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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch irgendwo im Urwald.«
    »Zehn Jahre lang?« Reißner schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Wenn man sich am Tag nur hundert Meter durch den Wald schlägt, dann sind das in zehn Jahren, also in dreitausendsechshundertfünfzig Tagen, genau dreihundertfünfundsechzigtausend Meter oder dreihundertfünfundsechzig Kilometer. Kinder, machen wir uns doch nichts vor! Und ein Mann schafft mehr als hundert Meter am Tag, das ist doch sicher! Pater, es tut mir leid, dir eine solche Rechnung aufzumachen.«
    »Achtung!« rief Zynaker. »Duka Hamana tritt wieder zum Duell an!«
    Duka Hamana war aus seiner Erstarrung erwacht. Er schien darüber nachgedacht zu haben, was er dem Sternenregen entgegenzusetzen hatte. Geschlagen gab er sich noch nicht. Stärker, als Sterne aus den Händen zu schütteln, war der Beweis der Unsterblichkeit. Und er, Duka Hamana, war unsterblich.
    Er kam wieder drei Schritte auf Pater Lucius zu, kniete sich nieder, schob den Federschmuck von seinem Zauberstab, der wirklich eine verkleidete Lanze war, senkte den Kopf und versank langsam in Trance.
    Sein Geist wich von dieser Erde, sein Körper war nur noch eine nutzlose Hülle, die nichts fühlte, in der kein Leben mehr war, in der sogar das Blut zu erstarren schien. Dann plötzlich, mit einem Ruck, hob er den Speer hoch und stieß ihn sich in die rechte Brust.
    »Amen!« sagte Reißner laut. »Pater, du hast gewonnen.«
    »Abwarten.« Pater Lucius sah auf Duka Hamana hinab. »Du warst doch in Indien, John Hannibal?«
    »Viermal.«
    »Am Ganges, vor allem an den Ufern von Benares, gibt es Hunderte von Gauklern und Fakiren, die sich auf Nagelbretter legen, sich einen Dolch durch die Backen stechen, Schwerter verschlucken, sich lebendig eingraben lassen, von Giftschlangen gebissen werden – und alles überleben, ohne Blutungen, ohne Nachwirkungen …«
    »Stimmt! Das ist es, Pater!« Reißner starrte auf den von seinem Speer durchbohrten Duka Hamana. »Ich habe selbst erlebt, wie man einen Eingegrabenen wieder ausgrub, und plötzlich fängt der Kerl an, wieder zu atmen, steht auf und geht mit einem Teller herum, um zu kassieren. Ich hab' ihm damals fünfzig Rupien gegeben – der hätte sich dafür noch mal eingraben lassen. Ein toller Trick, unglaublich.«
    »Und kaum erklärbar. Diese Fakire können ihren Lebensrhythmus, ihre Atmung, ihr Schmerzgefühl in Trance bis fast auf null drücken – wir werden das nie voll begreifen. Und Duka Hamana kennt diesen Trick auch. Woher? Was weiß ich! Vielleicht hat er ihn durch Zufall entdeckt. Natürlich glaubt jeder Uma, daß er unsterblich ist.«
    »Aber einmal muß ja auch er sterben. Was dann?«
    »Das sieht keiner. Er verschwindet im Wald und kommt nicht wieder. Und niemand findet ihn auch. Ich nehme an, diese Höhle hier soll sein heimliches Grab werden.«
    »Irr! Er blutet wirklich nicht. Medizinisch ist das völlig unmöglich.«
    »Es gibt bei den Naturvölkern manches, was die Medizin nicht begreift.« Pater Lucius beugte sich etwas vor. »Gleich wird Duka Hamanas Seele wieder in den Körper zurückkehren.«
    »Und dann bist du dran. Wie willst du dieses Duell gewinnen? Da gibt es nur noch eins, was Duka Hamana schlagen kann: sich unsichtbar machen. Und das kannst du nicht.«
    Durch Duka Hamanas Körper lief ein Zucken. Er riß den Speer aus seiner Brust, und noch immer quoll kein Blut aus der sichtbaren Einstichwunde. Der Speer fiel aus Duka Hamanas Hand, ein Seufzen ertönte, die Lider klappten auf, aber der Blick war noch starr und jenseits dieser Welt. Und dann sahen sie alle mit atemlosem Erstaunen, wie sich das Leben in Duka Hamanas Augen und Körper zurückschlich, wie der Blick wieder menschlich wurde, wie nur ein paar Tropfen Blut aus der Wunde rannen und wie Duka Hamana den Kopf hob und triumphierend Pater Lucius ansah. Aus dem Gewirr von Federn, Bast, Knochengürteln, und was sonst seinen Körper umgab, holte er eine Handvoll grünlichen Breis und drückte ihn auf den Einstich. Es war der gleiche Brei, den er auf die Wunden der neun verletzten Krieger geschmiert hatte. Die Worte, die er dabei sprach, übersetzte Samuel sofort.
    »Er sagt, er sei unsterblich.«
    »Das habe ich erwartet«, unterbrach ihn Pater Lucius.
    »Und du sollst beweisen, daß du auch unsterblich bist.«
    »Mahlzeit!« Reißner lachte rauh auf. »Fakir Lucius, sollen wir dich eingraben?«
    »Nicht nötig. Ich werde – wie Donald schon angekündigt hat – die Sonne vom Himmel holen.«
    »Nachts?«
    »Um so wirksamer ist

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