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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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geblieben? Ich hätte reich sein müssen. Die Entlohnung für einen Mord ist hoch. Mittlerweile wohnte ich in einer schönen, bequemen Wohnung (sie war wirklich schön – vor allem dieser tolle blauweiße Teppich und die große Küche mit dem eingebauten Holzofen), aber so wahnsinnig teuer war sie nicht. Ich aß gut und gab eine ordentliche Summe für Zauberunterricht aus, dazu auch noch für einen erstklassigen Fechtmeister, doch nichts davon konnte das ganze Einkommen, das ich mir erarbeitete, auffressen. Spielen tue ich auch nicht sonderlich oft, dabei ist das für die meisten Jhereg die bevorzugte Art, Geld zu verlieren. Ich kann es mir einfach nicht erklären.
    Manche Ausgaben kann ich natürlich nachvollziehen.
    Zum Beispiel habe ich ein Mädchen aus dem Ostreich kennengelernt, Jeanine, und wir waren fast ein ganzes Jahr zusammen, und es ist doch erstaunlich, wieviel Geld man für Unterhaltung ausgeben kann, wenn man sich richtig anstrengt. Und eine Zeitlang habe ich mächtig Geld für Teleports ausgegeben – ein paar Wochen jeden Tag zwei oder drei. Das war, als ich gleichzeitig mit Jeanine und Konstanze ausging und nicht wollte, daß sie voneinander erfuhren. Es ging dann zu Ende, weil die ganzen Teleports mir viel zu schlecht bekommen sind, als daß ich einer von ihnen noch viel Vergnügen hätte bereiten können. Rückblickend könnte das natürlich 200
    einige Ausgaben erklären, nehme ich an. Teleports sind nicht billig.
    Trotzdem kann ich es nicht nachvollziehen.
    Wahrscheinlich ist es auch gar nicht von Bedeutung.

    Mein erster Eindruck war, daß wir nach draußen
    gegangen waren, und in gewisser Weise stimmte das auch, nur hatte ich so ein Draußen noch nie zuvor gesehen. Da waren Sterne, wie mein Großvater sie mir gezeigt hatte, hell und strahlend, überall, und so viele…
    Da merkte ich, daß mein Nacken sich verspannte und die Luft kühler wurde. Morrolan neben mir glotzte noch immer in die Sterne. Ich sprach ihn an.
    Er sagte: »Ich hatte vergessen, wie die aussehen.«
    Dann schüttelte er den Kopf und schaute sich um.
    Gleichzeitig tat ich dasselbe, und wir erblickten, auf ihren Thronen sitzend, die Götter des Jüngsten Gerichts.
    Zwei saßen direkt vor uns; weitere an den Seiten, so daß sie eine Art gewaltigen Kreis aus Thronen, Stühlen und so weiter bildeten. Einige saßen dicht beieinander in Zweier- oder Dreiergruppen, während andere ganz allein waren. Die Kreatur vor mir, etwa zwanzig Schritte entfernt, war gewaltig und grün. Morrolan ging auf sie zu. Als wir näher kamen, sah ich, daß sie von
    schuppenartiger Haut überzogen war und riesige, tief in ihren Höhlen liegende Augen hatte. Ich erkannte dieses Wesen wieder, es war Barlan, und mich überkam der Drang, mich auf die Knie zu werfen; ich weiß heute noch nicht, warum. Und ich widerstand.
    Neben ihm saß eine, die dragaeranisch aussah, in einem Umhang aus sich verändernden Farben, mit
    hochmütigem Gesicht und Haaren wie feiner Nebel. Ich 201
    schaute auf ihre Hände und, ja, jeder Finger hatte ein zusätzliches Gelenk. Hier war die Dämonengöttin meiner Vorfahren, Verra. Ich sah links an ihr vorbei und erwartete fast, die Schwestern zu sehen, welche die Legende ihr zuweist. Und ich glaube, sie waren
    tatsächlich da – eine klein und immer im Schatten, neben ihr eine, deren Haut und Haar wie Wasser floß. Ich vermied es, sie anzusehen. Nachdem ich mein Zittern unter Kontrolle hatte, zwang ich mich, hinter Morrolan herzugehen.
    Da waren auch andere, aber an die kann ich mich kaum erinnern, außer an eine, die in Flammen gehüllt zu sein schien, und einen, der anscheinend unablässig war und nicht war. Wie viele? Das kann ich nicht sagen. Ich erinnere mich an die paar, von denen ich erzählt habe, und ich weiß, es gab noch andere. Mir bleibt im Gedächtnis der Eindruck, es wären Tausende gewesen, vielleicht Millionen, aber es sei mir verziehen, wenn ich meinen Sinnen dort nicht völlig vertraue.
    Morrolan schien uns an einen Punkt zwischen Verra und Barlan zu steuern. Als wir uns ihnen näherten, schien ihre gewaltige Größe nur eine Illusion. Wir blieben etwa zwanzig Schritte vor ihnen stehen, und sie sahen riesig aus, aber kaum übermenschlich. Wenigstens was die Größe betrifft. Barlan war voller grüner Schuppen und hatte diese furchterregenden, gewaltigen, blaßgrünen Augen. Und Verras Haare schimmerten immer noch, und ihre Kleider veränderten weiterhin die Farben, Form und Material. Dennoch kamen sie mir wie

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