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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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wusste, wohin sie gebracht wurden, doch während Hoikens der Fahrt eine gewisse abenteuerliche Faszination abzugewinnen vermochte, saß Feiling steif auf seinem
Sitz und hielt sich mit beiden Händen fest, um nicht zu sehr hin und her geschleudert zu werden. Früher musste der Wagen Sicherheitsgurte besessen haben, aber die hatte der jetzige Besitzer für überflüssiger gehalten als die Kalaschnikow, die neben ihm auf dem Beifahrersitz lag.
    »Wir hätten uns niemals mit Täuberich und seinem Pfaffengesindel einlassen sollen!« Damit wollte Feiling das Gespräch wieder in Gang bringen.
    Da sie dieses Thema bereits ein Dutzend Mal wiedergekäut hatten, verzog Hoikens das Gesicht. »Fang nicht schon wieder damit an! Die Sache ist am Laufen, und ich glaube nicht, dass sie schlecht für uns ausgeht. Für die Pfaffen sind diese Schwarzköpfe noch schlimmere Feinde als für uns. Also werden sie schon dafür sorgen, dass wir Arbeit bekommen. «
    Feilings Handbewegung drückte tiefsitzenden Ärger aus. »Dir macht es anscheinend Spaß, nach deren Pfeife zu tanzen. «
    Mehr als nach der deinen, fuhr es Hoikens durch den Kopf. Noch war Feiling offiziell sein Anführer, und er konnte ihn nicht einfach beiseiteschieben. Zuerst musste er den Kameraden in Deutschland beweisen, dass er der bessere Mann war. Hoikens dachte daran, dass Feiling bislang nur Anerkennung für Taten erfahren hatte, die andere vollbracht hatten – und das verärgerte ihn am meisten. Dabei hatte der selbsternannte Führer nicht das Geringste zur Sprengung der Sendlinger Moschee beigetragen. Auch die Sache mit der Wieskirche war auf seinem und nicht auf Feilings Mist gewachsen. Nicht, dass er sie nicht gerne gesprengt hätte, doch ein scheinbar gerade noch rechtzeitig verhinderter Anschlag wiegte die Behörden in falscher Zuversicht und spornte zudem muslimische Extremisten an, es besser machen zu wollen.

    Hoikens bedauerte, dass er nicht mitten im Geschehen sein konnte. Allerdings hatte Kranz’ Sekretär Täuberich ihm beim Abschied versprochen, dass seine besonderen Talente dringend gebraucht würden, und bis jetzt hatte der Priester immer Wort gehalten.
    Feiling, der mit jedem Kilometer nervöser wurde, versuchte die Ortsschilder der Dörfer zu lesen, durch die sie kamen. Entweder gab es jedoch keine, oder sie waren so verblasst, dass die Buchstaben nicht mehr zu erkennen waren. Auch nahm die Zahl der Dörfer immer mehr ab, je weiter sie in die Berge kamen. Die Gipfel mochten etwa so hoch sein wie die der deutschen Alpen, doch die Landschaft wirkte wilder und zerrissener, und da die wenigen Frauen, die sie trafen, weite Pluderhosen und die Männer weiße Filzkappen trugen und auf Eseln ritten, fühlte er sich wie in ein anderes Jahrhundert versetzt.
    Mit einem Mal bog der Peugeot von der Schlaglochpiste ab, die hier die Hauptstraße darstellte, und fuhr im ausgetrockneten Bett eines Baches weiter. Während Feilings Stimmung immer tiefer sank und er im Unterbewusstsein bereits eine Szenerie wie aus einem Karl-May-Roman erwartete, sah Hoikens sich mit gespannten Sinnen um. Das hier war eine Umgebung, in der sich eine Untergrundarmee jahrelang vor den Regierungstruppen verstecken konnte. Zwar wusste er nichts über die nationalen Kräfte in Albanien, aber im Grunde gab es in jedem europäischen Land Gesinnungsfreunde, und da hier auf dem Balkan beinahe jeder gegen jeden stand, würden sie das Zünglein an der Waage spielen können.
    Der weitere Weg führte in eine Klamm, die Hoikens nur ungern während der Schneeschmelze hätte betreten wollen. Die Felswände rückten so nahe an den Wagen heran, dass vorspringende Stellen an den Kotflügeln kratzten. Feiling starrte mit verkniffener Miene durch das Seitenfenster.

    »Wenn der Kasten hier eine Panne hat, können wir die Türen nicht öffnen!«
    »Wenn passiert, wir schießen Loch in Dach und klettern hinaus«, erklärte der Fahrer, der auf einmal Deutsch zu können schien. Obwohl der Wagen eierte und immer wieder in Gefahr geriet, gegen die Felsen zu prallen, nahm er eine Hand vom Lenkrad, packte seine Kalaschnikow und richtete sie gegen das Autodach.
    »Bumm, bumm, bumm – und ist weg!«
    »Der Kerl hat Nerven!« Feiling schnaubte, war aber froh, dass Hoikens ihn gebremst hatte, als er über wichtige Themen hatte reden wollen. Sonst hätte der Fahrer Dinge aufschnappen können, die weder den Mann noch dessen Anführer etwas angingen.
    »Wir gleich da!«, erklärte der Fahrer in dem Moment und zog den

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