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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schicksal ist so grausam.
    Unwillkürlich schloß er die Augen und hielt den Atem an. Er hatte nichts gehört, kein Knacken von Zweigen, kein Knirschen des Sandes, nur den plätschernden Laut des Baches. Und doch legten sich jetzt von hinten zwei Arme um seinen Nacken, Arme mit einer seidigen braunen Haut , und ein Kopf legte sich auf seinen Kopf, und ein fremder Atem hauchte über seine Schläfe. »Lakta«, sagte er und erkannte seine eigene Stimme nicht mehr, »Lakta …«
    Sie rieb ihr Kinn auf seinem Kopf, saß dann plötzlich neben ihm, nahm seine linke Hand und legte sie auf ihre Brust. Sie war nackt, vollkommen nackt, ohne Lendenschurz und Bemalung, ein wunderschöner, glänzender Körper, der nach einer fremden Blume roch.
    »Lakta«, sagte er wieder, »warum tust du das?«
    Es war eine dumme Frage, deren Antwort laut in ihm erklang. Er wollte seine Hand zurückziehen, aber ihre Finger krallten sich in ihr fest, und mit einer Kraft, die er nie in diesem zarten Körper vermutet hätte, drückte sie seine Hand noch fester auf ihre Brust.
    Schmitz gab jeden Widerstand auf. Von ihren strahlenden Augen angezogen, von der Empfindung ihrer Brust in seiner Hand willenlos geworden, zog er mit dem anderen Arm Lakta an sich heran, und als sie den Kopf zurückwarf, um Kinn an Kinn zu reiben, stützte er ihren Nacken ab und küßte sie. Die Berührung der Lippen, dieser erste Kuß, den sie bekam, dieses unbekannte, plötzlich den ganzen Körper durchjagende Gefühl, dieser nie erlebte Aufruhr in ihrem Blut, dieses völlige Aufgehen in Atemlosigkeit und Lust, Verlangen und sehnsüchtiger Erfüllung war wie ein süßer Schmerz, der sie betäubte. Unbewußt öffnete sie die Lippen, als wolle sie schreien, und dann spürte sie seine Zunge an ihrer Zunge, und ihr war, als vergehe sie.
    Nur ganz kurz, nur zwei oder drei Sekunden dauerte diese Bewußtlosigkeit, dieses Eintauchen in eine neue Welt der Gefühle, dann regte sie sich wieder, drängte ihren nackten Körper an ihn und umklammerte ihn mit beiden Armen.
    Als sie zum zweitenmal ihre Lippen aufeinanderdrückten und ihr schlanker, glatter, nackter Leib sich an ihm wand wie eine Schlange, war kein Rauschen des Bachs mehr um sie, kein Urwald, kein Kreischen der Regenwaldvögel, kein Rascheln der Farne – sie waren allein in einem unendlichen Raum, in dem aus zwei Körpern ein Körper wurde.
    Erst am Abend, nachdem Schmitz und Leonora der fast schmerzfreien Sapa die nächtliche Injektion gegeben hatten, sagte Schmitz: »Chefin, bevor wir zu den anderen zurückkehren, möchte ich mit Ihnen ein paar Minuten allein reden.«
    »So feierlich, Pepau?« Sie musterte ihn nachdenklich. »Was ist los? Wir sind jetzt allein.«
    »Jagen Sie mich weg!«
    »Warum? Und wohin? Zurück an den Fluß?«
    »Ich … ich habe nicht anders gekonnt. Ich war nicht stark genug, und ich wollte auch nicht stark sein.«
    »Lakta?«
    »Ja.«
    »Mein Gott! Pepau, du bist wahnsinnig geworden!«
    »Das bin ich, aber dieser Wahnsinn ist göttlich! Ich möchte von ihm nie mehr geheilt werden.«
    »Und was nun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn nun Lakta von dir ein Kind bekommt? Die Uma bringen dich und uns um. Hast du daran nicht gedacht?«
    »Nein. Ich habe an nichts mehr gedacht. Nur sie war noch da, nur sie allein. Können Sie das verstehen?«
    Leonora dachte an Zynaker, an diese Liebe, die ebenfalls ein völliges Vergessen der Umwelt war, nur erfüllt vom Flüstern ihrer Stimmen, vom Tönen ihrer Körper und vom Seufzen ihrer Herzen. Sie blickte auf die Spitzen ihrer Stiefel und wagte nun ihrerseits nicht, Schmitz anzusehen.
    »Ich könnte es verstehen …«, sagte sie langsam.
    »Und was hindert Sie daran?«
    »Die äußeren Umstände, Pepau. Warum muß ich immer wieder das Gleiche sagen? Gibt es auf der Welt nicht Millionen schöner Mädchen, in die du dich verlieben kannst? Muß es ausgerechnet Lakta sein?«
    »Eine Kannibalin …«
    »Diesmal habe ich es nicht gesagt.«
    »Aber gedacht. Und ich habe es auch gedacht, es war meine einzige Abwehr. Aber sie war nicht stark genug. Lakta war stärker.«
    »Ihr wunderschöner Körper.«
    »Nicht nur. Als wir uns umarmten, war das mehr als Körper an Körper. Es war ein Gefühl, das ich noch nie empfunden habe, von dem ich gar nicht wußte, daß es so etwas gibt. Ein Wunder geschah, ein neuer Himmel wölbte sich über uns, geschaffen aus einem unendlichen Glücksgefühl. Begreifen Sie das?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ja, ich begreife es.« Ihre Liebe zu

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