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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stammelte er und hatte einen irren Ausdruck in den Augen. Trotz Taufe und Meßdienst waren die Scheu und die Angst vor den Medizinmännern in ihm nicht ausgelöscht worden. »Er steht draußen!«
    »Allein?« rief Reißner und klemmte seine MPi unter den Arm.
    »Ich glaube ja.« Samuel verdrehte die Augen vor Angst. »Es ist so dunkel, Masta. Man sieht nichts.«
    »Kann sein, daß sie rings herum in den Büschen sitzen und warten, daß wir herauskommen«, sagte Zynaker. »Hier in der Höhle sind wir sicher wie in einer Festung.«
    »Nachts ist kein Papua draußen.« Pater Lucius schüttelte den Kopf. »Der einzige, der die Nachtgeister nicht fürchtet, ist der Medizinmann. Er hat immer einen Gegenzauber bei sich.«
    »Trotzdem sollten wir vorsichtig sein.« Zynaker zeigte auf Samuel. »Du gehst hinaus und fragst, was er will.«
    »Nein!« Samuel verkroch sich unter Pater Lucius' Arm. »Duka Humana hat seinen Zauberstab bei sich.«
    »Na und?« rief Reißner. »Mit dem kann er höchstens ein paar Kreise durch die Luft ziehen!«
    »Duka Hamanas Stab ist zugleich ein Speer. Mit Gift an der Spitze!«
    »Sieh an, solch ein hinterhältiger Bursche ist das! Mit dem Speer kann er nur einen töten, dann haben wir ihn.«
    »Und wer ist der eine?« fragte Kreijsman trocken. »Sollen wir Hölzchen ziehen?«
    »Ich gehe zuerst.« Pater Lucius packte Samuel im Nacken. »Und du gehst mit. So gut kann ich die Uma-Sprache noch nicht, um eine Diskussion zu führen.«
    »Ich gebe dir Feuerschutz, Pater.« Reißner entsicherte die Maschinenpistole. »Nimm aber ein paar Knaller mit.«
    »Ich habe ein Feuerrad in der Tasche, vier Kanonenschläge und eine Packung Wunderkerzen. Das reicht.«
    »Es lebe die Pyrotechnik!« Reißner ging zum Höhleneingang und trat dann seitlich zurück. »Pater, im Dunkel rausgehen und dann Duka Hamana plötzlich voll den Scheinwerfer ins Gesicht! Da ist er erst mal geblendet.«
    Pater Lucius nickte. Samuel vor ihm zitterte, als läge er nackt auf einer Eisscholle. Auch dem Pater war es nicht ganz geheuer. »Herr, hilf mir!« murmelte er und tat dann den entscheidenden Schritt ins Freie.
    Er hatte Glück. Der Strahl des Handscheinwerfers traf voll auf Duka Hamana und blendete ihn total. Der Alte stand in vollem Schmuck genau vor der Höhle, regungslos, wie eine Statue in einem Völkerkundemuseum. Mit der linken Hand griff Pater Lucius in die Tasche und umklammerte einen Kanonenschlag. Hinter sich hörte er den stoßweisen Atem von Reißner, der die MPi feuerbereit in den Händen hielt. Zynaker und Kreijsman hatte ihre Gewehre ebenfalls entsichert.
    »Was willst du, Duka Hamana?« fragte Pater Lucius laut. Das konnte er schon auf Uma sagen.
    »Was machst du in meinem Haus?«
    Jetzt mußte Samuel weiter übersetzen. Seine Stimme war vor Angst heiser.
    »Ich will dir etwas zeigen und dich fragen.« Pater Lucius winkte in die Höhle.
    Zynaker kam heraus und hielt den Pilotenhelm hoch. Regungslos nahm Duka Hamana die Entweihung seines Heiligtums hin.
    »Wo hast du den Kopf her?« Pater Lucius sagte ›Kopf‹, nicht ›Helm‹, das Wort Helm gab es nicht in der Uma-Sprache. Was Zynaker hochhielt, war ein Zauberkopf, der sich nicht schrumpfen ließ.
    »Wer den Kopf berührt, muß sterben.« Duka Hamanas Stimme hatte einen gleichbleibenden Klang angenommen, und es war, als spreche ein Roboter. »Du stirbst.«
    »Sicherlich. Das müssen wir alle. Wer hat dir den Kopf gegeben?«
    »Der unsterbliche Dämon.«
    »Du hast ihn gesehen? Wo hast du ihn gesehen?«
    »Sein Kopf lag am Fluß. Er hatte ihn dort hingelegt.«
    Samuel hatte Mühe, das alles zu übersetzen. Der uralte Geisterglaube hatte ihn wieder gepackt. Jesus hin und Gott her, von ihnen hat man noch nie einen Kopf gefunden. Nun ja, er kannte diese Helme von Goroka her, wo die jungen Motorradfahrer sie trugen und dann wirklich wie Dämonen aussahen. Aber vielleicht war das hier doch etwas anderes, wer wußte das? Auch Patres können sich einmal irren.
    »Und wo war er selbst? Hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Nur seinen Kopf.«
    »Und wo hast du das Rad her?«
    Da es in der Uma-Sprache das Wort Rad nicht gab, übersetzte Samuel es mit dem Wort in Pidgin-Englisch. Es war die Sprache, die am meisten in Papua-Neuguinea gesprochen wird, ein Mischmasch aus englischen und Eingeborenenworten.
    Duka Hamana rührte sich noch immer nicht.
    Reißner spähte in die Dunkelheit, konnte aber nichts erkennen. War Duka Hamana allein gekommen, oder lauerten überall die

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