Tal der Träume
silbernes Aufblitzen zwischen den Bäumen, das sich auf ihn zubewegte. Stetig, ohne Hast. Schneller kam Yorkey mit dem Jungen im Sattel wohl nicht voran.
Gopiny wartete noch. Er konnte es nicht riskieren, Yorkey aus den Augen zu verlieren, er musste ihn ja zur Schlucht umlenken. Mimimiadie würde toben, wenn er ihn verpasste.
Als er den Reiter erspähte, der sich über eine Lichtung bewegte, fuhr er zusammen. Da waren zwei Pferde, nicht eins! Was hatte das zu bedeuten? Wer könnte Yorkey begleiten? Vielleicht ein Polizist, der Mimimiadie verhaften wollte? Gopiny war verwirrt, er hatte seine Anweisungen, und zwei Reiter wurden nicht erwartet. Als sie die nächste Lichtung passierten, stellte er erleichtert fest, dass das zweite Pferd reiterlos war. Yorkey brachte offensichtlich ein Tier für den Gefangenen mit. Ob William tatsächlich freigelassen wurde, ging Gopiny nichts an. Seine Aufgabe war es, den Hang hinunterzulaufen und Yorkey im richtigen Augenblick abzupassen.
Doch er musste zuerst abwarten, ob Numinga, der noch auf seinem Ausguck saß, möglicherweise ein weiteres Signal senden würde. Diesen Teil seines Auftrags hatte er vor lauter Aufregung beinahe vergessen. Gopiny schaute nach Westen und fuhr wieder erschreckt zusammen. Numinga sandte ein neues Signal, diesmal keine gleichmäßige Spirale, dicke Wolken stiegen zum Himmel, die ihm dringend etwas sagen wollten. Was war los? Yorkey rückte näher und näher.
Gopiny geriet in Panik. Es waren keine anderen Reiter in Sicht, keinerlei Bewegung. Und das Rauchsignal hörte auf.
Doch Numinga hatte eine eindeutige Botschaft geschickt, eine Warnung.
Da bemerkte er wieder das Aufblitzen von Metall, diesmal in kürzeren Abständen. Er stand ganz still: Diesen Reiter durfte er nicht aus den Augen verlieren. Ein einzelner Reiter bedeutete nicht unbedingt eine Gefahr, doch Numinga hatte deutlich signalisiert, dass dieser Zweite nicht willkommen war. Gopiny begriff, dass er Yorkey folgte – kein gutes Zeichen. Niemand sonst war zu dieser ganz besonderen Begegnung eingeladen.
Doch jetzt musste Gopiny los … er schlitterte den Hang hinab, über Felsblöcke und durch glitschige Rinnen und hastete durch die Bäume auf Yorkey zu.
Der kleine Boomi saß vor ihm im Sattel und strahlte über das ganze Gesicht. Auch Yorkey lächelte. Er schien nicht zu wissen, dass man ihn verfolgte. Gopiny musste ihn sofort warnen.
Leider sprach er nicht Yorkeys Sprache. Er wies auf die Schlucht, doch Yorkey deutete nach oben zum Plateau. Er stampfte mit dem Fuß auf, rammte seinen Speer fest in den Boden und machte deutlich, dass Yorkey so schnell wie möglich den anderen Weg nehmen müsse.
»Mimimiadie!«, flüsterte er mit drängender Geste. Zu seiner großen Erleichterung verstand ihn der andere und wendete die Pferde.
Gopiny betrachtete den aufgeweichten Weg. Selbst ein Weißer konnte auf diesem feuchten Boden den Pferden folgen, der zweite Reiter musste diese Stelle bald erreicht haben. Gopiny würde sich um ihn kümmern. Mimimiadie hatte ihnen doch gezeigt, wie einfach es war, Yorkey und den weißen Boss zu fangen. Sie waren stolz auf ihn gewesen.
Er bezog Stellung hinter einem Felsvorsprung neben dem Weg und prüfte seinen Speer.
Myles Oatley betrachtete die Spuren der Pferde als Geschenk Gottes. Er würde ihn einholen, bevor er mit den Schweinen reden konnte, die seinen Vater dort oben gefangen hielten. Sie wussten, dass Yorkey kam. Er würde sich ihnen einfach anschließen, der Junge würde Schutz vor Angriffen bieten.
Am wichtigsten war es, William zu finden. Er hatte die Überlegungen bezüglich Harriet und Williams Haltung ihnen gegenüber verdrängt, da er einfach nicht wusste, wie er das Problem lösen sollte, ohne Harriet oder seinen Anteil am Familienvermögen zu verlieren. Es war ärgerlich, dass William trotz seines ganzen Reichtums seinem Sohn nie etwas überschrieben hatte, keinen Anteil am Landbesitz, keine Wertpapiere, gar nichts. Einige seiner Freunde hatten zu ihrem achtzehnten Geburtstag die Besitzurkunden großer Ländereien erhalten, nicht aber Myles Oatley, er wurde knapp gehalten. Er war völlig abhängig von seinem Vater, der gut daran tun würde, sich für seine Rettung dankbar zu erweisen.
Doch wenn William die Misshandlungen in der Gewalt Mimimiadies nicht überlebt hatte? Hatte er ein neues Testament aufgesetzt, bevor er Darwin im Zorn verließ? Sie beide vielleicht enterbt? Und wenn nicht, wie viel würde Harriet bekommen? Der Gedanke
Weitere Kostenlose Bücher