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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Kehle entrang sich ein weiterer Schrei, und Arkoniel erhaschte einen Blick auf ihr Antlitz. Glasige, mittlerweile von Kräutertränken benommene Augen spähten hinter einem Gewirr glänzenden schwarzen Haars hervor.
    Die Prinzessin war wenig älter als er selbst, und wenngleich er sich selten gestattete, darüber nachzudenken, hegte er insgeheim Bewunderung für sie, seit ihre Vermählung mit Rhius Arkoniel zum ersten Mal in ihre Kreise geführt hatte. Ariani war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und sie hatte ihn immer zuvorkommend behandelt. Scham spülte über ihn hinweg; so wurde ihr ihre Freundlichkeit nun vergolten.
    Allzu bald drehte sich Iya um und bedeutete ihm, sich am Bett zu ihr zu gesellen. »Komm, Arkoniel, wir brauchen dich jetzt.«
    Er und Nari hielten Arianis Füße fest, während die Hexe zwischen ihren Schenkeln umhertastete. Ariani stöhnte und versuchte matt, sich loszureißen. Arkoniel behielt das hochrote Gesicht abgewandt, bis Lhel ihre Untersuchung beendete, dann ließ er Ariani los und zog sich hastig zurück.
    Lhel wusch sich in einer Schüssel die Hände, dann beugte sie sich hinab, um Ariani die Wange zu tätscheln. »Ist gut, Keesa .«
    »Es sind – es sind zwei, Hebamme – oder?«, keuchte Ariani kraftlos.
    Arkoniel warf Iya einen besorgten Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Schultern. »Eine Frau braucht keine Hebamme, um ihr zu sagen, wie viele Kinder sie im Bauch herumträgt.«
    Nari braute aus einigen der Kräuter der Hexe einen Tee und half Ariani dabei, ihn schluckweise zu trinken. Nach einer Weile verlangsamte sich der Atem der Prinzessin, und sie wurde still. Lhel kletterte aufs Bett und massierte Arianis Bauch. Dabei murmelte sie ohne Unterlass in einem beruhigenden Singsangtonfall vor sich hin.
    »Das erste Kind muss so gedreht werden, dass es in die Welt eintreten und ihm das andere folgen kann«, übersetzte Iya für Rhius, der betreten schweigend am Kopfende des Bettes stand.
    Lhel verlagerte die Stellung, sodass sie zwischen Arianis Schenkeln kniete. Immer noch rieb sie ihr den Bauch. Nach einigen Augenblicken stieß sie einen leisen Triumphschrei aus. Arkoniel beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sie mit einer Hand einen nassen, kleinen Kopf stützte, der in Sicht geriet. Mit der anderen hielt sie dem Kind die Nase und den Mund zu, bis der Rest des Körpers geboren war.
    »Mädchen, Keesa «, verkündete sie und entfernte die Hand vom Gesicht des Säuglings.
    Arkoniel stieß vor Erleichterung den angehaltenen Atem aus, als das Mädchen die erste Lunge voll Luft einsog. Dies war der Shaimari , der › Seelenodem ‹ , der Lhel solche Sorge bereitet hatte.
    Mit dem Silbermesser schnitt die Hexe die Nabelschnur durch, dann hob sie das Kind empor, auf dass alle es sehen konnten. Unter dem Geburtsschleim schien der Säugling wohlgeformt, den Kopf zierte dichtes, nasses, schwarzes Haar.
    »Dem Lichtbringer sei Dank!«, rief Rhius aus und beugte sich hinab, um die Stirn seiner schlafenden Gemahlin zu küssen. »Ein erstgeborenes Mädchen, wie es das Orakel versprochen hat!«
    »Und schaut nur«, meldete sich Nari zu Wort und lehnte sich vor, um ein winziges, weinfarbenes Muttermal am linken Unterarm des Kindes zu berühren. »Sie hat ein Gunstmal, das wie eine Rosenknospe aussieht.«
    Iya schenkte Arkoniel ein schmallippiges, aber siegessicheres Lächeln. »Das ist unsere künftige Königin, mein Junge.«
    Freudentränen ließen Arkoniels Sicht verschwimmen und schnürten ihm die Kehle zu, doch das Wissen, dass ihre Arbeit noch nicht vollendet war, beeinträchtigte den Augenblick.
    Während Nari das Mädchen wusch, begann Lhel, den Zwilling hervorzulocken. Arianis Kopf rollte schlaff auf dem Kissen hin und her. Rhius zog sich an den Kamin zurück. Sein Mund glich einer schmalen, verkniffenen Linie.
    Tränen gänzlich anderer Art brannten Arkoniel in den Augen. Verzeiht uns, holde Herrin , betete er im Stillen, außerstande, den Blick abzuwenden.
    Trotz Lhels Bemühungen kam das zweite Kind verkehrt herum, in Fußlage. Unablässig in ihrer eigenen Sprache vor sich hinmurmelnd löste Lhel das zweite Bein, und der winzige Körper glitt heraus.
    »Knabe, Keesa «, sagte Lhel leise und hielt die Hand bereit, um sie auf das Gesicht des Kindes zu senken, sobald es zum Vorschein kam, und so jenen so wichtigen ersten Atemzug zu verhindern, damit die Seele nicht in das Fleisch Einzug halten konnte.
    Plötzlich jedoch ertönten draußen auf der Straße das laute

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