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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ließ, gehorchte sie meinen Befehlen.
    Irgendwann kam mein Dad mit dem Pick-up vor Charlenes Haus gefahren. Ich sah, wie er am Ford-Combi meiner Tante bastelte, und winkte ihm zu. Später kam er herüber, lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Koppelstange und sah mir noch eine Weile zu. »Wie macht sie sich denn?«, fragte er Tom.
    Â»Sieht so aus, als wäre deine Tochter ein Naturtalent«, sagte Thunderhawk. »Aus ihr wird ganz sicher mal einmal eine gute Reiterin.« Mir schwoll die Brust vor Stolz und ich schämte mich dafür, denn Stolz ist keine Tugend bei uns Lakota. Ȇbe dich in Demut«, hatte Großvater Emmet immer gesagt, »denn Demut besiegt den Stolz.«
    Dad nickte und lächelte. »Ihre Mutter war eine Pferdenärrin. Deshalb ist sie damals auch ins Reservat gekommen. Sie dachte, wir Lakota würden zum Supermarkt reiten. Sie konnte es nicht fassen, dass die meisten hier mit kaputten alten Autos herumfahren.«
    Thunderhawk lachte sein donnerndes Lakota-Lachen, und Psitó schnaubte.
    Am nächsten Tag schmerzte mein ganzer Körper. Mein Hintern tat weh, die Innenseiten meiner Oberschenkel, mein Rücken und meine Schultern.
    Dad lachte. »Beim Reiten werden Muskeln beansprucht, die sonst kaum etwas zu tun haben«, sagte er. »Aber wenn du dranbleibst, gibt sich das nach einer Weile.«
    Ich wusste, dass mein Vater mit Pferden aufgewachsen war und gut reiten konnte. Seine Vorfahren hatten immer Pferde besessen, auch Großvater Emmet. Aber dann war meine Großmutter krank geworden und sie hatten ein Tier nach dem anderen verkaufen müssen, damit mein Großvater das Benzin bezahlen konnte, das er brauchte, um seine Frau im Krankenhaus besuchen zu können. Wenig später war sie gestorben und es hatte nie wieder Pferde in unserer Familie gegeben.
    Ich biss die Zähne zusammen und dachte nicht im Traum daran, mich zu beklagen. Natürlich wollte ich dranbleiben! Alles hing doch nur davon ab, ob Dad Zeit hatte, mich zu Tom hinüberzufahren. Ich wünschte mir so sehr, bald wieder auf Psitós Rücken sitzen zu können, wie ich mir nichts mehr gewünscht hatte, seit meine Mutter fortgegangen war.
    Und Wakan Tanka,der Große Geist, meinte es gut mit mir.
    Durch Zufall bekam Dad schon kurz darauf einen Job in Manderson. Bernie Little Moon, der Besitzer des kleinen Lebensmittelladens, der sich »Bernie’s Store« nannte, wollte einen Waschsalon aufmachen und musste anbauen. Mein Vater würde sich als Zimmermann, Dachdecker, Klempner und Elektriker betätigen können und sein Lohn würde reichen, um gut über die Sommermonate zu kommen.
    Ich konnte mein Glück kaum fassen. Dad würde mindestens drei Wochen und länger in Manderson zu tun haben und mich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit bei Tom absetzen können. Ich rief Tom an, und er war einverstanden. Er wollte sowieso mit den Pferden arbeiten, und so passten ihm die Reitstunden gut in den Kram.
    In der ersten Woche lief dann auch alles ganz prima. Ich durfte Psitó allein aus den Hügeln holen, bürstete und sattelte sie. Dann führte Tom sie an der Longe im Kreis. Er brachte mir bei, wie man im Sattel blieb und wann es vernünftiger war, »auszusteigen«.
    Â»Du wirst irgendwann von selbst spüren, wenn es keinen Zweck mehr hat, sich oben halten zu wollen«, sagte er. »Wenn sich abzeichnet, dass ein Sturz unvermeidlich ist, dann spring lieber ab.«
    Wahrscheinlich blickte ich ziemlich verdutzt drein, denn Tom lachte über mein Gesicht. Ich war so versessen darauf, oben bleiben zu wollen, dass es mir nicht in den Sinn gekommen wäre, das Abspringen zu üben.
    Wir übten es, während Psitó stillstand, und Tom fing mich ab. »Du bist leicht«, sagte er, »das ist ein großer Vorteil.«
    Am Samstagnachmittag stieg ich hinauf zum Trailer der White Elks, um Adena von meinen Fortschritten zu erzählen. Jason, ihr kleiner Bruder, hüpfte auf einem Trampolin vor dem Haus und lachte schallend, als er mich heranhumpeln sah.
    Â»Hat das Pferd dich abgeworfen?«, krähte er schadenfroh.
    Â»Halt die Klappe, Spatzenhirn«, ächzte ich.
    Adena, die im Gras saß und mit Picus Welpen spielte, lachte auch. Aber sie, die bei ihrem Großvater reiten gelernt hatte, tröstete mich und schwor, dass die Schmerzen vergehen würden, wenn ich den Dreh erst mal raushatte.
    Â»Aber ich kann es«, sagte ich

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