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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geholfen, sie zu machen. Dann hat sie die Puppe zu meiner gemacht.«
    »Mit deinem Haar?«
    Tobin nickte. »Und etwas Blut.«
    Natürlich. »Und die Puppe hilft dir, Bruder zu rufen?«
    »Ja. Ich sollte sie niemandem zeigen, deshalb habe ich sie im Turm versteckt. Ich vermute, das ist der Grund, weshalb Bruder nicht immer fernbleibt, wenn ich es ihm sage. Als Fürst Orun sagte, ich müsste nach Ero, da wusste ich, dass ich sie holen musste …«
    »Aber warum lässt du sie nicht hier? Und Bruder mit ihr?«
    »Nein, ich muss mich um ihn kümmern. Das hat Lhel gesagt.«
    »Wenn ein Zauberer seinen Geist darauf ansetzt, könnte es ihm gelingen, sie zu erspüren.«
    »Dir ist das nicht gelungen.«
    Arkoniel kicherte reuig. »Da hast du wohl Recht, aber ich habe auch nicht danach gesucht. Wie auch immer, in Ero gibt es reichlich Zauberer. Du musst dich vor ihnen allen hüten, ganz besonders vor denen, die weiße Roben tragen – den Spürhunden des Königs.«
    Erschrocken schaute Tobin auf. »Was ist mit dem unter Oruns Männern?«
    »Ein blonder junger Mann, der sich als Soldat verkleidet?«
    »Ja, das ist er.«
    »Er ist ein Freund. Aber du darfst dir nicht anmerken lassen, dass du Bescheid über ihn weißt. Iya hat ihn geschickt, um über dich zu wachen. Es ist ein Geheimnis.«
    »Ich bin froh, dass er kein böser Zauberer ist. Er hat ein freundliches Gesicht.«
    »Du darfst Menschen nicht nur nach den Gesichtern beurteilten …« Arkoniel bremste sich. Er wollte den Jungen weder verängstigen, noch zu viel verraten. Ein Spürhund könnte das später in Tobins Geist finden, sollte ein solcher Grund haben, ihn zu untersuchen. »Es gibt viele Arten von Menschen auf der Welt, Tobin, und viele Arten von Zauberern. Nicht alle sind dir wohlgesonnen. Bei den Vieren, du hast nicht einmal mir vertraut, und dabei wünsche ich dir nur das Beste! Lass deine Wachsamkeit niemandem gegenüber sinken, nur weil er dich mit einem gewinnenden Lächeln bedenkt.« Er blickte wieder auf die Puppe hinab. »Also, bist du sicher, dass du sie mitnehmen musst? Könntest du sie nicht hier bei mir lassen?«
    »Nein, Lhel sagt, ich muss sie behalten und mich um Bruder kümmern. Niemand sonst kann das tun. Er braucht mich, und ich brauche ihn.«
    Ihn.
    Dies war ein weiterer Plan, der bisher zu gut aufgegangen war. Dank Lhels Magie war dem König der Leichnam eines toten Mädchens gezeigt worden, und so hatte die Welt die Geschichte erfahren; Tobin hingegen kannte die Wahrheit. Sollte jemand Bruder sehen oder Tobin von › ihm ‹ reden hören, würden unangenehme Fragen aufkommen.
    Tobin beobachtete ihn mit jenen Augen, die zu viel sahen, und Arkoniel spürte die entsetzliche Zerbrechlichkeit des Bundes, den sie soeben im Turm besiegelt hatten.
    Er dachte an Iyas Beutel, der unter seinem Arbeitstisch lag; kein Zauberer vermochte, durch dessen Magie hindurch die im Inneren in Seide und Zaubersprüche gehüllte Schale zu erblicken. Einen Lidschlag lang spielte er mit dem Gedanken, einen solchen Beutel für die Puppe anzufertigen. Zumindest dafür besaß er sowohl die Begabung als auch das Handwerkszeug: dunkle Seide und Silberfaden, einen Kristallstab, Nadeln und Rasiermesser aus Eisen, Rauchfässer zum Verbrennen von Harz und Gummi. Alles befand sich in seiner Reichweite. Er könnte damit einen Beutel fertigen, der Bruder aufnehmen und vor den neugierigen Blicken der Spürhunde verbergen würde.
    Aber der Beutel selbst würde gesehen werden. Iya oder er konnten einen solchen Gegenstand bedenkenlos mit sich herumtragen, ein gewöhnliches, elfjähriges Kind von kriegerischer Abstammung jedoch nicht.
    Er seufzte und hob den fallen gelassenen Mehlsack auf.
    Gewöhnlich. So gewöhnlich wie eine alte Puppe, die als Andenken für ein verwaistes Kind zurückgelassen wurde.
    »Weißt du, das ändert alles«, dachte er laut nach, während in seinem Kopf bereits eine Idee Gestalt anzunehmen begann. »Das kleine Schauspiel, das wir Bruder in der Halle aufführen gelassen haben, war gut und schön als die Tollereien eines Hausgeistes. Am Hof kann sich niemand auch nur den geringsten Anschein von Totenbeschwörerei erlauben, vor allem nicht du. Es gibt viele, die genau das vermuten würden, wenn sie denken, du könntest Bruder beherrschen. Du darfst von ihm nur als von dem dämonischen Zwilling reden, von dem die Menschen bereits wissen. Das ist am Hof eine alte Geschichte.«
    »Ich weiß. Ki hat mir erzählt, dass manche Leute sogar behaupten, Bruder sei ein

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