Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Ställen. Gerade eben.«
Tharins fahle Augen hefteten sich auf höchst beunruhigende Weise auf ihn. »Welchen?«
»Mago.«
»Warum?«
»Er hat Dinge zu mir gesagt.«
»Beleidigungen?«
»Ja.«
»Gab es Zeugen?«
»Nur Arius.«
Tharin schnaubte verächtlich. »Dieser hochmütige kleine Narr. Also, heraus damit. Was hat er gesagt, dass du es nicht einfach überhören und weggehen konntest?«
Ki siedete vor Zorn. »Ich habe über eine Menge hinweggehört! Seit wir hier angekommen sind, nennen sie mich einen Wald- und Wiesenritter, einen Bastard und den Sohn eines Pferdediebs. Und jedes Mal bin ich einfach weggegangen. Aber diesmal haben sie mich alleine in den Stallungen bedrängt, und sie … sie …« Innerlich wand er sich allein beim Gedanken, zu wiederholen, was sie über Tharin behauptet hatten. »Sie haben Tobin beleidigt. Und Herzog Rhius. Und dich. Sie haben dreckige Lügen gesagt, und ich habe die Beherrschung verloren und Mago geschlagen. Dann bin ich hierher gerannt.« Ki ließ den Kopf hängen und wünschte, er könnte sterben und alles hinter sich lassen. »Was soll ich nur tun, Tharin?«
»Du wirst morgen deine Strafe erhalten wie jeder andere Knappe. Aber jetzt möchte ich hören, was sie gesagt haben, das dich wütend genug gemacht hat, um so etwas zu tun. Und warum dich diese anderen Dinge, mit denen sie dich beschimpfen, nicht dazu getrieben haben. Fangen wir doch damit an, ja?«
Tharin zog Ki an den Schultern hoch und setzte ihn aufs Bett, dann schenkte er ihm einen kleinen Becher Wein ein. Ki stürzte einen Schluck davon die Kehle hinab und schauderte, als sich Wärme in seinem Magen ausbreitete. »Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich weiß, dass vieles von dem, was sie über meine Verwandtschaft und mich sagen, ja eigentlich stimmt. Ich bin ein Wald- und Wiesenritter, aber Tobin ist das einerlei, genauso dir und Porion, deshalb stört es mich nicht so sehr. Und ich weiß, dass ich kein Bastard bin. Das über meinen Vater? Ich weiß es nicht. Womöglich ist er ein Pferdedieb, aber auch das ist Tobin egal, solange ich keiner bin … Und das bin ich nicht! Deshalb kann ich all das ertragen.«
»Und was war es, das du nicht ertragen konntest?«
Ki umklammerte den Becher mit beiden Händen. »Mago sagte, Fürst Orun hätte ihm erzählt, dass du und Herzog Rhius … dass ihr …« Er brachte es nicht hervor.
»Dass wir in unserer Jugend Bettgefährten waren? Geliebte?«
Ki starrte elend in die roten Tiefen seines Bechers. »Er sagte, er glaubt, dass Tobin und ich es auch tun. Nur hat er es nicht so ausgedrückt – das, was du gesagt hast.«
Tharin seufzte, doch Ki spürte, dass er wütend war. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Tobin und ich tun das nicht!«
»Das hatte ich auch nicht angenommen. Aber es ist recht verbreitet unter jungen Kriegern, und auch unter anderen Leuten. Ich könnte Mago ein paar Dinge über seinen eigenen Vater erzählen, die ihm das Maul für dich stopfen würden. Bei manchen ist das etwas, das vorübergeht. Andere halten sich ihr ganzes Leben lang an Männer. Bei Rhius ging es vorüber.«
Er streckte die Hand aus, griff unter Kis Kinn und ließ ihn zu sich aufschauen. »Ich hätte es dir selbst gesagt, wenn du mich gefragt hättest. Unter Freunden ist daran nichts Unehrenhaftes, Ki, sonst würde halb Ero in Schande leben, und soweit ich gesehen habe, auch einige der anderen Gefährten.«
Diese Enthüllung ließ Ki sprachlos.
»Sie haben dich also schon die ganze Zeit gehänselt, und das ist es, was dich letztlich gebrochen hat?«
Ki nickte.
»Sie haben herumgestochert, bis sie die wunde Stelle fanden, mit der sie dich in Raserei versetzen konnten. Na ja, es ist geschehen. Was ich sehr bemerkenswert finde, ist, dass Mago sagte, er hätte das von Fürst Orun, Tobins eigenem Vormund. Ich vermute, das war mehr, als Orun gesagt haben wollte.«
»Aber warum sollte er es überhaupt gesagt haben wollen?«
»Gebrauch deinen Verstand, Junge. Wer wollte denn Moriel als Tobins Knappen? Wer hat denn seit dem Tag keine Verwendung für dich, seit er dich zum ersten Mal gesehen hat? Wer war denn empört, als Porion zu deinen Gunsten Moriel aus den Gefährten verstoßen hat?«
»Orun.«
»Mit dem Tobin gerade rein zufällig beim Essen sitzt, wie ich glaube. Richtig?«
Ki ließ den Becher fallen und sprang auf die Beine. »Oh, bei den Göttern! Er kann mich entlassen? Ich habe es vermasselt, nicht wahr? Der alte Schwabbelbauch wird mich wegschicken!«
»Er kann
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