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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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humpelte immer noch ein bisschen, als ich mit den anderen zum Tor lief. Hatte da nicht eben jemand meinen Namen gerufen?
    Mein Blick streifte die Gesichter der Gäste, die am Rand standen, und plötzlich glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Ich hatte meinen Vater entdeckt. Zuerst dachte ich an einen Irrtum, aber er war es wirklich. Mit seinem schwarzen Hut und seiner rot-schwarz karierten Fleecejacke stand er da, direkt neben Tante Charlene.
    Er winkte, lachte.
    Neil zog mich an der Hand hinter sich her, aber ich machte mich los und lief so schnell ich konnte zu meinem Vater. Er umarmte mich, hob mich vom Boden auf, wie er es früher getan hatte.
    Â»Seit wann bist du wieder zu Hause?«, fragte ich meinen Vater. Man sah ihm an, dass er die vergangenen neun Monate hinter Gefängnismauern verbracht hatte. Seine Haut war grau, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    Â»Seit vorgestern«, sagte er. »Arnold Colder hat es nicht nur geschafft, meine Unschuld zu beweisen. Er hat auch einen Privatdetektiv engagiert, und der hat den wahren Dieb überführen können.«
    Â»Oh Dad.« Ich umarmte ihn noch einmal. »Und du wirst nicht wieder nach Kalifornien gehen.«
    Â»Nein, Tally, das werde ich nicht. Das alles war eine schreckliche Erfahrung für mich, und eines habe ich dabei gelernt: dass es ein großer Fehler ist, jemanden zurückzulassen, den man liebt.«
    Dad legte seine Hand an meine Wange. »Für das Geld, das ich gespart habe, zusammen mit der Haftentschädigung, kann ich ein kleines Haus für uns anzahlen. Und bei Big Bats können sie noch jemanden in der Autowerkstatt brauchen. Ich habe also einen festen Job.«
    Ich schüttelte verblüfft den Kopf. »Wie hast du das bloß alles so schnell geschafft, Dad?«
    Â»Tante Charlene hat mir den Job besorgt«, sagte mein Vater und lächelte.
    Ich ging zu meiner Tante und umarmte sie. Sie weinte und lachte zugleich. »Marlin ist aufgewacht«, sagte sie. »Er hat mich erkannt.«
    Â»Wann?«, fragte ich. Die Überraschungen wollten kein Ende nehmen.
    Â»Vor sechs Tagen.«
    Â»Das ist ja wunderbar, Tante Charlene. Ich freu mich so für ihn und für dich.«
    Â»Zuerst hat er nach dir gefragt«, sagte sie. »Er wollte wissen, ob es dir gut geht. Und dann hat er mir versprochen, dass jetzt alles anders wird. Er will wieder zur Schule gehen, wenn er aus dem Krankenhaus raus ist.«
    Endlich, dachte ich froh. Endlich beginnen die Dinge, sich zum Guten zu wenden.
    Wieder hörte ich die Trommel, sie rief nach mir. »Die Zeremonie beginnt«, sagte mein Vater. »Geh zu den anderen, du hast es verdient, Braveheart.«
    Ich lief durch das Tor. Neil winkte mich zu sich und nahm meine Hand in seine. Als die Trommelschläge anschwollen, wurde mein Herz weit. Die dumpfen Töne hallten über die schneebedeckten Hügel von Wounded Knee.
    Auf der anderen Seite des Gedenksteines sah ich Leo stehen. Er nickte mir zu, ernst und schön. Neben ihm entdeckte ich Adena. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte.

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