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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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die Kräfte einer einzelnen Nation übersteigt. Aus diesem Grund müssen wir alle zusammenstehen, Deutsche und Italiener, Spanier und Franzosen, Polen und Österreicher …«
    Bei der Nennung der letzten Nation verzogen die beiden Deutschen die Gesichter, denn sie sahen Österreich als einen Teil ihres zu errichtenden Vierten Reiches an. Feiling missfiel auch die Zusammenarbeit mit nationalistischen Gruppen aus Ländern, deren Bevölkerung in seinen Augen höchstens als
Sklaven taugte. Zu einer anderen Gelegenheit hätte er Don Pietro in eine heftige Diskussion darüber verstrickt, doch in dieser Situation blieb ihm nichts anderes übrig, als den Mund zu halten. Zwar galt er hier als Gast, aber er wusste wohl, dass er sich in der Gewalt der Italiener befand, die er glühend beneidete, weil ihre Vorbereitungen für die nationale Revolution um so vieles weiter gediehen waren als in Deutschland.
    Don Pietro beschwor nun die Zeit der Kreuzzüge, in denen die europäischen Völker Schulter an Schulter gekämpft hätten, um die heiligen Stätten in Palästina zu befreien. Dabei wirkte er auf Hoikens so, als würde er am liebsten selbst einen neuen Feldzug in den Nahen Osten anführen.
    Als der Priester sich immer mehr in wilden Phantastereien verlor, sah General Ghiodolfio den Augenblick gekommen einzugreifen. »Verzeihen Sie, Don Pietro, aber ich würde mit den beiden Herren lieber über unsere jetzige Situation sprechen als über die Kriege vergangener Zeiten.«
    Der Priester schwieg beleidigt, doch Ghiodolfio lächelte nur beruhigend und wandte sich Hoikens zu.
    »Die Regierungschefs der achtundzwanzig EU-Staaten werden sich in fünf Wochen in Tallinn treffen. Aus Angst vor dem Druck der USA und der Tatsache, sonst als Feinde der Muslime zu gelten, werden diese Narren dem Beitritt der Türkei zustimmen. Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg der USA, Europa zu unterwandern und von innen auszuhöhlen. Der Präsidentschaftskandidat Grayson hat letztens bereits in einer Rede vor jüdischen Geschäftsleuten die Aufnahme Israels in die EU gefordert, um die Sicherheit dieses Landes zu gewährleisten.«
    Die beiden deutschen Neonazis scharrten nervös mit den Füßen, denn das war eigentlich nicht ihr Thema. Ghiodolfio aber sprach lang und breit von der Gefahr, dass Europa von den USA in deren weltweiten Kampf gegen alle möglichen
Feinde hineingezogen würde, und betonte, dass die europäischen Staaten sich der in ihren Grenzen lebenden Muslime entledigen müssten, um nicht selbst in einem blutigen Bürgerkrieg zu versinken. Zuletzt verlor auch er sich mehr und mehr in nebulösen Visionen, die Don Pietro begeistert aufnahm und weiterspann.
    Hoikens interessierten nur die konkreten Pläne seines Gastgebers, deshalb unterbrach er den Redefluss der beiden Italiener. »Es ist ja alles gut und recht, was Sie sagen. Aber vorhin hieß es, man hätte mich hier erwartet. Ich würde jetzt gerne wissen, worum es geht.«
    Ghiodolfio brauchte eine Weile, um seine Gedanken zu ordnen, sah Hoikens jedoch so erleichtert an, als hielte er ihn für einen Retter aus höchster Not. »Wir sind sehr froh, Sie hier zu haben. Wir wollen nämlich die Versammlung der EU-Regierungschefs in Tallinn sprengen, und zwar so, dass es aussieht, als wäre es das Werk von Islamisten. Inzwischen haben wir schon Dutzende von Plänen erstellt und wieder verworfen. Als wir schon aufgeben wollten, meldete uns einer unserer Gewährsleute in Deutschland, dass es dort einen Spezialisten gäbe, der diese Aufgabe übernehmen könnte.«
    »Das war sicher Hochwürden Täuberich!« Hoikens nickte zufrieden. Er freute sich, so empfohlen worden zu sein, und zeigte auf einige Landkarten, die auf dem Schreibtisch lagen.
    »Wenn ich den Job machen soll, brauche ich alle Unterlagen über diese EU-Versammlung samt Beschreibungen der entsprechenden Örtlichkeiten. Am besten wären auch Filme und anderes Bildmaterial zu sämtlichen Gegebenheiten.«
    »Daran soll es nicht scheitern«, antwortete der General. »Ich will nur hoffen, dass Sie im Gegensatz zu unseren Leuten einen Weg finden. In Tallinn muss ein Fanal gesetzt werden, welches das greisenhaft erstarrte Europa aufschreckt.«

SECHZEHN
    A nders als Hoikens und Feiling, die sich in der Höhlenfestung unter Freunden fühlen konnten, wurde Graziella in einen in den Fels geschlagenen Raum gesperrt. Ihre Zelle war nicht viel größer als die dünne Matratze, die auf den unebenen Boden gelegt worden war, und enthielt nichts als

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