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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zog ein paarmal an seiner knisternden Pfeife und stand dann auf. »Eine Frage, Sir: Als was wollen Sie die Flüge im Bericht bezeichnen?«
    »Als Inspektionsflüge.« Wepper lachte kurz auf. »Stimmt doch auch, nicht wahr, Ross?«
    Die Durchsuchung der Hütten ergab nichts. Zwar fand man eine Menge präparierter Köpfe, darunter einige, die Jahrzehnte alt waren, aber keinen Hinweis auf James Patrik und Steward Grant. Die Alten, die man mit Hilfe von Samuel verhörte und die wissen mußten, was vor zehn Jahren geschehen war, schüttelten den Kopf und verkrochen sich in ihren Hütten.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, sagte Zynaker nach einer Woche vergeblicher Suche. »Dieses Schweigen ist mir verdächtig. Es kann sein, daß dein Vater im Gebiet der Pogwa verunglückt ist, dann lassen sich die Uma eher in Stücke schneiden, als auch nur einen Ton zu sagen.«
    »Also müssen wir zu den Pogwa.«
    »Sie wissen, daß wir hier bei den Uma sind, und haben sich darauf vorbereitet, daß wir auch zu ihnen kommen. Der Überraschungseffekt fehlt; sie lassen sich nicht überrumpeln wie die Uma.«
    »Sie kennen noch nicht Pater Lucius' Knaller. Drei Donnerschläge und eine Rakete brechen jeden Mut. Und Geschenke nehmen sie auch gerne an.«
    »Wir können es versuchen, mein Schatz. Aber nur wir Männer. Du bleibst hier.«
    »Ausgeschlossen! Ich komme mit.«
    »Dann wird nichts aus dem Besuch bei den Pogwa.«
    »Bestimmst du das?« Ihre Augen blickten plötzlich wütend. Der Zorn stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Ja.«
    »Mit welchem Recht?«
    »Mit dem Recht des Mannes, der eine Frau liebt, wie noch nie eine Frau geliebt worden ist.«
    »Aber die Frau, die er so liebt, soll später hören: ›Er ist mit einem Speer getötet worden. Wir haben ihn im Wald begraben.‹«
    »Und ich soll die Frau, die ich liebe, auf den Schultern forttragen, weil ein Pfeil sie getroffen hat?«
    »Warum stellen wir uns nicht gemeinsam der Gefahr?«
    »Verdammt, ich will, daß du lebst.«
    »Verdammt, ich will, daß du lebst.«
    »So kommen wir nicht weiter.«
    »Das stimmt.«
    »Du bist ein Dickkopf.«
    »Und auf deinem Schädel könnte man Eisen schmieden.«
    Sie sahen einander wütend an, aber plötzlich mußten sie lachen und fielen sich in die Arme.
    »Unser erster Streit, mein Schatz«, sagte Zynaker. »Gut, daß ich jetzt weiß, wie du aussiehst, wenn du wütend bist.«
    »Und gut, daß wir uns streiten können.«
    »Und versöhnen.«
    »Weißt du, ob ich das kann?«
    »Ich brauche nur in deine Augen zu schauen, dann sehe ich mehr, als Worte sagen.« Zynaker ließ sie los und ging unruhig in der Hütte hin und her. »Ich habe das Gefühl, daß wir gar nicht zu den Pogwa müssen.«
    »Dann lügen hier alle.«
    »Das muß nicht sein. Dein Vater kann hier verunglückt sein, ohne daß die Uma etwas gemerkt haben.«
    »Ein abstürzendes Flugzeug hört man meilenweit.«
    »Wie wäre es, wenn dieses Dorf vor zehn Jahren noch gar nicht bestanden hätte? Wenn der Stamm sich erst später hier niedergelassen hat? Ein Jahr danach, nehmen wir einmal an. In neun Jahren kann bei dieser üppigen Vegetation ein Dorf aussehen, als bestände es schon hundert Jahre.«
    »Mein Gott, das könnte sein.« Sie starrte ihn voll neuer Hoffnung an. »Dann war das hier unbewohntes Land.«
    »Ja.«
    »Dann kann ihn auch kein Kopfjäger getötet haben.«
    »Glauben wir mal daran!«
    »Dann müßte er noch leben. Er wäre jetzt neunundsechzig Jahre alt. Das wäre für ihn kein Alter. Er war durchtrainiert, zäh, tropenerfahren, bis auf die Knochen gesund. Er konnte nie verstehen, daß Mutter jedes Jahr, im Frühling und im Herbst, ihre Bronchitis bekam. Wenn er den Absturz überlebt hat, dann –«
    »Das ist die Frage: Hat er überlebt? Und sein Pilot Grant auch?«
    »Aber wo sind die Flugzeugtrümmer?«
    »Die hat der Wald gefressen. Farne, Lianen und Büsche haben sie überwuchert.«
    »Wo sollen wir suchen? Meine große Hoffnung waren die Eingeborenen. Sie wissen alles, was im Regenwald passiert. Aber wenn dieses Gebiet vor zehn Jahren wirklich nicht bewohnt war –«
    »Wir müssen noch einmal Dai Puino fragen. Er muß ja wissen, wann er das Dorf gegründet hat. Vielleicht sind die Uma von anderen Stämmen verjagt worden und haben hier ihre neue Heimat gefunden. Das muß sich feststellen lassen.«
    Bevor sie Dai Puino fragen konnten, kam Reißner in die Hütte und schien vor Aufregung zu platzen. »Das ist ein Ding!« schrie er schon beim Eintritt. »Leonora, du bist

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