talon008
Lippen. Alles in seinem Körper hatte auf das Ende gewartet, auf eine alles erfüllende Ruhe.
Doch nun riss ihn ein Sturm zurück und trieb ihn vorwärts.
Auch Shion spürte es. Er fühlte um die … – Veränderung, die in dem Menschen vorging. Sein massiger Körper hatte sich bereits über den Mann gebeugt, der wehrlos am Boden gelegen hatte, um ihm mit einem Biss das Genick durchzutrennen. Doch nun leuchteten seine Augen überrascht auf. Der Löwe hielt in der Bewegung inne. Sein Kopf zuckte leicht zurück. Voller Unmut grollte er unterdrückt auf.
Als Talon seine Augen öffnete, schwebte Shions Kopf scheinbar erstarrt über ihm. Neue Kräfte begannen, seine Hände zu durchdringen und ihn mit frischer Energie zu erfüllen. Er wusste, dass der Löwe nur einmal kurz zuzustoßen brauchte, um den Kampf für sich zu entscheiden. Doch der Schatten schien mitten in der Bewegung zu verharren. Talon war nicht bereit, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Sein linker Unterarm rammte gegen Shions Schnauze und drückte den massigen Kopf zurück, während sich die rechte Hand tief in die Schlieren der Mähne schoben und den breiten Hals umfassten.
Shion aber wehrte sich erbittert. Als habe ihn die Berührung des Mannes aus seiner Erstarrung erweckt, stieß seine linke Pranke unvermittelt vor. Nur knapp hieb sie neben Talons Kopf in den Boden und schlug einige Splitter aus dem Stein. Der Schatten setzte die ganze Wucht seiner Masse ein und drückte den am Boden Liegenden nach unten.
Talon musste seinen Griff um die Kehle des fremdartigen Wesens lösen und presste die rechte Hand gegen den mächtigen Unterkiefer des Mauls, das nun wild nach ihm schnappte. Wieder und wieder zogen die dunklen Pranken dünne Striemen über die helle Haut des Mannes, doch dieser nahm die neuen Wunden kaum noch zur Kenntnis.
Alleine der Wille trieb Talon weiter. Seine Hände wuchteten den massigen Kopf immer weiter nach hinten. Das wütende Grollen des Löwen erfüllte die weite Halle und wurde von Tausenden Stimmen reflektiert.
Es dauerte unendliche Augenblicke, bis Talon sein rechtes Bein anwinkeln konnte und sich langsam nach oben drückte. Sein Griff um Shion lockerte sich nicht, als er einen Moment in einer kauernden Stellung verweilte, um Atem zu schöpfen. Der Schatten wehrte sich ungebändigt in seiner Umklammerung und schien kein Mittel zu finden, sich gegen diesen Angriff durchzusetzen.
Talon drückte den Löwen zur Seite und erhob sich langsam. Sein linkes Bein hieb in den Boden und verschaffte sich einen sicheren Stand. Ein heiserer Schrei drang aus seinem Mund. All die ganze neu erlangte Kraft in seinen Fasern konzentrierte sich in ihm. Er drückte den mächtigen Schatten herum, der wild um sich schlug.
Blut aus einer klaffenden Wunde an der Stirn verschleierte Talons Sicht und ließ ihn kaum noch etwas erkennen. Doch sein Instinkt wies ihm den Weg. Seine Arme umschlossen Shions breiten Hals. Die rechte Hand umklammerte den linken Unterarm und drückte unerbittlich zu. Er wuchtete Shion mit diesem Hebel weiter nach oben und ließ das schwere Gewicht auf seiner linken Schulter ruhen, die unter dem Druck zu brechen schien.
Der Löwe verlor fast vollständig den Kontakt zum Boden. Seine Umrisse wurden schemenhafter. Sie zerflossen und nahmen einen durchscheinenden Glanz an. Nur der Oberkörper wirkte noch, als sei er massiv und mit Leben erfüllt. Die Hinterpfoten verschwammen im Dämmerlicht der Umgebung.
Erschöpft hielt sich der Hüne auf den Beinen. Zahlreiche Menschen hatten sich in Kairo in einem weiten Kreis um seinen Platz versammelt und sahen ungläubig, wie sich Energien aus den Händen des dunkelhäutigen Mannes lösten und gen Süden verschwanden.
Schweißperlen glänzten auf seiner narbenbedeckten Stirn. Die wenigen Haaren, die an der linken Seite in Zöpfen über das Ohr hingen, waren dreckverschmiert und klebten an seiner Haut.
„Falle, Shion. Falle!“, murmelte er heiser.
Und Talon sah seine Chance. Mehr und mehr verlor das Schemen des Löwen an Kraft. Sein Körper spannte sich durch und umschlang den schattenhaften Leib mit aller Kraft. Shions Kontakt mit der Erde ging endgültig verloren. Das Licht in seinen Augen verlor schnell auf Glanz.
Shion fühlte, dass er verlor.
Ein gewaltiger Schrei löste sich aus dem Tiefen von Talons Kehle, als er den Löwen nach oben riss und zu Boden schleuderte. Der massige Körper prallte schwer auf dem graugrünen Stein und blieb regungslos liegen.
Unter
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