Tal der Traeume
Ohne Pferde gehe ich in diesem verdammten Land nirgendwo hin. Nach einem Tag bin ich tot.« Wally, der immer noch zitterte, zog einen kleinen Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Handschellen und nahm Moon die Fußeisen ab. Er entriegelte die Tür und schob Moon hinein, wobei er einen flüchtigen Blick in die Zelle warf. Er wollte gerade die Tür zuschlagen, als ihm klar wurde: Die Zelle war leer. Er taumelte ungläubig nach hinten, dann schrie er Yorkey an: »Das warst du! Du hast ihn rausgelassen!« Yorkey hörte ihn kaum. Er stand mit offenem Mund da, die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Numinga war fort. Durch eine verriegelte Tür geflohen. Er hatte selbst gesehen, wie der Constable den Riegel vorschob. Dann war Numinga nach hinten gerannt und hatte alle Pferde freigelassen. Oder andere hatten es für ihn getan. Yorkeys Fantasie arbeitete auf Hochtouren. Er erinnerte sich an Numingas Gesang, sein Einvernehmen mit den Geistern. War er ein Zauberer? Konnte er den gleichen Zauber einsetzen, um die Pferde freizulassen? Ihm wurde bewusst, dass Smith ihm Beschuldigungen entgegen schrie. »Reden Sie keinen Quatsch«, sagte er und ging hinter dem Constable nach draußen. Smith war so außer sich, dass ihn die Bewegungsfreiheit seines Gefangenen nicht weiter zu stören schien. »Meinen Sie, ich wäre vor Ihren Augen gefesselt zur Koppel gelaufen und hätte die Pferde freigelassen?«, fragte er sarkastisch. »Irgendjemand muss es getan haben.« »Außer, es war Zauberei. Geisterkram. Dieser Numinga ist ein komischer Vogel.« »So heißt er nicht. Er hat einen anderen Namen angegeben. Ist das der Echte?« »Nein«, log Yorkey. »So nennen Schwarze einen Zauberer.« »Wie ist er rausgekommen?« Smith untersuchte erneut den Riegel, schob ihn vor und zurück, doch Yorkey, dem der Wind den Staub ins Gesicht wehte, senkte den Kopf und entdeckte zu seiner Enttäuschung, dass keine Zauberei im Spiel gewesen war.
Er trat auf die Fußabdrücke im Staub, Fußabdrücke, die aus Richtung des Gebüschs und zurück verliefen, und sah sich nach Eindringlingen um. »Sie sollten nachsehen, ob die Pferde zurückgekommen sind«, rief er. »Ich gehe hier herum«. Nun war ihm alles klar. Die Fußabdrücke stammten nicht von Stiefeln, sondern von nackten Füßen. Irgendwelche Schwarzen hatten Numinga befreit und die Pferde vertrieben, um von der Flucht abzulenken und einer Verfolgung zu entgehen. Diese Erkenntnis ärgerte ihn. Sie hätten ebenso gut warten und ihn mitnehmen können, schließlich war er selbst ein Schwarzer. Verdammt, wo blieb da die Loyalität? Dennoch tat er seine Pflicht und zertrat die Fußabdrücke. Die Pferde würden vermutlich von selbst zurückkommen, doch er brauchte zuallererst Wasser und ein reines Hemd.
Yorkey sollte Recht behalten. Nach wenigen Stunden kamen die ersten Pferde zurück, und Smith begriff allmählich, was geschehen war. Er sperrte Yorkey wieder ein, verriegelte und verschloss die Tür und sattelte ein Pferd, um die restlichen Tiere einzusammeln. Der Wind legte sich, Regen fiel in dicken, schweren Tropfen, dann erklang Donnergrollen. Yorkey, der sicher in seiner trockenen Zelle saß, empfand Mitleid mit dem armen, alten Smith, der noch immer durch den Busch zog. Donner verschreckte Pferde; es würde schwer sein, sie bei diesem Wetter einzufangen.
Zwei Tage später ritten drei Männer von der Station mit Riley und Grimm herbei. In ihrer Begleitung befanden sich zwei Gefangene: der Verwalter der Glenelg-Station und dessen Bruder. Alle waren zufrieden, weil sie die Viehdiebe gefasst hatten, doch Riley tobte, weil der Constable den anderen Gefangenen hatte entkommen lassen. Yorkey in seiner Zelle hörte die Gardinenpredigt. Doch nun war es an ihm zu leiden. Zunächst weigerten sich die Gefangenen, die Zelle mit einem Schwarzen zu teilen, doch als sie ihn erkannten, änderten sie ihre Meinung. Um das Problem zu lösen, kettete man Yorkey über Nacht an einen Baum, in Sichtweite der Viehhüter, die ihr Lager in der Nähe aufgeschlagen hatten.
Am Morgen fesselte man ihn und die beiden anderen Männer auf ihren Pferden. Die Ersatztiere wurden eingefangen und von der Koppel geführt, und dann schloss man den Polizeiposten. Die Männer von der Station, denen am sicheren Transport der Viehdiebe gelegen war, meldeten sich freiwillig, die Eskorte bis nach Pine Creek zu begleiten, und Sergeant Riley nahm ihr Angebot an. Er war noch immer wütend auf Constable Smith, so dass Yorkey ein gutes Wort
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