Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Titelseite von ›Vogue‹ Millionen hätte begeistern können, ihr wundervoller Körper mit der seidigen Haut hatten in ihm ein Gefühl erweckt, das ihm bisher fremd gewesen war. Mit seinen dreiundzwanzig Jahren hatte er eine Reihe von Erlebnissen mit Mädchen hinter sich. Mit sechzehn hatte ihn eine dreißigjährige Frau verführt, die als Köchin im Hause Schmitz halbtags arbeitete, dann kamen ein paar Liebschaften im Turn- und Schwimmverein, auf der Universität glaubte er dann, die große Liebe gefunden zu haben, eine Kommilitonin im sechsten Semester, der alle Männer nachstarrten, mit langen blonden Haaren und endlosen Beinen, ein kleines Wunder im Bett, das ihn oft mit zerkratztem Rücken zurückließ oder nachts plötzlich an seinem Bett stand – sie hatte einen Zimmerschlüssel – und über ihn herfiel, als sei sie eine Raubkatze. Schließlich merkte er, daß er der Dienstag- und Donnerstag-Mann war und es einen Montag- und Mittwoch-Mann und einen Freitag- und Samstag-Mann gab, nur am Sonntag blieb sie allein – du sollst den Sabbat heiligen. Diese Erkenntnis hatte ihn völlig niedergeschmettert, er wurde sogar krank vor Enttäuschung, aber er genas dann mit dem Willen, von nun an mit den Frauen zu spielen, wie sie mit ihm gespielt hatten. An die große Liebe glaubte er nicht mehr, er verbohrte sich sogar in die Ansicht, die große Liebe gebe es gar nicht. Und mit dieser Verbitterung hatte er bisher gelebt und geliebt.
    Das Gefühl, das ihn beim Anblick von Lakta so plötzlich überfallen hatte, konnte er sich nicht erklären. Das war kein sexuelles Interesse, das sich auf ihre vollen Brüste und ihren schmalen Schoß konzentrierte, das war kein Verlangen, diesen seidigen, geschmeidigen Körper zu besitzen und ihn dann auf die Erfolgsliste zu setzen; es war ein Gefühl, als streichle jemand sein Herz und alle Nerven begännen davon zu singen.
    Alle halfen mit, den ›tragbaren OP‹, wie Reißner sagte, zur Hütte Dai Puinos zu bringen. Hinein durften sie nicht, da stand der Sohn des Häuptlings davor und hielt allein mit seinem finsteren Blick jeden fern.
    »Der Kerl sieht mich an, als wenn er mich fressen wollte«, stellte Reißner fest.
    »Vielleicht denkt er mit Sehnsucht daran«, lachte Kreijsman laut.
    »Sie würde er nicht fressen, Fred«, knurrte Reißner zurück. »Weil Sie sich vorher beschissen hätten.«
    Im Inneren des Hauses bauten Schmitz und Samuel den Klapptisch auf, montierten die Batteriescheinwerfer auf die Stative und legten über eine Kiste eine Lage Zellstoff: der Instrumententisch. Leonora packte unterdessen das Instrumentarium aus, die Tupfer, Ampullen und Spritzen, Mull und Verbände und ordnete alles neben dem Tisch auf einer anderen Kiste an.
    Dai Puino sah dem allen mit verschlossener Miene zu. Nur Lakta kam näher, betrachtete die chromblitzenden Instrumente, kauerte sich dann neben den Kisten auf den Boden und sah Schmitz zu, wie er alles für die Operation vorbereitete. Sie sprach ein paar Worte mit Samuel, und der übersetzte: »Lakta will wissen, was das für Waffen sind.«
    »Das sind keine Waffen.«
    »Aber Massa hat doch gesagt, daß sie damit den Feind im Körper von Sapa besiegen will. Den Feind besiegen kann man nur mit Waffen.«
    »Hier ist ein besonderer Feind«, sagte Schmitz, und wieder kreuzten sich Laktas und sein Blick. »Und da braucht man besondere Waffen. Frag sie, ob sie mithelfen will.«
    Samuel übersetzte. Lakta nickte.
    »Das ist nicht möglich, Pepau«, warf Leonora ein.
    »Ich denke, sie soll den Kopf ihrer Mutter halten?«
    »Versuchen wir es.«
    Nach einer halben Stunde war alles so aufgebaut, daß man mit der Operation beginnen konnte. Leonora sprühte Schmitz' und ihre Hände und Unterarme mit einem antiseptischen Spray ein und ging dann zu Sapa hinüber. Dai Puinos Gesicht verzerrte sich.
    Samuel wollte die Hütte verlassen, aber Leonoras Befehl hielt ihn zurück. »Du bleibst und hilfst mit. Hände vorstrecken!«
    »Massa –«
    »Hände vor!« Sie sprühte auch Samuels Arme ein. Der Papua zog ein Gesicht, als würden ihm die Arme abgehackt. »Du wirst helfen, Sapa zu tragen und ihre Beine festzuhalten.«
    »Ich soll … soll dabeisein, Massa?«
    »Du bist doch ein Mann, Samuel! Wo gibt's denn das: einen Kopfjäger, der kein Blut sehen kann!«
    »Ich habe nie einen Kopf abgeschnitten! Auch mein Vater nicht!« schrie Samuel. »Wir sind gute Christen.«
    »Um so besser. Des Christen Pflicht ist, überall zu helfen, wo Hilfe notwendig ist.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher