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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müßte einen Hubschrauber haben und ganz dicht über die Baumwipfel fliegen. Planquadrat um Planquadrat. Vielleicht würde man dann im Wald eine Kahlstelle entdecken, wo das Flugzeug abgestürzt ist.«
    »Nach zehn Jahren? Was wächst in zehn Jahren alles nach!«
    »Das ist es.« Es war eine verlegene Antwort.
    »Ich lasse mich nicht davon abbringen: Die Uma wissen mehr. Sie verschweigen etwas. Die Krieger von heute waren die Kinder von gestern. Sie können in zehn Jahren nicht vergessen haben, daß aus dem Himmel zwei weiße Götter fielen, so wie wir ihnen zu Füßen fielen.«
    »Wenn es hier gewesen ist.«
    »Es war hier!« Ihr Kopf zuckte hoch. Verblüfft sah er sie an. Sie hatte andere Augen bekommen, fordernd, voller Willen – und kalt. »Wir sollten Dai Puino zwingen, die Wahrheit zu sagen.«
    »Wie, mein Schatz?«
    »Wir sollten ihm seinen neuen Thron, deinen Flugzeugsessel, wegnehmen und ihn wieder zu einem normalen Menschen machen. Wir sollten den Sessel mitten auf den Platz stellen, Hano Sepikula rufen und sagen: ›Hier ist die Quelle der Macht. Nun kämpft darum. Wer etwas von einem fremden weißen Gott sagt, wird der Mächtigste sein.‹ Einer wird reden.«
    Zynaker starrte Leonora geradezu entsetzt an. Es war ihm unmöglich, ihr zu folgen. »Wie kannst du so etwas sagen, ja nur denken? Die Uma brächten einander um! Ein Abschlachten würde das werden. Der Untergang dieses Volkes. Alles, was Pater Lucius bisher aufgebaut hat, die Saat, die er in die Herzen gesät hat, alles wäre vernichtet. Übrig bleiben würden nur Seen voll Blut und zerhackte Körper. Leonora –«
    »Sie sollen reden, reden, reden, die Wahrheit sagen. Sie wissen es! Warum schweigen sie?«
    Es half nicht, Zynaker mußte so brutal sein wie Reißner. »Vielleicht«, sagte er stockend, »weil die Köpfe von James Patrik und Grant in irgendeinem Haus hängen? Wir waren noch nicht im Männerhaus drei. Wir haben noch nicht alle Frauenhäuser gesehen.« Er schwieg, beugte sich zu Leonora vor und legte seine Hand an ihre Wange. »Verzeih mir, Liebling. Ich weiß, es war brutal.«
    »Aber vielleicht nahe an der Wahrheit. Donald, ab morgen suchen wir alle Hütten ab, Stück für Stück, und ich werde zu den kranken Alten, die zu mir kommen, sagen: ›Ja, ich helfe euch, ich heile euch von der Krankheit, wenn ihr mir auch helft. Waren schon einmal weiße Götter bei den Uma? Oder nur Menschen mit einer hellen Haut? Was ist aus ihnen geworden? Wo sind sie? Wer mir das nicht sagt, dem vertreibe ich nicht den Dämon seiner Krankheit, der soll sterben.‹«
    »Das wirst du nie sagen, Schatz.« Zynaker schüttelte den Kopf. »Du bist eine Ärztin, und du wirst allen helfen, die krank zu dir kommen. Du könntest das gar nicht sagen.«
    Sie nickte stumm, starrte in die Batterielampe, die den runden Raum erhellte, und verkrampfte die Finger ineinander.
    »Wir durchsuchen zunächst alle Hütten«, sagte Zynaker beruhigend. »Vielleicht gibt man uns einen Hinweis. Wir werden Geschenke versprechen – auch die Uma sind bestechlich wie die meisten Menschen. Es kommt nur auf die Höhe an, hat mal jemand gesagt. Bei ihnen genügt ein Beil, eine Zange oder eine Schere. Wenn dein Vater hier war, erfahren wir es auch. Wir werden dieses Schweigen aufbrechen, ohne daß Blut fließt. Wir haben viel Zeit, hast du gesagt. Wir wollen uns daran halten.«
    »Beginnen wir morgen mit der Durchsuchung?«
    »Ja. Wir fangen beim Männerhaus drei an.«
    Sie schwiegen wieder, sahen sich an und lasen in ihren Augen den gleichen Gedanken. Sie brauchten keine Worte mehr, um sich zu sagen, was Liebe ist, Sehnsucht, Zärtlichkeit, Hingabe und Erfüllung. Und sie wußten, daß eines ohne das andere nicht mehr leben konnte.
    In Port Moresby hatte die Regierung die Akte Patrik geschlossen. Vorläufig, wie man zu Sir Anthony sagte, aber jeder wußte, daß es endgültig war. An Presse und Rundfunk wurde die lapidare Meldung herausgegeben: »Nach einer intensiven, aber erfolglosen Suche, der bisher umfangreichsten in Papua-Neuguinea, muß damit gerechnet werden, daß die Expedition von Leonora Patrik im südlichen Hochland von wilden Eingeborenenstämmen überfallen und getötet wurde. Der Expedition gehörten an: Miss Patrik, Pater Lucius Delcorte, Fred Kreijsman, John Hannibal Reißner, Peter Paul Schmitz und Donald Zynaker.«
    Das war es. Samuel wurde gar nicht erwähnt, Rückfragen der Journalisten blieben ohne Antwort, Sir Anthony weigerte sich, Frager zu empfangen.
    Im kleinen

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