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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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wissend.
    Â»Worauf denn?«, neckte ich sie.
    Â»Vielleicht will er dir ja noch was anderes beibringen als Reiten.«
    Wir lachten, bis wir keine Luft mehr bekamen. Die Sonne brannte auf uns herab und der Duft des wilden Salbeis umhüllte uns wie eine betörende Wolke voller Versprechungen.

5. Kapitel
    Dank Adenas Warnung fand ich in dieser Nacht keinen Schlaf. Mit Sicherheit gab es nichts, aber auch gar nichts, was Neil Thunderhawk mir außer Reiten noch beibringen wollte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er etwas an mir fand.
    Als ich dann am nächsten Tag vor ihm stand, bleich und unausgeschlafen, machte er sich ernsthaft Sorgen um mich.
    Â»Ist dir nicht gut?«, fragte er. »Du bist ganz blass. Wie ein richtiges Bleichgesicht.«
    Mit jedem Wort, das er sagte, wurde ich befangener. Mir war klar, dass ich mich wie eine komplette Idiotin aufführte, aber Neils freundlich besorgte Stimme bewirkte, dass ich mich noch elender fühlte.
    Â»Es ist nichts«, sagte ich. »Wirklich.«
    Â»Na dann lass uns Taté und Psitó holen.«
    Ich lief ihm hinterher. Wenn er mit seinen langen Beinen einen Schritt machte, musste ich zwei machen. »Was hast du denn vor?«, fragte ich.
    Â»Ausreiten.« Er blieb stehen und drehte sich um. Seine schwarzen Augen funkelten schelmisch. »Diesmal jeder auf seinem Pferd.«
    Â»Aber … «
    Â»Keine Angst, du kannst Psitó natürlich satteln, wenn dir das lieber ist.«
    Wir holten die braun gefleckte Stute und den Hengst aus den Hügeln und banden sie an die Zaunbalken vor der Scheune. Nachdem wir sie gründlich gestriegelt hatten, half Neil mir Psitó zu satteln. Er selbst zog es vor, den Leopardenschecken ohne Sattel zu reiten, und ich hatte auch gar nichts anderes erwartet.
    Â»Hast du Angst?«, fragte er, als er aufsaß und das große Tier mit Leichtigkeit wendete, um vorauszureiten.
    Â»Nein«, sagte ich, was nur die halbe Wahrheit war. Ganz deutlich spürte ich das Prickeln im Nacken.
    Â»Dann ist es ja gut«, sagte Neil. »Wenn Psitó nämlich spürt, dass du Angst hast, dann regt sich in ihr das Gefühl der Überlegenheit und sie wird dir Schwierigkeiten machen.«
    Neil ritt mit mir zum ersten Hügel hinter dem Haus und brachte mir bei, bergan und bergab zu reiten. »Fersen nach hinten, Ellenbogen an den Körper«, sagte er. »Lehn dich nach vorn. Nicht an den Zügeln zerren, das Pferd muss durch deine Bewegungen, die Verlagerung deines Gewichtes merken, was es tun soll.«
    Psitó wurde schneller, als sie den Hügel erklomm, genau wie gestern, als Neil hinter mir auf dem Pferd gesessen hatte.
    Â»Keine Angst«, sagte er, »wenn sie oben angelangt ist, bleibt sie erst einmal stehen. Das hat Pa ihr so beigebracht.«
    Ich hatte keine Angst. Ich tat einfach das, was Neil mir am gestrigen Tag vorgemacht hatte, und es funktionierte. Das große Tier, auf dessen Rücken ich saß, gehorchte meinen Befehlen.
    Irgendwann waren wir oben angelangt, auf dem höchsten Berg. Ich hatte nicht viel mehr tun müssen, als Psitó einfach dem Hengst hinterherlaufen zu lassen. Die Stute wusste instinktiv, wie und wo sie die Hänge am besten nehmen konnte. Und ich war oben geblieben.
    Neil sprang ab und auf seinen Wink hin ließ ich mich von Psitós Rücken gleiten.
    Â»Psitó läuft merkwürdig«, sagte er und hob nacheinander die Beine der Stute an, um ihre Hufe zu kontrollieren. Im linken Vorderhuf hatte sich ein spitzer kleiner Stein verklemmt, und Neil entfernte ihn mit seinem Messer.
    Dann führte er mich über einen schmalen Grat zu den Kalkfelsen. Metertiefe Schluchten öffneten sich auf beiden Seiten des Pfades und mir wurde mulmig, zumal ich nach dem Ritt sowieso ein wenig wacklig auf den Beinen war. Neil merkte es und griff nach meiner Hand. Seine Finger waren warm und staubig.
    Schließlich standen wir ganz vorn, auf einer flachen Erhebung und blickten ins Tal hinunter. Neil ließ mich los. Ich sah das rote Haus der Thunderhawks und – ganz in der Nähe der Straße – das Haus von Tante Charlene. Scooter und Rip, die beiden Hunde, lagen vor ihrer Holzhütte in der Sonne.
    Weiter links sah ich die Pferde in einer Senke weiden und rechts im Tal entdeckte ich das kreisrunde Schutzdach eines Powwow-Platzes. Auf einmal erinnerte ich mich daran, dass ich vor langer Zeit schon einmal mit meinem Vater und meiner

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