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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Wieder einmal hatte sie vergessen, ein Paket für William im Postamt abzuholen, das ausgerechnet seine Lieblingszigarren enthielt. Als er sich danach erkundigte, brach sie in Tränen aus. Er zeigte sich besorgt. »Meine Liebe, das macht doch nichts. Davon geht die Welt nicht unter.« Doch die Tränen gewannen die Oberhand. Sie weinte wegen des Gartens, wegen ihrer Unfähigkeit, und William musste lächeln. »Wir lassen einen Gärtner kommen.« »Ich wollte es aber selbst machen«, schluchzte sie. »Sollst du auch. Aber mit dem sandigen Boden ist der Anfang sehr schwer. Du kannst den Garten entwerfen, er gräbt um, bereitet die Erde vor, das ist ohnehin Männerarbeit. Wenn er die Pflanzen gesetzt hat, kannst du weitermachen. Dieses Grundstück ist wirklich groß, aber mit einem Gärtner an deiner Seite wird es dir viel Freude bereiten.« Harriet seufzte dankbar. »Du hast Recht. Und, William, das mit den Zigarren tut mir so Leid. Die Kiste ist leer.« »Sei nicht dumm. Du hättest Tom schicken können.« Das hätte er nicht sagen sollen. »Tom? Ich soll Tom schicken?«, kreischte sie los. »Und mir anhören, wenn er tausendmal nach dem Wie und Warum fragt? Da kann ich gleich selber gehen. Er bringt mich um den Verstand.« Sie weinte und schrie, doch das war ihr egal. »Hast du dir die Bibliothek angesehen, William? Deine Bücher, meine Bücher, alle aufgestellt, wie er es möchte. Nach Farben sortiert, statt nach Autoren oder Themen…« Sie sah Williams Grinsen und wurde noch wütender. »Es ist nicht mein Haus, sondern ihres. Sie gehorchen nur dir. Ich habe keine Kontrolle über meine eigene Küche, ich kann nicht in Ruhe lesen, falls ich meine Bücher dann doch einmal finde, weil Tom dauernd lärmt, die Läden auf und zu schlägt, nur um mich zu ärgern. Ich habe niemals meine Ruhe, den ganzen Tag kämpfe ich gegen die beiden.« Sie brüllte. »Wenn ich Fleisch bestelle, bekomme ich Fisch. Wenn ich Gemüse will, gibt es Reis. Ich habe in diesem Haus nichts zu sagen. Es geht einfach nicht, William, es geht nicht!« Er nahm sie in die Arme und küsste sie. »Schon gut, keine Sorge. Überlass das mir. Du setzt dich jetzt auf die Veranda, und wir trinken ein schönes Glas Wein vor dem Essen. Ich bediene dich«, fügte er hinzu. Beim Essen schaute er Tom milde an. »Ich dachte, die Missus hätte Schweinefleisch bestellt.« Tom verneigte sich. »Tut mir Leid, Boss. Billy sagt, kein Schwein. Aber frischen Fisch. Und besonders leckeren Reis für Sie, viel gutes Gemüse und süße Soße, wie Sie mögen.« »Verstehe«, meinte William, während Harriet schweigend dasaß und sich fragte, ob sie ihren Mann gekränkt hatte. Beim Essen sagte er nichts mehr zu diesem Thema. Er berichtete von einem Konsortium amerikanischer Investoren, die sich für eine Kupfermine im Territorium interessierten, außerdem sollte eine Fleischfabrik in Darwin gebaut werden, was einen großen Vorteil für die Viehzüchter darstellte. Vor allem aber hatte er einen Brief von Myles aus London erhalten, der sich prächtig amüsierte und Harriet seine besten Grüße übersandte. »Ich lese ihn dir später vor«, sagte er glücklich, als sei nichts Besonderes in seinem Haus vorgefallen. Am nächsten Tag entließ er die beiden Dienstboten.
     
    Innerhalb einer Woche stellte Harriet eine Köchin und ein Hausmädchen ein. Die beiden Frauen hatten sich umgehend auf ihre Anzeige im Fenster des Postamts beworben. Aus Angst, es könne sich niemand sonst melden, engagierte sie die beiden sofort. Zu spät fand sie heraus, dass die ältere Frau bisher für Scherer gekocht hatte, was kein gutes Zeichen war, und ihre Eintöpfe und wässrigen Suppen bestätigten die Befürchtungen. Das Mädchen, eine ordentlich gekleidete Sechzehnjährige, war nutzlos und verstand nichts von Hausarbeit. Harriet wunderte sich darüber, bis sie feststellte, dass sie mit ihrer Familie in einer winzigen Hütte lebte. Von da an gab es ein ständiges Kommen und Gehen von Dienstboten. Manche kündigten nach nur einer Woche, so dass Harriet selbst anpacken musste, um den Haushalt einigermaßen in Ordnung zu halten. Sie beklagte sich bei William über die unpassenden Frauen, und er zeigte sich mitleidig, erklärte, so etwas brauche Zeit. »Man hat mir vorgeschlagen, ich solle schwarze Mädchen einstellen und ausbilden«, sagte sie. »Davon würde ich dir abraten, Harriet. Keine Schwarzen aus der Stadt. Die auf den Stationen sind anders, sie sind mit der Arbeit aufgewachsen, und die Frauen dort

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