Held? Na ja. Sie haben ihn aufgehängt.« Yorkey blieb der Mund offen stehen. Er war wie betäubt vor Entsetzen. Er konnte nichts sagen, keine Fragen mehr stellen, nicht schreien, um Dodds zurückzurufen. Er sah ihm nach, als sei er ein verstohlener Geist, der die Toten in ihrer Ruhe stört und den Ruhm eines Menschen zunichte macht. Er fühlte sich völlig leer. Später kam er sich töricht vor. Netta hatte ihn hereingelegt, Geschichten erfunden, ihm etwas vorgegaukelt. Über einen Vater, der kein Held gewesen war, sondern wie so viele Schwarze vor ihm gegen das Gesetz verstoßen hatte. Wozu das alles? Warum hatte sie überhaupt von ihm gesprochen? Hätte sie ihn nicht einfach in Frieden ruhen lassen können? Warum erfanden Frauen solche romantischen Geschichten? Kein Wunder, dass die Greisin im Lager zurückgeschreckt war. Hängen war ein schrecklicher Tod, den die Stammesleute zutiefst fürchteten. Yorkey schauderte und wünschte, er könne das Gehörte vergessen. Verdrängen. Jedenfalls würde er künftig keine Fragen über seinen Vater mehr stellen. Es war besser, nichts darüber zu wissen. »Du schaffst es auch allein«, tröstete er sich, als er zu seiner Schlafhütte trottete.
     
    Am Sonntagmorgen suchte Casey ihn auf. »Der Boss will dich sehen, Yorkey. Mach dich frisch.« Yorkey rannte los, um zu duschen und sich zu rasieren, borgte sich ein sauberes Hemd aus, putzte seine zerschrammten Stiefel, kämmte das nasse Haar nach hinten und band es zu einem Zopf. Unterdessen fragte er sich, wie er Zack ansprechen sollte, weshalb er überhaupt so aufgeregt war. Schließlich war Zack ein Mann wie jeder andere, er würde schon nicht beißen. Mrs. Hamilton empfing sie an der Hintertür. Sie wirkte nett, aber nervös. Sie schaute ihn an, als habe er sich in einen Kobold verwandelt und wolle ihr Haus auf den Kopf stellen. »Das ist Yorkey«, sagte Casey. Sie sah verwirrt aus. »So heißt du? Yorkey?«, flüsterte sie. »Ja, Missus.« »Woher kommst du?« »Aus der Gegend von Katherine.« »Verstehe.« Sie lächelte unvermittelt und erinnerte ihn dabei an die weiße Frau aus seinem Traum, die er mit Netta verwechselt hatte. Casey trat vor. »Er möchte zu Zack.« Sie nickte. »Ja, natürlich. Kommt herein.« Yorkey liebte diese Häuser, das polierte Holz, die verputzten Wände und die wohlriechende Luft, die unter den hohen Decken zirkulieren konnte. Yorkey sah geradeaus, während sie durch den Flur und eine Treppe hinauf gingen, da er nicht neugierig erscheinen

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