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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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entlang der Ostküste Mycenas scharen. Ich fürchte, im Frühling werden sie sich nicht mit Beutefahrten entlang der Küste begnügen.
    Mögen Illior und Sakor dafür sorgen, dass wir diesmal an anderen Gestaden kämpfen.
    Arkoniel, der keinerlei Kriegserfahrung besaß, ertappte sich dabei, dass er Tharin beobachtete, während solche Briefe in der Halle vorgelesen wurden.
    Tharin lauschte aufmerksam, die Stirn nachdenklich gerunzelt, danach befragte er die Boten über Einzelheiten. Wie erging es den Garnisonen in Atyion und Cirna? Wie viele Schiffe lagen in Eros Hafen vor Anker? Hatte der König weitere Soldaten einberufen oder Nachschub aus den ländlichen Gegenden angefordert?
    »Ich fühle mich äußerst grün hinter den Ohren, wenn ich dir zuhöre«, gestand Arkoniel eines Abends, als Tharin und er noch spät wach waren und zusammen Bakshi spielten. »Trotz all meiner Reisen habe ich im Vergleich zu dir ein behütetes Leben geführt.«
    »Früher haben Zauberer für Skala gekämpft«, meinte Tharin, das Hauptaugenmerk unvermindert auf die Spielsteine vor ihnen gerichtet. »Nun scheint der König nur noch zu wollen, dass ihr gegeneinander kämpft.«
    »Ich hoffe mitzuerleben, dass sich das eines Tages ändert.«
    In solchen Augenblicken spürte Arkoniel unangenehm das Geheimnis, das sie entzweite. Je besser er diesen Mann kennen lernte, desto mehr bedauerte er, dass Tharin die Wahrheit nicht kannte.
    »Ich hätte nichts dagegen, dich hinter meinem Rücken zu wissen«, fuhr Tharin fort und sammelte die Spielsteine für einen neuen Wurf ein. Der Feuerschein erfasste die polierten Karneole und verwandelte sie zwischen seinen Fingern in Flammen und Blut. »Ich bin kein Fachmann, was Zauberer betrifft, aber ich kenne die Menschen. Du besitzt ein stählernes Rückgrat. Und ich denke, die alte Iya hätte dich nicht als Schüler angenommen, wenn sie nicht auch davon überzeugt wäre. Auch ihren alten Beutel hätte sie sonst wohl kaum bei dir gelassen.«
    Bevor es Arkoniel gelang, seine Überraschung zu verschleiern, schaute der Hauptmann auf. »Oh, ich habe nicht vor, nach Einzelheiten zu fragen. Aber ich bin auch nicht blind. Wenn sie dir vertraut, sollte das für jeden gut genug sein.«
    Keiner der beiden verlor ein weiteres Wort über diese Angelegenheit, aber Arkoniel war dankbar für den Respekt dieses Mannes.
    Er wünschte, er wäre sich Lhels Meinung über ihn ebenso sicher. Arkoniel stand für sie in Flammen. Er träumte von ihrem Körper, erwachte steif und hitzig mitten in der Nacht und hatte nur die eigene Hand, um sich Erleichterung zu verschaffen, ein Hilfsmittel, das sich mittlerweile weit weniger befriedigend anfühlte als früher.
    Sie jedoch blieb unerbittlich; ihm wurde nur gestattet, sie zu finden, wenn ihr danach zumute war. Kein Suchzauber vermochte sie aufzuspüren, und es gelang ihm nie, auf eigene Faust den Weg zu jener Eiche zu finden. Wenn ihn nach ihr verlangte, ritt er in den Wald, und wenn sie es wünschte, offenbarte sie sich ihm. Wenn nicht, musste er enttäuscht und innerlich lodernd umkehren.
    Manchmal waren die Jungen bei ihr, wenn er sie fand. Dann wanderten sie zu viert durch den Schnee und erkundeten wie eine Bauernfamilie zusammen den Wald. Arkoniel fand dies schön und lächelte über das Bild, das sie abgeben mussten, denn bei Tageslicht zeigte sich Lhels Alter, während er selbst sich Tobin und Ki näher fühlte als ihr.
    Wenn er und Lhel hingegen alleine aufeinander trafen, verhielt es sich völlig anders. Jedes Mal vereinigten sie sich – er bezeichnete ihren › Preis ‹ nie als Liebesspiel, was auch sie nicht tat –, und jedes Mal erfolgte es so ungestüm wie beim ersten Mal. Sie verlangte von ihm keine Zärtlichkeit und gab umgekehrt von sich aus keine, nur Leidenschaft. Hinter geschlossenen Lidern sah Arkoniel Visionen von Wirbelstürmen, Gewittern und Erdbeben. Wenn er die Augen aufschlug, sah er die Macht von Lhels Göttin in ihren Augen und in den dunklen Wirbeln auf ihrer Haut schillern, die sie ihm nur bei solchen Gelegenheiten offenbarte.
    Wenn sie danach nackt nebeneinander auf der Pritsche lagen, zeigte sie ihm an Zauberkunst, was immer ihr behagte. Ein Großteil davon schien darauf abzuzielen, seine natürliche Abneigung gegen Blutmagie zu überwinden.
    Sie begann damit, ihn zu lehren, › das Blut zu lesen ‹ , wie sie es ausdrückte. Dafür reichte sie ihm ein blutfleckiges Stück Stoff oder Rinde; indem er das Blut mit den Fingern und mit dem Geist berührte,

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