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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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du?«
    Â»Mir geht es gut. Willst du ausreiten?«
    Â»Nein. Hab eine Menge anderer Dinge zu tun.«
    Das hieß im Klartext: Was immer du auch vorhast, Talitha Running Horse, du wirst es allein tun müssen.
    Ich ließ ihn stehen und lief hinter das Haus. Die Pferde grasten ganz in der Nähe, sodass ich nicht lange nach ihnen suchen musste. Stormy entdeckte mich sofort. Mit einem freudigen Aufwiehern kam sie auf mich zugetrabt, als ich sie leise bei ihrem Namen rief. Ihre weichen Nüstern beschnupperten meine Hände, in der Hoffnung, dass ich etwas für sie dabeihatte. Und natürlich enttäuschte ich sie nicht. Von meinem kargen Taschengeld hatte ich ein paar Karotten gekauft, die ich ihr nun gab. Ich drückte meine Wange in das warme Fell des Fohlens und sog den vertrauten Geruch ein. Wie sehr ich Stormy vermisst hatte!
    Die anderen Pferde kamen heran, auch sie hatten mich nicht vergessen. Ich fütterte sie mit Karotten und Pellets aus der Ölpresse, die ich noch übrig hatte. Nur Taté ließ sich nicht locken, er war immer noch zu stolz, um etwas aus meinen Händen anzunehmen. Wachsam beobachtete er mich und die Stuten. Aber dann senkte er den Kopf und begann zu grasen. Er wusste noch, wer ich war und dass von mir keine Gefahr ausging.
    Die Herde hatte Stormy wieder aufgenommen. »Pferde vergessen nicht«, hatte Tom Thunderhawk einmal zu mir gesagt. Meine Haarsträhne war noch mit Stormys Mähne verflochten. Ich hoffte so sehr, dass sie mich nicht vergessen hatte. Und es sah auch nicht danach aus. Sie blieb freiwillig in meiner Nähe, auch als ich keine Leckerbissen mehr hatte. Als ich Psitó zur Scheune führte, um ihr dort den Sattel aufzulegen, kam Stormy hinterher. Sie beobachtete genau, was ich mit der alten Stute machte. Wie ich ihre Beine anhob, eins nach dem anderen, um die Hufe zu prüfen.
    Appaloosapferde haben besonders feste Hufe und brauchen deshalb keine Hufeisen. Aber ihre Hufe müssen umso sorgfältiger gepflegt werden.
    Ich hob Psitós Beine und kratzte den festgetretenen Dreck aus den Hufen. Die braun gefleckte Stute war das gewöhnt und hielt still. Dann rieb ich ihre hübsch gestreiften Hufe mit Nerzöl ein, damit sie nicht spröde und rissig wurden.
    Sorgfältig bürstete ich Psitó den Rücken und die Seiten. Sie hatte sich im Dreck gewälzt und kleine Lehmklumpen verkrusteten ihr Fell. Würde ich ihr den Sattel auflegen, ohne sie vorher gründlich zu brüsten, würden die Dreckklumpen unter dem Sattel reiben.
    Stormys Neugier war unglaublich. Einmal strich ich mit der Bürste ganz vorsichtig über ihren Widerrist. Sie wieherte hell und machte erschrocken einen Satz zur Seite. Sie war immer noch kitzlig. Ich musste lachen, wie sie mich anstarrte, neugierig und doch skeptisch. Als ich die Bürste erneut über ihr Fell gleiten ließ, zuckte sie nur zusammen, blieb aber stehen. Sie erinnerte sich.
    Psitó hatte die Bürstenmassage genossen und war sauber. Ich konnte ihr die Satteldecke auflegen und dann den Sattel. Ihr Bauch war fest und rund wie eine Trommel. Ich führte sie ein wenig herum, bis sie sich nicht mehr aufblähte, dann rückte ich den Sattel zurecht und zurrte den Sattelgurt fest. Viel lieber wäre ich ohne Sattel auf ihr geritten, aber Stormy sollte sehen, was ich mit der Stute machte, und begreifen, dass ein Sattel nichts Schlimmes ist. Kein Raubtier, vor dem man Angst haben muss.
    Stormy kam wieder heran. Sie beschnupperte den frisch eingefetteten Sattel und knabberte am Steigbügel. Horchte auf das Klirren des Metalls und sah zu, wie ich Psitó die Trense ins Maul schob und das Zaumzeug überstreifte.
    Â»Eines Tages werde ich auf dir reiten«, sagte ich zu ihr und kraulte ihr den Hals.
    Ich stieg auf Psitós Rücken und setzte mich im Sattel zurecht. Ein leichter Schenkeldruck genügte, und die alte Stute lief los. Stormy folgte ihr; es war die Neugier, die sie trieb. Wahrscheinlich fragte sie sich, was ich dort oben machte. Aber nur wenig später kamen wir an jene Stelle, wo die Pferdeherde graste. Ich lenkte Psitó an ihnen vorbei die Hügel hinauf. Stormy wieherte enttäuscht und blieb in der Sicherheit ihrer Herde zurück.
    Auch als die Luft kälter wurde und die ersten Herbststürme über das Land fegten, versuchte ich die Pferde wenigstens in jeder zweiten Woche zu besuchen. Während ich mich mit Psitó und Stormy beschäftigte,

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