Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
und wurdest ihm untergejubelt. Der alte Larenth stielt seit Jahren die Pferde meines Onkels, und jeder weiß es. Deinen Bruder Alon hätte mein Onkel aufgeknüpft, wenn er nicht in den Krieg geflüchtet wäre, bevor der Büttel ihn fangen konnte.«
    Ki starrte ihn in Grund und Boden und hielt die geballten Fäuste gegen die Oberschenkel gepresst. »Alon ist kein Dieb! Genauso wenig wie mein Vater.«
    »Dann ist er nicht dein Vater«, entgegnete Anus nüchtern. »Los, sag schon, auf welcher Seite der Decke wurdest du geboren, Sir Kirothius? Oder weißt du es gar nicht?«
    Sie zählen nicht. Ki ballte die Fäuste so heftig, dass er spürte, wie sich die Nägel in seine Handflächen bohrten. Nur Ehre zählt. Entehre Tobin nicht, indem du die Beherrschung verlierst.
    »Ich frage mich, was ein Prinz mit einem Wald- und Wiesenritter wie dir als Knappen will«, meinte Mago.
    Arius beugte sich dicht zu ihm. »Na ja, du weißt ja, was man sich über ihn erzählt …«
    Ki traute seinen Ohren kaum. Wagten sie es tatsächlich, nun auch noch Tobin zu beleidigen? Beide Jungen drehten sich um und verschwanden, bevor Ki die Gedanken für eine Erwiderung sammeln konnte.
    »Ki, steh da nicht rum und träum vor dich hin. Hol den Haferpflaumenkuchen!«, herrschte Chylnir ihn an, der gerade hereingekommen war.
    Ehre . Ki rief sich Tharins Stimme ins Gedächtnis, als er den schweren Kuchenteller anhob. Was immer ein Knappe tut, fällt auf den Herrn zurück, dem er dient. Behalte diesen Gedanken unter allen Umständen an vorderster Stelle in deinem Herzen, und du wirst immer tun, was richtig ist.
    An Tharin zu denken, beruhigte ihn. Als er den Speisesaal erreichte, war er in der Lage, Mago und Arius den Tod zu wünschen, ohne auch nur mit gerunzelter Stirn in ihre Richtung zu blicken.
     
    Stattdessen trug er all seine Wut und seinen Trotz am nächsten Morgen und jeden Tag danach auf das Übungsgelände. Wann immer sich die Möglichkeit bot, wählte er seine Feinde als Gegner beim Schwertkampf oder Ringen und ließ seinen Körper für sich sprechen. Auch die anderen Jungen waren wackere Kämpfer, und er besiegte sie nicht immer, dennoch lernten sie rasch, ihn zu meiden, wenn sie konnten.
    Er und Tobin wurden als allen außer den ältesten Jungen ebenbürtig gelobt, und Ki war nicht sicher, ob sie es nicht sogar mit einigen von ihnen hätten aufnehmen können, aber Porion erlaubte es nicht. Regelmäßig fanden sich ganze Scharen ein, um dem neuen Prinzen beim Kämpfen zuzusehen. Einige der Knappen und anderen Gefährten, darunter Lutha, gingen dazu über, auf dem Übungsgelände ebenfalls eine schlichtere Kluft zu tragen, wenngleich niemand etwas so Abgewetztes wie Tobins altes Wams anlegte. In dieser Hinsicht ertappte sich Ki sogar dabei, einer Meinung mit Molay und Fürst Orun zu sein, die versuchten, Tobin dazu zu bewegen, etwas Besseres anzuziehen, das seinem Rang geziemte, doch Tobin ließ sich nicht dazu erweichen. Bei Festlichkeiten und in der Stadt kleidete er sich mit jeglichen feinen Gewändern, die sie ihm zurechtlegten, aber was das Übungsgelände anging, blieb er stur, auch als er hörte, wie einige der Zuschauer darüber scherzten, dass sie ihn bei einem Kampf nicht von Ki zu unterscheiden vermochten. Tatsächlich schien er sich darüber zu freuen.
    Erst viel später wurde Ki klar, dass Tobin die kleinen gegen sie gerichteten Gemeinheiten genauso verstand und wahrnahm wie Ki und sich auf seine Weise dagegen auflehnte.

K APITEL 44
     
    Der Herbst brach mit einer Reihe schrecklicher Gewitterstürme herein, die vom Meer landeinwärts zogen. Blitze zuckten vom Himmel und schlugen in Gebäude und manchmal sogar in Menschen ein. Regen rann in Strömen von den Dächern und durch die Straßen und spülte den Unrat des Jahres zur See hinab.
    Das schlechte Wetter sperrte die Gefährten tagelang im Palast ein. Sie übten im Festsaal mit Schwertern und veranstalteten wilde Fangspiele durch die Gänge, sehr zur Verzweiflung jener Adeligen, die das Pech hatten, ihnen dabei zu begegnen. Mehrere von ihnen endeten in den Fischbecken.
    Korin hielt in seiner großen Halle Hof, umgeben von Gauklern und Spielleuten. Er ließ Schauspieler kommen und löcherte die Boten alle paar Stunden mit Fragen nach Neuigkeiten. Und er trank.
    Ki und Tobin quälten sich gerade schwitzend durch eine weitere Runde Tanzunterricht, als ein Page mit der gelben Livree Fürst Oruns unter dem triefenden Mantel auftauchte und sich Prinz Korin näherte.
    »Vetter!«,

Weitere Kostenlose Bücher