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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Glück, wenn er es überlebt.«
    Harriet schaute ihn argwöhnisch an. Offensichtlich wollte William sein Leben neu ordnen, was unter den gegebenen Umständen nicht überraschend war. Falls er von der Affäre wusste, war er vermutlich zornig und tief verletzt und musste irgendeine Reaktion zeigen. Vielleicht hatte er sich deshalb entschlossen, sowohl das Haus als auch die Firma zu verkaufen. Niemand konnte ihm Vorwürfe machen, und sie spürte den Wunsch, mit ihm zu reden. Er war immer sehr gut zu ihr gewesen …
    Myles küsste sie leidenschaftlich. »Ich muss gehen. Mach dir keine Sorgen, es ist nicht unsere Schuld, dass er in diese Sache hineingeraten ist.«
    Harriet gab keine Antwort. Sie wagte nicht, ihre Gedanken offen zu äußern, ihren Verdacht, dass Myles insgeheim den Tod seines Vaters wünschte. Sein gleichgültiger Tonfall machte ihn verdächtig. Wenn William diese Gefangennahme nicht überlebte, wären all ihre Probleme gelöst. Wirklich? Harriet sträubte sich innerlich gegen diese Einstellung. Nachdem Myles gegangen war, stand sie da und zitterte vor Kälte. Ging es um Geld oder war ihm an ihr selbst gelegen? Wie weit war es schon mit ihnen gekommen, dass sie dem Mann, der sie beide so geliebt hatte, den Tod wünschten?
    »Nein!«, rief sie laut. Das war alles falsch und böse. Heute hatte sie eine Seite an Myles entdeckt, die sie abstieß. Sie wünschte, sie könnte mit jemandem reden, doch niemand kam. Die Welt hatte sie vergessen.
    In dieser Nacht träumte Harriet, sie stünde auf einer hohen Klippe, und ein Adler schieße auf sie zu, reiße Fleischbrocken aus ihr heraus, Haarbüschel, Finger, dann einen Arm. Es tat weh, doch sie schrie lautlos, und dann kam William herbei, sah, dass sie sich nur durch einen Sprung in die Tiefe vor dem Adler retten konnte, und rief: »Warte! Warte!«
    Sie erwachte schweißgebadet, allein im Bett, und wollte nach nebenan laufen, um William etwas zu erzählen, konnte sich aber nicht mehr erinnern, was es war. Außerdem war er nicht hier. Er befand sich draußen im Busch in großer Gefahr.
     
    Der Dolmetscher war gegangen, so dass William sich mehr schlecht als recht mit den anderen verständigen musste. Entsetzt hatte er erfahren, dass Mimimiadie ihr Anführer war. Er hatte genug über diesen Übeltäter gehört, um noch wachsamer zu sein und ihm noch mehr Respekt zu bezeugen. Als ihm die anderen Nahrung und Wasser versagten, verlangte er den Boss zu sehen, der ihre Entscheidung nur zu gerne umstieß.
    Da er schon so lange gefesselt war, hatte er sich in die Hose gemacht, ließ sich aber davon nicht entmutigen, sondern bat den Boss um die Erlaubnis, sich ausziehen und im Regen waschen zu dürfen. Es wurde ihm gewährt. So stand er nackt da, genoss den warmen, reinigenden Regen und wusch auch Hemd und Hosen ausgiebig in einer Felswanne. Er aß das Essen, das sie ihm einmal am Tag vorsetzten, mit kalter Entschlossenheit. Es waren nur Fetzen von Känguru- oder Reptilienfleisch, Überreste, die wenig Feuer abbekommen hatten, oder Beeren und angegessene Jamswurzeln, doch Essen war Essen. Er schloss die Augen und kaute weiter, denn er wusste, dass ihn schon bald Durchfälle heimsuchen würden, die ihm wenigstens die Möglichkeit gaben, die Höhle zum Waschen zu verlassen.
    Nach einem derartigen Ausflug stieg er in seine nasse Hose und deutete mit Gesten an, er wolle sich eine Weile zu Mimimiadie setzen. Dieser war vermutlich ebenfalls angespannt, da er auf die Rückkehr seines Sohnes wartete.
    Mit Hilfe von Pidgin-Englisch, Williams bruchstückhaften Kenntnissen der Dialekte vom Victoria River und Mimimiadies wenigen englischen Brocken bemühten sie sich um eine Unterhaltung. Er erzählte dem großen Mann, dass auch er einen Sohn habe, und hoffte auf Mitleid, doch als Mimimiadie dessen Alter wissen wollte und ob er ein guter Sohn sei, musste William die letzte Frage verneinen.
    Er war erstaunt über sich selbst, doch nach vier Tagen Gefangenschaft lag es wohl an seiner körperlichen und geistigen Erschöpfung. Außerdem, wen kümmerte schon, was er über seinen Sohn dachte?
    Mimimiadie runzelte die Stirn. »Hast du ihn geschlagen?«
    William schüttelte den Kopf. »Nein. Sollte ich aber.«
    Der große Mann schlug mit seiner Keule auf den Boden. »Schlag ihn. Brich seinen Schädel.«
    William war klar, dass er einen harten Burschen vor sich hatte, einen Mann, der sich den Weißen niemals ergeben würde. Er versuchte, mit ihm über Frieden zu sprechen. Mimimiadie verstand ihn

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