Tal der Traeume
Vieh ein bisschen vorantreiben.« »Mist! Du warst dabei?« »Ich habe zugesehen. Kann die Schlucht nicht leiden.« Yorkey brauchte Zeit, bis er alles zusammengefügt hatte. Numinga und die anderen Schwarzen waren oben auf dem Plateau gewesen, als das Vieh hindurch getrieben wurde. Ein junger Mann war zu Tode gestürzt, doch es gab noch andere, die dort oben Unheil stifteten. Numinga erwähnte ihre Namen nicht, aber Yorkey wollte sie auch gar nicht wissen. Es ging ihn nichts an. Immerhin wusste er nun, dass der Schrei echt gewesen war und der bedauernswerte Kerl noch immer unter Tonnen von Felsgestein begraben lag. Vielleicht waren die Geister tatsächlich zu ihm gekommen. Er sollte in Frieden ruhen. Und kein Wort davon zu den Treibern und Viehzüchtern. Die Schlucht sollte ihr Geheimnis bewahren.
Die Neuigkeit, dass man Numinga wegen des Speerangriffs auf einen weißen Mann verhaftet hatte und er sich nun im Gewahrsam zweier berittener Polizisten befand, erregte Unmut. Entscheidungen standen an. War die Angelegenheit so wichtig, dass man ihn befreien musste? Anscheinend schon. Die berittenen Polizisten hatten Numinga von der Warrawee-Station nach Osten gebracht. Um ihn zu befreien, musste man diese Polizisten angreifen. Manche sprachen sich dagegen aus. Die Schwarzen von den Stationen hatten Angst. Sie wussten um die Folgen der Gewalt gegen Gesetzeshüter und wollten nichts damit zu tun haben. Schließlich schickte ein Ältester zwei Fährtenleser los, um sie aufzuspüren. Wenn sie sie einholten, sollten sie nach einer Gelegenheit zur Befreiung Ausschau halten und Numinga eine Nachricht überbringen. Es dauerte Tage, bis die Fährtenleser die Reiter weit vor sich entdeckten. Sie vermuteten, diese seien unterwegs zum Außenposten der Polizei, und folgten ihnen vorsichtig. Als der Constable am nächsten Morgen vor die Tür trat, ahnte er nicht, dass man ihn aufmerksam beobachtete. Seine Gedanken verweilten beim Wetter, den Windböen, die Wolken aus heißem Staub aufwirbelten, um ihm das Leben noch schwerer zu machen. Der feine Staub drang überall hinein. Selbst Häuser mit Fenstern waren davor nicht gefeit, ganz zu schweigen von seiner Hütte mit den offenen Fensterschlitzen. Er ging wie gewöhnlich seinen Aufgaben nach, schnallte aber aus Sicherheitsgründen – immerhin hatte er zwei Gefangene zu bewachen – seinen Revolver um. Um Moon machte er sich keine großen Sorgen, doch der andere war offensichtlich gefährlich. Nachdem er die Pferde gefüttert und getränkt hatte, wandte er sich der Verpflegung seiner Gefangenen zu.
Er betrachtete die Vorratskammer. Sie konnten den Rest des Eintopfs mit Zwieback haben. Er würde sich ein frisches Fladenbrot backen und Speck dazu braten. Wenn Riley und Grimm zurückkehrten, musste er sich ernsthaft ans Kochen machen. Eine lästige Arbeit. Er reichte ihnen die Metallteller durch die Querstäbe des Fensters, ohne auf Yorkey Moons Beschwerden und Forderungen zu achten. »Alles zu seiner Zeit«, erwiderte er abweisend. Als sie ihm die Teller zurückgaben, erteilte er ihnen Anweisungen. »Ich werfe die Handschellen und Fußeisen rein. Moon, du legst sie an, dann schließe ich die Zellentür auf. Sollten sie nicht fest sitzen, wirst du erschossen. Der andere Mann bleibt hier. Wenn du herauskommst, Moon, bringst du den Nachteimer mit.« »Sie meinen wohl den Scheißeimer?«, fragte Moon lachend. »Mit Handschellen kann ich ihn schlecht tragen, und über die Fußeisen werde ich stolpern.« »Dein Problem«, entgegnete Wally. Sie mussten Wasser bekommen, und der Eimer musste alle vierundzwanzig Stunden geleert werden, so stand es im Handbuch. Weiter besagte es, dass die Zelle gereinigt werden müsse, doch davon konnte nicht die Rede sein. »Gut, ich bin so weit«, meinte Moon schließlich. Wally schloss auf, steckte Schlüssel und Vorhängeschloss in die Tasche, schob den schweren Riegel zurück und befahl Moon, aus der Zelle zu treten. »Was ist mit dem Eimer?« »Zuerst nach draußen.« Als Moon die Tür öffnete und herauskam, zielte der Constable mit seinem geladenen Revolver auf ihn. Er trat rasch vor, um Moons Fesseln zu prüfen. Er war zufrieden. So hatte er es schon immer gehalten, ein Schritt nach dem anderen, und war damit erfolgreich gewesen. Niemand würde ihn zur Eile zwingen. »Jetzt kannst du den Eimer holen. Sag deinem Kumpel, er soll sich hinten halten.« So weit, so gut. Als Moon draußen war, schlug er die Tür zu und schob wieder den Riegel vor. »Den
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