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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gar nichts aus, daß sie keinen BH trug. Ihre Brüste waren rund und fest und von der Sonne gebräunt. Zynaker warf einen schnellen Blick darauf und wandte sich dann zum Fluß. »Zuerst die Zelte und die Kücheneinrichtung, die Konserven und die Wasserkanister. Das ist im Moment das Wichtigste.«
    »Und meine Maschinenpistole!« sagte Reißner betont. »Ich werde der Gott der ratternden Blitze sein.« Er hielt Leonora am Arm fest, als sie zum Fluß gehen wollte. »Sie bleiben hier, schöne Chefin.«
    »Natürlich gehe ich mit.«
    »Nein. Sie waren nicht im Fluß. Aber ich kenne ihn jetzt. Da ist in der Mitte eine Strömung, die reißt Sie glatt mit. Wie ein Stück Holz treiben Sie ab. Sie und Samuel bleiben hier. Und lassen Sie sich von Pater Lucius seinen Knaller geben, falls die lieben Kopfjäger auftauchen, während wir drüben am Flugzeug sind.« Er streifte Hemd und Hose ab und lief in seiner knappen Unterhose in den Fluß. Dort drehte er sich um und rief Pater Lucius lachend zu: »Seien Sie nicht so schamhaft, Pater! Sie sehen nicht anders aus als wir, und in der Bibel ist genug von Nackten die Rede. Mit den nassen Klamotten am Leib haben Sie's schwerer, durch den Fluß zu kommen.«
    »Manchmal ist er ein richtiger Kamerad«, sagte Pater Lucius, »aber öfter ist er ein richtiges Ekel. Leonora, auch ich bitte Sie: Bleiben Sie hier.« Er zog ebenfalls seine Hose aus und reichte ihr den viereckigen Donnerschlag hin, dazu ein Feuerzeug, um die Lunte anzustecken. »Bitte, nur im Notfall zünden, hören Sie. Wir werden unseren Feuerwerkskörper noch gut gebrauchen können.«
    Er streifte auch noch das Hemd ab und watete Reißner nach. Schmitz und Kreijsman folgten ihm, nur Zynaker blieb zögernd zurück. Samuel war ohnehin nicht dazu zu bewegen, noch einmal in den Fluß zu gehen.
    »Sie haben mich vorhin so merkwürdig angesehen, Leonora«, sagte Zynaker stockend. »So als wollten Sie etwas sagen.«
    »Sie irren sich, Donald.« Leonora blickte den Männern nach, wie sie sich gegen die Strömung stemmten und zu den Flugzeugtrümmern durchkämpften. »Ich war nur entsetzt über das plötzliche Unglück. Mir stand fast das Herz still.«
    »Es war wirklich ein Schaden am Leitwerk, glauben Sie mir.«
    »Wir haben es ja gesehen, wie die Maschine nicht mehr reagierte.«
    »So etwas kann man auch spielen, provozieren.«
    »Ich verstehe Sie nicht, Donald.«
    »Ich habe einmal zu Ihnen gesagt, daß ich Sie nicht allein lassen will und bei Ihnen sein möchte, wenn Sie ins Unbekannte ziehen. Nun bin ich bei Ihnen. Glauben Sie nicht, daß ich den Unfall bewußt herbeigeführt habe, um bei Ihnen zu sein?«
    »Mein Gott, Donald, wer wird denn so etwas denken! Das Flugzeug war doch Ihr einziger Besitz. Jetzt sind Sie bettelarm. Genaugenommen trifft mich die Schuld. Ich habe Sie überredet, uns in dieses Land zu fliegen. Ohne mich hätten Sie Ihr Flugzeug noch.«
    »Was reden Sie da, Leonora! Es war mein Risiko, und ich wußte darum. Ich hätte ja auch ablehnen können. Ich wollte nur nicht, daß Sie denken –« Er sprach nicht weiter, drehte sich um, entledigte sich seiner Kleidung und rannte in den Fluß. Du dämlicher Hund, sagte er zu sich, welch einen Blödsinn hast du da wieder geredet! Sieh dir doch den Blick an, mit dem sie dich mustert! Für sie bist du eine gescheiterte Existenz, ein halbwegs kultivierter Halunke, ein Prolet, der nach Flugbenzin und Maschinenfett stinkt, ein ungebildeter, ungehobelter Klotz, ein Weiberheld und Whiskysäufer, ein Raufbold und Aufschneider. Soll ich ihr sagen: »Ich bin Donald Zynaker, Oberleutnant der Marineflieger, mehrfach ausgezeichnet und in Ehren aus der Navy entlassen, dreimal in Vietnam verwundet und bestens vertraut mit all den unsagbaren Greueln dieses Krieges. Das macht hart, Lady, das prägt einen jungen Menschen, das bleibt in den Knochen und im Blut. Man lernt, um sich zu schlagen, denn man hat gelernt, daß nur der überlebt, der zuerst zuschlägt. Man muß seinen Weg gehen und nie auf das zurückblicken, was man hinter sich gelassen hat, über was man hinweggestampft ist. Nur die Strecke vor einem ist wichtig, das, was man erreichen will und kann; nur die Gegenwart und die Zukunft zählen und das, was man darin anstellen kann. Überleben, das ist es, Lady, das haben wir begriffen in Vietnam. Überleben um jeden Preis. Um jeden Preis! Und so ist Donald Zynaker das geworden, was er jetzt ist. Verdammt nochmal, ja, ich liebe dich, Leonora, auch wenn du mir einen Tritt gibst.

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