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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schreiben.«
    »Ganz sicher. Aber ob es jemand lesen will?«
    »Wir werden Vorträge halten, in der ganzen Welt.«
    »Das geht nicht. Wer soll auf die Kinder aufpassen?«
    »Du willst ein Kind?«
    »Drei oder vier. Ja nicht nur eins! Ich bin ein Einzelkind, und ich habe bitter lernen müssen, in einer Gemeinschalt zu leben. Ich war für meinen Vater das Prinzeßchen, und er war nie da.« Sie lachte laut. »Schatz, laß uns erst die Flugzeugtrümmer suchen.«
    »Warum lachst du dabei?«
    »Weil wir von Kindern reden und noch nicht einmal wissen, was morgen ist.«
    »Du würdest mich heiraten?«
    »Nur dich! Aber erst suchen wir das Wrack.«
    Zynaker, als Pilot an exakte Daten und Ortsbestimmungen gewöhnt, schlug die Suche nach Planquadraten vor. »Sie ist die sicherste«, sagte er, »und die gründlichste, aber sie wird auch viel Zeit kosten.«
    »Zeit ist das einzige, was wir im Überfluß haben.« Leonora beugte sich über die große Generalstabskarte, die sie vom Ministerium bekommen hatte. Sie lag auf dem gleichen Klapptisch, auf dem man Sapa operiert hatte. Reißner, Kreijsman und Schmitz standen um sie herum und sahen zu, wie Zynaker mit einem Lineal das Gebiet um sie herum in Quadrate aufteilte.
    »Das sieht sich alles schön an«, sagte Reißner und tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte. »Aber hier gibt es keinen Pfad, es geht die Berge hinauf und hinunter, durch Schluchten und über Flüsse, immer durch verfilzten Urwald. Das heißt, daß wir uns Meter um Meter den Weg freischlagen müssen.«
    »Unter Umständen ja.« Zynaker zeichnete weiter seine Quadrate.
    »Was heißt ›Unter Umständen‹?«
    »Die Uma werden uns helfen.«
    »Wege schlagen?«
    »Nicht nur. Wenn die Pogwa die Uma überfallen oder umgekehrt, müssen sie Pfade durch den Urwald kennen. Und da alle Stämme einander bekriegen, muß das undurchdringliche Dickicht durchlöchert sein wie ein Schweizer Käse. Aber diese Gänge kennen nur die Eingeborenen.«
    »Mit anderen Worten: Ohne unsere Kopfjäger geht gar nichts.«
    »Genau, das meine ich damit.«
    »Und wenn Dai Puino nicht mitspielt?«
    »Er wird, John Hannibal. Ich habe ihn mit meinem Flugzeugsessel zum mächtigsten Mann seiner Welt gemacht. Jeden Tag, wenn er in ihm sitzt, muß er sich daran erinnern. Er hat also allen Grund, uns seine Dankbarkeit zu beweisen.«
    »Hoffen wir, daß der alte Gauner dazu fähig ist.«
    »Ich glaube doch. Unser Pater wird das hinbiegen«, sagte Kreijsman und fuhr fort: »Ihr wißt es noch nicht. Ich habe es heute morgen zufällig gesehen: Lakta ist zu Pater Lucius in die Kirche gegangen und läßt sich von Jesus erzählen.«
    Leonora warf einen schnellen Blick auf Schmitz. Er hatte den Kopf gesenkt, und sie wußte, was jetzt in ihm vorging. Du hast recht behalten, Pepau. Die Liebe überspringt Jahrtausende. Sie ist wirklich ein immer wiederkehrendes Wunder.
    »Das erste Schäflein, das zum guten Hirten kommt.« Reißner lachte dröhnend. »In einem halben Jahr werden hier Choräle gesungen, wetten? Die Frauen und Mädchen tragen Büstenhalter, die Männer verzichten auf ihr Penisfutteral und spiegeln nicht mehr Supermänner vor.«
    »Müssen Sie immer nur schweinigeln?« Kreijsman schüttelte den Kopf. »Ja, noch was: Ist es eigentlich nicht saudumm, daß wir uns immer noch siezen? Wir sitzen auf Gedeih und Verderb im selben Boot. Wenn unsere Chefin nichts dagegen hat –«
    »Nein! Warum auch?« Sie lachte und sah Reißner an. »Mit einem Du kann man Dinge leichter sagen, die beim Sie schwerer sind.«
    »Dann steht mir ja noch was bevor.« Reißner machte eine kleine Verbeugung vor ihr. »Leonora, wetz dich nur an mir, ich habe ein dickes Fell.«
    Die Suche wurde nun systematisch aufgenommen. Pater Lucius blieb im Dorf der Uma , um seine Mission zu beginnen. Sie war nicht auf Erzählen und Erklären beschränkt, sondern viel wichtiger war es, den Eingeborenen – der Pater lehnte es ab, wie Reißner sie Wilde zu nennen – zu zeigen, wie man sich das harte tägliche Leben erleichtern konnte, wenn man die nötigen Hilfsmittel und Werkzeuge dazu hatte.
    Es begann mit einem neuen Wunder, vor dem die Uma fassungslos standen: Mit der mitgenommenen benzinbetriebenen Motorsäge fällte der Pater innerhalb weniger Minuten einen dicken Baum. Noch mehr aber als das Durchschneiden des Stammes versetzte der Motorenkrach die Uma in helle Begeisterung. Als der Motor losknatterte, klatschten sie in die Hände und sprangen von einem Bein auf das andere. Dai Puino,

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