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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in Deine Hände legen. Und mehr und mehr werden es werden, die zu Dir finden, die ihren Götzen und Geistern entfliehen, um Frieden zu suchen in Deiner Gnade. Ein kleines, großes Werk ist begonnen. Laß Dein Auge auf uns ruhen und hilf uns, Herr.«
    Darauf sangen sie ein Kirchenlied, und es stellte sich heraus, daß Schmitz einen schönen, hellen Tenor besaß und Reißner einen brüllenden Bariton, der alles übertönte.
    Am Schluß des Gottesdienstes blieb Reißner breitbeinig in der Kirche stehen.
    »Was ist?« fragte Pater Lucius.
    »Wo bleibt der Klingelbeutel?«
    »Hier gibt es keinen, John Hannibal.«
    »Eine Kirche ohne Klingelbeutel?« Reißner wandte sich abwinkend zur Tür. »Dann ist das noch keine richtige Kirche. Ich bin gewohnt, daß nach dem Singen kassiert wird.«
    »Er kann's nicht lassen«, sagte Leonora vor der Kirche. »Dabei hat gerade er mit Inbrunst gesungen.«
    In diesen Tagen begann Leonora mit der Suche nach James Patrik. Die Karten, die man von diesen Gebieten hatte, waren nach Luftaufnahmen gezeichnet worden und nutzten im Urwald gar nichts. Man konnte zwar Entfernungen messen, aber nicht sagen, was unter der riesigen grünen Baumdecke, in den Bergen, Schluchten und Tälern, an den Flüssen und in den Sümpfen lebte.
    Zunächst zeigte Leonora einige Fotos ihres Vaters dem nun durch Bilder nicht mehr umfallenden Dai Puino. Reißner hatte mittlerweile die ganze Familie fotografiert. Die Polaroidbilder hingen in Dai Puinos Hütte, mit Blütenkränzen geschmückt. Sein zweites Gesicht mußte man ehren.
    Dai Puino betrachtete die Fotos und schüttelte den Kopf. Samuel hatte übersetzt: »Kennst du den Mann?«, und voll Hoffnung wartete Leonora auf die Reaktion des Häuptlings. Auch das Bild des Piloten Steward Grant brachte sie nicht weiter; wieder schüttelte Dai Puino den Kopf.
    »Dein Vater kann auch bei den Pogwa verschollen sein«, sagte Zynaker. »Das Gebiet der Pogwa grenzt an das der Uma.«
    »So etwas spricht sich herum, Donald. Das tragen die Trommeln von Stamm zu Stamm. Aber Vater muß nach seinen Aufzeichnungen hier gewesen sein, oder seine Angaben stimmen nicht.«
    »Das ist auch möglich.«
    »Vater war ein äußerst gründlicher, ja fast pedantischer Mensch. Wenn er Angaben machte, dann waren sie genau.«
    »Und wenn er gar nicht mit Wilden in Berührung gekommen und im Urwald gestorben ist?«
    »Zusammen mit Grant?«
    »Wer weiß, wie sie runtergekommen sind? Vielleicht haben sie nicht so viel Glück wie wir gehabt.«
    »Aber Trümmer muß es doch geben!«
    »In zehn Jahren hat der Urwald sie verschlungen. Sie sind längst von Riesenfarnen und Lianen überwuchert und werden nie entdeckt werden. Wenn ganze Städte im Wald verschwinden – denk nur an die erst jetzt gefundenen Ruinen der Azteken- und Tolteken-Tempel –, was ist dagegen eine kleine einmotorige Maschine? Die war nach drei Jahren schon nicht mehr sichtbar.«
    »Dann wäre es vielleicht sinnvoller, erst die Trümmer zu suchen und dann meinen Vater. Von den Trümmern aus könnten wir eine Spur finden.«
    »Vielleicht liegen Patrik und Grant sogar in dem Wrack. Auch das ist möglich.«
    »Sehr logisch sogar. Sie sind aus irgendeinem Grund abgestürzt, mitten in den Regenwald, und in den Trümmern geblieben. Sie haben den Absturz nicht überlebt. Ich bin immer – ich weiß nicht, warum – davon ausgegangen, daß Vater überlebt und sich zu einem Stamm durchgeschlagen hat. Allein oder mit Grant.«
    »Oder sie wurden von Kopfjägern getötet.«
    »Das befürchte ich. Ihre Köpfe hängen vielleicht in einem Männerhaus oder über der Tür einer Häuptlingshütte. Sieh dir nur Dai Puinos geschmückten Eingang an. Da fehlt nichts, vom Kopf bis zum Wadenbein.« Sie faltete die Karten zusammen und warf sie auf die Erde. »Schatz, wir sollten nach dem Flugzeugwrack suchen.«
    »Und unser Wrack endlich ausschlachten. Ich könnte dir aus dem Aluminiumrumpf ein festes Haus bauen.«
    »Unser Haus.«
    »Unser Haus wird einmal am schönsten Strand von Port Moresby stehen. Ich kenne da einige herrliche Fleckchen Erde.«
    »Und wovon willst du das bezahlen?«
    »Wir werden unser Geld zusammenwerfen, Liebling.«
    »Bitte.« Sie hob ein paar Steinchen auf und drückte sie Zynaker in die Hand. »Das ist alles. Mein ganzes Geld steckt in der Expedition. Ich bin ärmer als jeder Uma hier, ich habe noch nicht mal ein Schwein oder ein Huhn.«
    »Mit der Ausbeute der Expedition werden wir reich werden, Schatz. Du wirst ein Buch darüber

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