Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
auf dem richtigen Weg! Wenn ich euch sage, was ich entdeckt habe –«
    »Was denn? Los, raus damit!« Plötzlich war auch Zynaker von einer großen Erregung gepackt.
    »Ich hatte da eine Idee«, begann Reißner, »und wenn ich eine Idee habe, dann treibt sie mich voran. Junge, habe ich gedacht, das wäre eine Reportage, wenn es dir als erstem gelänge, die Arbeit eines Medizinmannes der Kopfjäger zu fotografieren. Wie zaubert er, was steckt hinter dem Zauber, woher nimmt er die Kräuter und Zutaten für seine Tränke und Salben und Breie, welche Erfolge hatte er schon, kurzum: vierundzwanzig Stunden im Leben eines Medizinmannes. Das wäre eine Sensation auf dem Illustriertenmarkt. Das reißen sie dir aus der Hand. Ich also hin mit Kameras und Tonband zu Duka Hamana.«
    »Verrückt!« sagte Zynaker.
    »Nur mit Verrücktheiten kannst du heute in unserem Beruf was werden! Ich gehe also zu der Zauberhütte, und was sehe ich? Die Hütte ist leer. Aber ich bin im richtigen Augenblick gekommen, denn ich sehe gerade noch, wie Duka Hamana im Urwald verschwindet. Ich hinterher … Meine Lieben, so leise bin ich noch nie gegangen, geschwebt bin ich, während der Alte sich keinen Zwang antat und unbefangen durch den Busch marschierte. Nach ungefähr einer Viertelstunde kommen wir in eine vom Wald überwucherte Felsenpartie hinein, es geht steil bergauf – ich sage euch, die Steine waren vielleicht glitschig, und ich hatte dauernd Angst auszurutschen –, und plötzlich bleibt der Halunke vor einer Höhle stehen, einer richtigen Höhle wie aus einem Märchenbuch. Ein großes gezacktes Loch ist der Eingang, drum herum Büsche und Farne, und dort hinein verschwindet der Gauner. Jetzt hinterher zu gehen wäre Blödsinn gewesen; also verkrümele ich mich in einen Busch seitlich der Höhle, gehe dort in Deckung und warte. Es dauert vielleicht eine Stunde, da kommt Duka Hamana wieder heraus und tappt zum Dorf zurück. Ich bleibe in Deckung, lasse eine Viertelstunde verstreichen und schleiche mich dann zur Höhle. Sie war nicht tief, vielleicht fünf Meter, aber hoch. Von der Decke hingen allerlei getrocknete Tiere, die ich nicht näher erkennen konnte, Girlanden mit Blättern und bizarren Wurzeln, drei Holzmasken, und – haltet euch fest! – auf einem Baumstumpf, als sei es eine Büste, liegt ein Sturzhelm!«
    »Ein – was?« rief Leonora.
    »Ein Sturzhelm. So wie ihn Motorradfahrer tragen. Dunkelgrün, sauber poliert, wie neu. Und an der Rückwand der Höhle lehnt ein Rad.«
    »John Hannibal, red keinen Quatsch!« rief Zynaker. »Was für ein Rad?«
    »Ein ziemlich großes. So etwa wie das Rad eines Lastwagens. Mit ziemlich abgefahrenen Profilen. Was heißt hier Quatsch? Ich habe alles fotografiert. Ich kann euch sagen, ich war sprachlos. Wie kommt ein Motorradfahrerhelm in das ›Tal ohne Sonne‹? Was ist das für ein Rad? Wir haben doch festgestellt, daß man bei den Uma kein Rad kennt. Und da lehnt eins an der Höhlenwand!« Reißner atmete tief auf. »Das war's. Ist das ein Ding?«
    »Die Spur«, stammelte Leonora. »Die Spur. Wir haben eine Spur … John Hannibal, weißt du, was du da entdeckt hast? Mein Gott!«
    »Ich ahne es.«
    »Wir müssen sofort zu dieser Höhle! Sofort!« schrie Zynaker.
    »Es wird schon dunkel.«
    »Wir haben Taschenlampen genug bei uns.«
    »Aber die können uns verraten.«
    »Was heißt verraten? Wir haben nichts zu verbergen, aber die Uma um so mehr! Wir gehen alle zu der Höhle.«
    »Das könnte die Uma umdrehen – aus Freundschaft wird Feindschaft. Und das wäre unser Ende, trotz deines Thrones, Donald. Ich könnte mir denken: In dieser Höhle verbergen die Uma ihr größtes Heiligtum, einen Kopf, den man nicht trocknen und schrumpfen lassen kann. Stellt euch das vor: ein Kopf, der bleibt, wie er ist! Und für die Uma ist der Sturzhelm ein Kopf! Die müssen ja verrückt geworden sein, als er nach Wochen noch nicht schrumpfte.«
    »Das läßt mir keine Ruhe mehr.« Zynaker rannte in der Hütte von einer Wand zur anderen. »Das halte ich keine Stunde aus, geschweige bis morgen früh! Leonora, was meinst du?«
    »Da könnt ihr noch fragen?« Ihre Stimme hatte einen hellen, harten Klang bekommen. »Wir gehen sofort!«
    »Aber dann mit allem Pipapo, mit MPi, Gewehren, Raketen, Knallkörpern und allem, was Pater Lucius in seiner Wundertüte hat. Es wird zum großen Krach kommen, das spüre ich.«
    Am Männerhaus zwei saßen Schmitz und Kreijsman vor der Treppe und hatten über einem Propangaskocher

Weitere Kostenlose Bücher