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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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jemanden dabei beobachtet, was?«
    »Du etwa?«, fragte Tobin herausfordernd und überlegte, ob sich Ki am Ende lustig über ihn machte.
    »In unserem Haus?« Ki schnaubte. »Bei den Göttern, ständig! Vater ist andauernd auf irgendjemandem drauf, und die älteren Jungen machen sich über die Mägde oder manchmal sogar über die Knechte her. Es ist ein Wunder, dass bei uns nachts überhaupt wer schlafen kann! Wie ich dir schon mal gesagt habe, in den meisten Häusern schlafen alle im selben Zimmer. Zumindest in den meisten, in denen ich gewesen bin.«
    Als sich Tobin nach wie vor verwirrt über den tatsächlichen Akt zeigte, suchte Ki ein paar gegabelte Unkrauthalme, die er verwendete, um eine genauere Beschreibung zu veranschaulichen.
    »Du meinst, er wird größer?«, fragte Tobin mit geweiteten Augen. »Tut das dem Mädchen nicht weh?«
    Ki steckte sich einen der Halme in den Mundwinkel und zwinkerte Tobin zu. »Nach den Geräuschen zu urteilen, die sie dabei von sich geben, glaube ich das kaum.« Er spähte mit einem Seitenblick auf den Stand der Sonne. »Mir ist kalt. Komm, lass uns reiten gehen, bevor Nari entscheidet, dass es zu spät dafür ist. Vielleicht finden wir ja heute deine Hexe!«
     
    Tobin war nicht sicher, ob es falsch gewesen war, Ki von Lhel zu erzählen. Er konnte sich nicht genau daran erinnern, ob sie ihn aufgefordert hatte, ihre Gegenwart für sich behalten, doch er verspürte Schuldgefühle, die nahelegten, dass dem so gewesen war.
    Eines Nachts, als sie im Bett gelegen hatten, hatte Ki eine Geschichte über eine Hexe in seinem Dorf erzählt, und Tobin war damit herausgeplatzt, dass er auch eine kannte. Natürlich hatte Ki Einzelheiten verlangt, da seine eigene Geschichte nur eine erfundene war, die er von einem Barden gehört hatte. Letztlich hatte Tobin ihm seine Träume geschildert. Auch davon, dass er sich verirrt hatte und von der hohlen Eiche, in der Lhel lebte, berichtete er ihm, wobei er jedoch sorgsam darauf achtete, nicht die Puppe zu erwähnen.
    Seither betrachteten sie es als geheime Aufgabe, die Hexe zu finden, damit Ki sie auch kennen lernen konnte.
    Sie ritten beinah jeden Tag aus, hatten aber bisher noch kein Anzeichen von ihr entdeckt. Tobin kehrte von solchen Suchen stets mit gemischten Gefühlen zurück. So sehr er sich wünschte, sie wiederzusehen und herauszufinden, was sie ihm beibringen wollte, er empfand auch Erleichterung, weil die Möglichkeit bestand, dass sie wütend auf ihn sein könnte, weil er Ki von ihr erzählt hatte.
    Trotz mittlerweile mehreren ergebnislosen Wochen blieb Kis Zuversicht unerschütterlich, und er freute sich darüber, das Geheimnis mit Tobin zu teilen.
    Was fast jene Geheimnisse aufwog, die Tobin nicht preisgeben konnte.
     
    Die Jungen behielten den Fortschritt der Sonne im Auge, während sie den Pferden die Sporen gaben und die Straße hinaufritten. Die Tage waren kurz geworden, und aus den Bergen zogen rasch Unwetter auf.
    Bruder hielt sich vor ihnen und bewegte sich mit seinem üblichen, steifen und unnatürlichen Gang, der eigentlich zu langsam hätte sein müssen, um mit ihnen Schritt zu halten, es jedoch nie war. Ganz gleich, wie schnell sie die Tiere antrieben, er blieb unweigerlich vor ihnen.
    Ki gingen andere Dinge im Kopf herum. »Wie soll deine Hexe den ganzen Winter in einem Baum überleben?«
    »Sie hatte ein Feuer«, erinnerte Tobin ihn.
    »Ja, aber der Schnee wird den Eingang bedecken, oder? Sie wird sich wie ein Kaninchen rausbuddeln müssen. Und was wird sie essen?«
    Sie dachten beide darüber nach, ließen ihre Pferde neben dem Weg angebunden zurück und brachen zu Fuß auf, um einen unerforschten Wildpfad zu erkunden, den Tobin vor ein paar Tagen gesichtet hatte. Ihm bis zum Ende zu folgen, kostete sie den letzten Vorrat Tageslicht. Die Sonne berührte bereits die Gipfel, als sie schließlich aufgaben und umkehrten; sie würden die Pferde regelrecht prügeln müssen, um rechtzeitig zurück zu sein, bevor sich Nari zu sorgen begann.
    Ki war gerade aufgestiegen, und Tobin hatte einen Fuß im Steigbügel, als die Tiere scheuten. Gosi bäumte sich auf und schleuderte Tobin rücklings von den Beinen, dann galoppierte er die Straße hinab davon. Tobin landete mit einem überraschten Grunzen hart auf dem Rücken. Er hob den Kopf und sah, dass Ki versuchte, Drache zu zügeln, als dieser hinter Gosi herraste. Beide Pferde verschwanden um eine Biegung des Weges und nahmen Ki mit sich.
    »Verdammt!«, keuchte Tobin. Er hatte sich

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