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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich dann auf und starrten den Pater mit ihren kalten Augen an. Ein leises Zischen kam aus ihren Mäulern.
    Der Pater klatschte in die Hände. Auch wenn ihnen die Giftzähne herausgebrochen waren, blieb es eine Meisterleistung. »Bravo!« rief er. »Bravo! Und jetzt zeige ich dir, wie man die Sterne vom Himmel holt.« Er griff wieder in seine Tasche, holte drei Wunderkerzen hervor und hielt sie Duka Hamana hin. Für diesen waren es drei dünne Stengel, die sich nach oben verdickten, eine ihm unbekannte Pflanze.
    Pater Lucius ließ sein Feuerzeug aufflammen. Auch das kannte Duka Hamana bereits, daß der Weiße aus seinem Finger Feuer schlagen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie der Pater die kleine Flamme an die Stengel hielt. Sie zischten zuerst, lauter als die Schlangen, aber dann flammte ein Feuer auf, das sich nach allen Seiten als kleine leuchtende Sterne verteilte und die Nacht erhellte. Sterne, die aus der Hand sprühten. Sterne, die auf Duka Hamana herunterregneten.
    Mit einem weiten Satz sprang Duka Hamana zurück und reckte seinen Zauberstab dem Sternenregen entgegen. Dabei schrie er etwas, das auch Samuel nicht verstand. Erst als die Wunderkerzen verglüht waren, wagte Duka Hamana wieder den Kopf zu heben.
    Von der Höhle her tönte Reißners Stimme: »Unentschieden! Kleiner Vorteil für Duka Hamana, der keine technischen Hilfsmittel braucht. Mal sehen, was er jetzt auf der Pfanne hat.«
    »Warum dieses Zauberduell?« fragte Zynaker. »Der Pilotenhelm und das Bugrad beweisen, daß hier Weiße gewesen sind. Ob es allerdings James Patrik und Steward Grant waren, ist nicht sicher. In Papua-Neuguinea findet man im Dschungel immer wieder Wracks von abgeschossenen Flugzeugen des letzten Krieges. Japaner und Amerikaner standen sich auch in Papua gegenüber. Aber dieser Helm hier ist kein Militärhelm, und das Rad stammt von einer Cessna. Duka Hamana hat sie also viel später gefunden.«
    »Wenn man ihm glauben darf, daß er sie ›gefunden‹ hat! Und wo ist der Mann, dem der Helm gehörte? Ist er in einer Kochgrube gelandet und dann gefressen worden? Von wem? Von den Uma oder Pogwa?« Reißner schlug mit der Faust gegen den Felsen. »Verdammt, das muß doch festzustellen sein!«
    »Aus Duka Hamana bekommen wir nichts heraus.« Zynaker stieß Samuel in den Rücken. »Sag ihm, daß wir ihn verzaubern, wenn er nicht die Wahrheit sagt. Unser großer Bruder Lucius wird die Sonne vom Himmel holen und ihn damit verbrennen.«
    »Du versprichst viel«, knurrte der Pater. »Wie soll ich das denn machen?«
    Samuel übersetzte, aber Duka Hamana schüttelte den Kopf und rief ein paar Wortfetzen.
    Samuel hob die Schultern. »Er sagt, das ist die Wahrheit. Alles lag am Ufer des Flusses. Geheimnisvolle glitzernde Mauern schwammen den Fluß hinab. Nur der Kopf und das runde Ding blieben zurück.«
    »Da haben wir es!« Zynaker atmete schwer. »Sie sind hier abgestürzt, wohl dort, wo unsere Maschine liegt. Die glitzernden Mauern waren der Flugzeugrumpf und die Flügel. Sie sind, wie wir, in den Fluß gestürzt, und die Strömung hat mit der Zeit die Maschine zerrissen und die Trümmer weggeschwemmt.«
    »Welch eine Duplizität der Ereignisse!« rief Kreijsman. »Vater und Tochter stürzen an der gleichen Stelle ab – das Schicksal hat manchmal einen grausigen Humor.«
    »Wir wissen nicht, ob es James Patrik war«, sagte Reißner.
    »Nach den Aufzeichnungen in Kopago ist kein anderes privates Flugzeug in Richtung des Hochlandes gestartet als das meines Vaters, und jetzt wir. Alle anderen Flüge waren militärischer Art oder solche der staatlichen Vermessungsbehörde.« Leonora trat neben Pater Lucius und starrte zu dem wieder regungslos stehenden Duka Hamana hinüber. »Er muß mehr wissen! Es war mein Vater. Er ist hier abgestürzt. Duka Hamana weiß, was mit ihm geschehen ist.«
    »Es gibt drei Möglichkeiten«, sagte Pater Lucius und legte wie tröstend den Arm um Leonoras Schultern. »Erstens: Dein Vater und der Pilot Grant haben den Absturz nicht überlebt, und der Fluß hat sie, wie die Trümmer, mit sich gerissen. Zweitens: Sie haben überlebt, sind in die Hände der Kopfjäger gefallen und sind von ihnen getötet worden. Ob es die Uma oder Pogwa, die Tota oder Paba waren, das weiß man nicht.«
    »Wir werden bei allen Stämmen nach meinem Vater suchen!«
    »Drittens: Dein Vater und Grant oder nur dein Vater oder nur Grant haben den Absturz überlebt, konnten sich vor den Wilden verbergen und leben

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