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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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den alten Thronsaal gegangen sind.«
    »Wo ich herkomme, macht das jeder«, presste Ki hervor.
    »Naja, wir wissen auch alle, wo du herkommst, nicht wahr, Wald- und Wiesenritter?«, meldete sich Arius zu Wort.
    »Zwei in einem Bett«, spottete Mago. »Fürst Orun hat mir erzählt, dass es sich Tharin früher in den Hintern besorgen ließ. Du auch? Oder ist es Tob …«
    Ki schlug Mago, ohne entschieden haben, es zu tun. Er wollte einfach diese Worte nicht hören, und in jenem Augenblick, in dem seine Faust gegen die Nase des älteren Knappen prallte, fühlte es sich gut an. Mago ging fluchend zu Boden und landete im nassen Schlamm des Stalls auf dem Rücken. Blut spritzte ihm aus der Nase. Arius packte Ki am Arm und brüllte um Hilfe, aber Ki schüttelte ihn ab und stapfte davon.
    Sein Hochgefühl war von kurzer Dauer. Als er durch die Tür am fernen Ende des Stalles schritt, wusste er, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, und begann zu rennen. Es gab nur einen Ort, an den er gehen konnte. Niemand folgte ihm.
    Ich habe ihn im Stich gelassen!, tobte er über sich selbst, als das Ausmaß der Lage mit der Wucht eines Steinschlags über ihn hereinbrach. Er hatte Tobin und Tharin im Stich gelassen. Und sich selbst. Im nächsten Augenblick schwenkte seine Wut auf seine Peiniger. Korin hatte Recht; hier waren alle verkommen. Unflätige, verweichlichte, verleumderische kleine Dreckskerle wie Mago würden unter echten Kriegern keinen Tag überstehen. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er Tobin entehrt hatte. Und nun würde noch Schlimmeres folgen.
    Die Wolken brachen auf, ließen den Regen sintflutartig herabstürzen, und Ki rannte.
     
    Tobin hasste die Besuche in Fürst Oruns Haus. In den Zimmern war es zu warm, das Essen schmeckte zu süß, und die Bediensteten – ein Rudel zierlicher, barbrüstiger Jünglinge – gebärdeten sich übertrieben zuvorkommend. Orun bestand stets darauf, dass Tobin neben ihm saß und seine Gerichte mit ihm teilte. Der Anblick jener schmierigen, runzligen Finger trug wenig zu seinem Appetit bei.
    An diesem Tag war es besonders schlimm. Schon seit er an diesem Morgen aufgewacht war, plagten Tobin Kopfschmerzen, außerdem verspürte er ein dumpfes Pochen in der Seite, das ihn sich müde und mürrisch fühlen ließ. Er hatte gehofft, sich an diesem Nachmittag hinlegen zu können, bis der Ruf von Orun erfolgt war und seine Pläne zunichte gemacht hatte.
    Der Kanzler beharrte immer darauf, auch Moriel einzuladen. Wenngleich Tobin dies widerstrebte, musste er gestehen, dass sich der blasse Junge alle Mühe gab, nett zu sein, wenn sie hier beisammen waren. Andererseits nahm sich an Oruns Tisch so gut wie jeder als angenehme Gesellschaft aus.
    An diesem Tag befanden sich dreißig Adelige an der Tafel, und des Königs Zauberer, Niryn, saß auf dem Ehrenplatz zu Tobins Linker. Zwischen den Gängen unterhielt er die Gesellschaft mit albernen Kunststücken und Trugbildern. So ließ er beispielsweise einen gefüllten Kapaun tanzen und Soßenschalen umhertreiben wie Schiffe im Hafen. Als Tobin den Tisch hinabblickte, sah er, das Korin und Caliel die Augen verdrehten.
    Seufzend lehnte er sich zurück. Niryns Magie war noch sinnloser als jene Arkoniels.
     
    Ki gelang es, sich im Griff zu behalten, als Ulies ihn einließ und in die Halle führte. Tharin saß in Hemdsärmeln am Feuer. Koni und einige der anderen Männer waren bei ihm, spielten und richteten neben dem Kamin Teile von Sattel- und Zaumzeug. Sie riefen Ki die üblichen Begrüßungen zu, doch Tharin runzelte sofort die Stirn, als er ihn erblickte.
    »Was ist denn los?«, wollte er wissen.
    »Können wir alleine reden?«
    Tharin nickte und nahm ihn mit in sein Zimmer. Er schloss die Tür, drehte sich um und fragte: »Was ist geschehen?«
    Auf dem Weg hierher hatte Ki in Gedanken ein halbes Dutzend Erklärungen geprobt, doch nun schien seine Zunge am Gaumen festzukleben. Im Tharins Zimmer brannte kein Feuer, weshalb es kalt war. Elend schaudernd lauschte er dem Geräusch der Tropfen, die von seinem triefenden Mantel zu Boden fielen, während er nach Worten suchte.
    Tharin setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett und bedeutete Ki, zu ihm zu kommen. »Also los. Erzähl mir davon.«
    Ki ließ seinen Mantel fall und kniete sich vor Tharins Füße. »Ich habe Tobin und mich selbst entehrt«, brachte er schließlich hervor und musste dabei gegen Tränen der Scham ankämpfen. »Ich habe einen anderen Knappen geschlagen. In den

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