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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Motorradfahrers.«
    Pater Lucius starrte Reißner an, als habe er gerade das Kruzifix bespuckt. Er atmete schwer. »Du hast wieder heimlich gesoffen«, sagte er dumpf. Er blickte sich zu den anderen um. »Er ist voll, nicht wahr? Sternhagelvoll!« Aber als er sah, daß die anderen schwiegen, und als er ihre Blicke deutete, wischte er sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Ein … ein Sturzhelm?«
    »Dunkelgrün, sauber poliert, wie neu.«
    »Mein Gott!« Pater Lucius faltete die Hände. »Wißt ihr, was das ist?«
    »Ja.« Zynaker klopfte dem Pater auf die Schulter. »Und deshalb müssen wir jetzt zur Höhle. Wir warten keine Minute, auf keinen Fall bis morgen früh.«
    »Das meine ich auch.« Pater Lucius zeigte nun auch Unruhe. »Aber warum Waffen und Raketen?«
    »Ich vermute, die Höhle ist das größte Heiligtum der Uma. Wenn sie merken, daß wir sie gefunden und betreten haben, kann es unter Umständen böse werden.«
    »Darauf müssen wir es ankommen lassen!« rief Pater Lucius.
    »Und deine Kirche? Die brennen sie sofort ab! Sprich erst mit Gott!« sagte Reißner spöttisch.
    »Er weiß es bereits, denn er hat dir den Weg zur Höhle gezeigt.«
    »Ich wüßte nicht, daß ich mit ihm gesprochen habe oder ihm nachgelaufen bin. Ich bin Duka Hamann gefolgt, weil ich eine Reportage machen wollte.«
    »Mit dir ist nicht zu reden!« Pater Lucius winkte ab. »Auf zur Höhle! Hoffentlich kennst du noch den Weg.«
    »Gott wird ihn uns weisen«, sagte Reißner bissig.
    Eine halbe Stunde später waren sie bereit, über den schmalen Pfad in den Urwald und zu der Felsenhöhle vorzudringen. Auch Samuel mußte mit. Er jammerte zwar und rief, sein Bauch brenne inwendig, es half ihm aber nichts. Reißner packte ihn im Genick und schob ihn vor sich her. Zynaker, als erster, leuchtete den Weg aus.
    In seiner offenen Hütte unter all den Zaubergirlanden sitzend, sah Duka Hamana den Zug im Wald verschwinden. Als kein Licht mehr leuchtete, ergriff er seinen langen Zauberstab, erhob sich und folgte ihnen.
    Für ihn gab es die bösen Geister der Nacht nicht. Sie waren seine Freunde.
    Der Weg war gar nicht zu verfehlen. Er führte direkt zur Höhle. Reißner blieb stehen, als sie vor der Steigung ankamen.
    »Da oben!« sagte er und deutete den Hang hinauf. Dort erhoben sich Felsen, von Moos, Farnen und Schlingpflanzen überwuchert, glitschig, von Modergeruch umgeben. »Paßt auf, daß ihr nicht ausrutscht. Nach der Biegung rechts kommt die Höhle.«
    Sie stiegen den Hang hinauf und standen vor dem Höhleneingang, einem gähnenden, in der Nacht noch unheimlicher und gefahrendrohender aussehenden Loch.
    Zynaker leuchtete in die Höhle hinein und erblickte die getrockneten toten Tiere an den Wänden und dann den Holzklotz mit dem Helm. »Es stimmt«, sagte er.
    »Es stimmt immer, was ich sage!« knurrte Reißner beleidigt.
    Mit drei Lampen leuchteten sie dann die Höhle aus und betraten sie.
    Zynaker griff sofort nach dem Helm und drehte ihn in den Fingern. »Das ist kein Motorradhelm«, sagte er stockend. »Das ist ein Fliegerhelm!«
    »Steward Grant.« Leonoras Stimme war kaum hörbar.
    »Und das Rad ist das Bugrad eines Flugzeugs, einer Cessna.«
    »Sie sind hier«, sagte Pater Lucius fast ehrfurchtsvoll. »Sie waren hier. Gott hat uns den richtigen Weg geführt.«
    »Schon wieder Gott!« brummte Reißner. »Warum hat er sie dann überhaupt erst abstürzen lassen?«
    Leonora nahm den Helm in beide Hände und starrte ihn an. »Wie kommen ausgerechnet der Helm und ein Rad in diese Höhle? Wo sind die übrigen Wrackteile? Wenn mein Vater hier war, hat er etwas hinterlassen. Ein Zeichen, einen Zettel, einen Hinweis.«
    »Suchen wir!«
    Sie tasteten jeden Winkel und jede Vertiefung der Höhle ab, sahen in jede Felsenritze und suchten sogar außerhalb der Höhle in den Felssteinen. Sie fanden nichts. Sie gaben die Suche auf.
    »Dann war mein Vater nicht hier«, sagte Leonora und setzte sich auf den Holzklotz. Den Fliegerhelm hielt sie noch immer in den Händen. »Das ist eine versteckte Beute.«
    »Die Höhle«, sagte Reißner, »kennt nur Duka Hamana. Sie ist sein Versteck. Nur er weiß was. Ha, den nehmen wir jetzt in die Mangel! Greifen wir uns ihn!«
    Es war nicht nötig, ins Dorf zurückzukehren. Duka Hamana stand draußen vor der Höhle und wartete.
    Zuerst erblickte ihn Samuel, der den anderen vorausgegangen war. Er wirbelte herum, stürzte in die Höhle zurück und umklammerte Pater Lucius' Arm. »Duka Hamana ist da!«

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