Tal der Traeume
für ihn einlegte. »Der Kerl hat Zack Hamilton nicht verletzt. Sie hatten ohnehin den Falschen verhaftet.« »Woher willst du das wissen?« »Weil ich in der Zelle mit ihm gesprochen habe. Er wollte nur Kleider stehlen, damit er auf einer Station leben kann.« Nun wurde Riley noch misstrauischer. »Woher weißt du, dass es Zack Hamilton war?« »Weil ich ihn gefunden habe. Er war am Wegrand zusammengebrochen. Ich habe ihn nach Hause gebracht.« Als die Viehhüter das hörten, baten sie Riley, Yorkey freizulassen. »Wen interessiert schon Walshs Haus? Vielleicht kapiert er dann endlich, dass er den Bezirk verlassen sollte.« Doch Riley blieb hart. »Für mich ist Brandstiftung nach wie vor ein Verbrechen. Er geht dafür ins Gefängnis, Schluss, aus.« Schließlich brach die kleine Prozession auf, quer über das offene Land. Yorkey war wütend auf sich, nicht, weil er das Haus angezündet hatte, sondern weil er sich hatte erwischen lassen. Er fürchtete sich vor dem Gefängnis und überlegte, wie er fliehen könnte, bevor sie Port Darwin erreichten. Vor ihnen lag ein langer Weg, er musste nur die richtige Gelegenheit abpassen. Dann wurde ihm klar, dass er ein gejagter Mann sein würde, ein entflohener Verbrecher, doch das war nicht weiter schlimm. Er könnte zurück nach Queensland gehen. Er wäre sicher, sobald er das Territorium hinter sich gelassen hatte. Und dort drüben, in jenem geschäftigen Riesenstaat, gab es genügend Arbeit für Viehtreiber.
Zweites Buch
Juni 1899
8. Kapitel
Die Oatley-Handelsgesellschaft hatte ihren Sitz in einem Geschäftslokal in der Smith Street. Auf der anderen Seite der breiten, unbefestigten Straße erhoben sich die hölzernen Bogengänge der Commercial Bank. Die Gegend war heiß und bot keinen Schutz vor Wind und Sonne, da in den benachbarten Straßen große Baulücken klafften. Die Vermesser hatten bei der Planung von Port Darwin bewundernswerte Arbeit geleistet, als sie auf den sandigen Ebenen, die schwitzende Männer gerodet hatten, symmetrische Straßenzüge vermaßen. Vor beinahe dreißig Jahren waren die ersten Grundstücke sorgfältig abgesteckt worden. Inzwischen gab es zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser, doch die Hälfte der Grundstücke war noch unbebaut, von Unkraut überwuchert, so dass die Stadtmitte an einen Mund voller Zahnlücken erinnerte. William Oatley, der Besitzer der Handelsgesellschaft, lehnte sich mit einer Tasse Tee in seinem Stuhl zurück und betrachtete die Fassade der Bank. Sie erinnerte an einen Kreuzgang, doch demnächst würde er dieses jämmerliche Ding niederreißen und durch ein kühles Steingebäude ersetzen, das die beiden benachbarten Blocks einbeziehen sollte, die ihm ebenfalls gehörten. Er würde notfalls selbst einen Gehweg anlegen, da die Stadt knapp bei Kasse war, und eine Markise vor dem Eingang anbringen. Doch zunächst wollte er das Haus fertig stellen, das er Emily May immer versprochen hatte. Nun war es zu spät. Sie würde ihr »Stadthaus«, das sie so liebevoll entworfen hatte, nie mit eigenen Augen sehen. Er seufzte. »Nichts für ungut, Liebste. Es hat lange gedauert, aber ich baue es genau so, wie du es wolltest. Es wird ein schönes Haus.«
Kaum zu glauben, doch ihr Tod lag schon fünf Jahre zurück. Dieser furchtbare Tag hatte sich ihm eingeprägt, als sei es gestern gewesen. Er und Emily May hatten sich schon als Kinder geliebt, genau wie Myles und Lucy. Beide waren auf Stationen im Busch aufgewachsen, hatten ihr ganzes Leben dort verbracht.
Warrawee, die Station der Oatleys, lag über hundert Meilen von der Millford-Station, dem Familiensitz von Emily May Mills entfernt, doch da ihre Eltern befreundet waren, standen sie in Briefkontakt, besuchten einander gelegentlich und verbrachten den Weihnachtsurlaub gemeinsam in Darwin. Während William und Emily May auf Hochzeitsreise waren, traf sie ein Schicksalsschlag. Mrs. Mills, Emilys Mutter, wurde bei Hochwasser in einen Fluss gerissen, als sie eine Furt im Buggy durchqueren wollte, und der Vater ertrank bei dem vergeblichen Versuch, sie zu retten. Es war eine traurige Heimkehr, und sie mussten ihre Pläne ändern. Eigentlich hatte William auf die Warrawee-Station zurückkehren und dort mit seinen Eltern leben wollen, doch nun beschloss man, er solle die Millford-Station übernehmen. Damals war er einundzwanzig gewesen und damit, wie Pop Oatley erklärte, alt genug, um zu wissen, was er tat. Die Leitung einer Viehstation dieser Größenordnung stellte
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