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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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über dem Hafen am rosa-goldenen Himmel versank, bot ein spektakuläres Schauspiel. Sie betupfte die Wellen mit goldenem Licht; Vögel mit bronzenen Schwingen glitten anmutig zu ihren Nestern. Während William den Sonnenuntergang genoss, dachte er an seinen Sohn. Er hatte ihn immer sehr geliebt und seit seinem trunkenen Selbstmitleid alles versucht, um ihn für diese unglückselige Zeit zu entschädigen. Bis vor kurzem waren sie gute Freunde gewesen, doch nun hatte sich ein Problem aufgetan. Myles war, milde gesagt, entsetzt gewesen über die Nachricht von der Verlobung seines Vaters. Er hatte William gedrängt, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken, sich daran zu erinnern, dass die Cunninghams zuerst ihm ihre Tochter wie auf einem Silbertablett angeboten und ihren Ehrgeiz danach offensichtlich auf den Vater konzentriert hatten. War ihm denn nicht bewusst, dass nur Geld hinter all dem steckte? Das Geld der Oatleys. Welch ein Coup für einen kleinen Bankdirektor, wenn er einen der Oatleys für seine unscheinbare Tochter einfangen könnte, die beinahe so groß war wie William. Am Ende des Briefes hatte Myles nicht mehr verlangt, sein Vater solle die Heirat überdenken, sondern offen gefordert, dass er sich aus dieser Situation befreite, wenn nötig auch mittels einer diskreten Zahlung. William schüttelte traurig den Kopf. Als er Myles’ Brief in seinem Büro in Darwin erhalten hatte, waren er und Harriet längst in das neue Haus gezogen. Er schrieb seinem Sohn einen langen Brief, in dem er seiner Enttäuschung über Myles’ Reaktion Ausdruck verlieh. Doch nun, so fuhr er fort, sei er mit Harriet verheiratet, die Flitterwochen in Singapur seien unbeschreiblich schön gewesen, und er schätze sich überaus glücklich, eine so liebevolle Frau gefunden zu haben. Er schalt Myles vorsichtig für die ungerechte Beurteilung seiner Schwiegereltern und erinnerte ihn daran, dass Oscar Cunningham sein alter Freund und ein echter Gentleman sei. Er hatte Harriet belogen, als er ihr die besten Wünsche von seinem Sohn ausrichtete, und wartete nun ungeduldig auf die Antwort, von der er sich eine Entschuldigung erhoffte. Leider war der nächste Brief noch ablehnender. Muss ich zu Hause wirklich eine gleichaltrige Stiefmutter vorfinden, hatte Myles verbittert gefragt, damit uns alle auslachen? Es hat ja nicht lange gedauert, bis du meine liebe Mutter vergessen hast. So sieht es also mit deiner großen Liebe aus, der Liebe, wegen der du zusammengebrochen bist und dem Entsetzen und Leid, das ich in so jungen Jahren erlebte, keine Beachtung geschenkt hast. So sah es aus, dachte er, die Vergangenheit konnte man nicht ungeschehen machen. Sie setzten ihre Korrespondenz fort. William erwähnte Harriet in jedem Brief und versicherte Myles, er sei überaus zufrieden in seiner Ehe. Sein Sohn weigerte sich hartnäckig, sie zur Kenntnis zu nehmen, und schrieb nur, sein Vater habe offensichtlich so viel mit seinen Geschäften und angenehmen häuslichen Pflichten zu tun, dass er beschlossen habe, seinen Auslandsaufenthalt zu verlängern. William log also weiter. Er las Harriet die Briefe vor, berichtete von Myles’ Reisen nach Frankreich, Italien und auf die Griechischen Inseln und versäumte es nie, Grüße an »deine liebe Frau« hinzuzufügen. Harriet genoss diese Reiseberichte. Sie freute sich sehr darauf, Williams Sohn zu Hause begrüßen zu können. Aber Myles konnte nicht für immer wegbleiben und von den großzügigen Unterhaltszahlungen seines Vaters leben. Pop Oatley beklagte sich schon, man müsse den Jungen wieder auf den Teppich holen. Kein vernünftiger Vater könne es dulden, dass sein Sohn so lange durch die Weltgeschichte reise. Schließlich weihte William ihn in sein Problem ein, in der Erwartung, sein Vater werde die Situation und die Gründe für seine Nachgiebigkeit verstehen. »Verdammte Frechheit!«, donnerte Pop. »So weit kommt es noch! Du hast Harriet geheiratet, sie ist eine gute Frau. Außerdem geht das nur dich etwas an. Schreib dem Bengel, er soll gefälligst nach Hause kommen, sonst tue ich es selbst, das schwöre ich dir! Wie ist noch gleich die Adresse?« »Mach ihn nicht wütend, Pop. Ich warte nur, bis er sich mit der Lage angefreundet hat.« »Anfreunden? Es ist Weihnachten, er hat sich lange genug herumgetrieben. Wovon redest du überhaupt? Er kommt nach Hause und arbeitet auf meiner Station, bis wir glauben, dass er das Format hat, Millford zu leiten, Schluss, aus.« Schön und gut, dachte William,

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