Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
aufbrachen, der aus dem Dorf führte. Allerdings konnte er noch nicht darüber reden; er wusste nicht ob er die Antwort ertragen könnte.
    Sie schlugen das Lager unter einer riesigen Tanne am Meer auf. Iya sang einen Bann, um die Feuchtigkeit fernzuhalten, Arkoniel beschwor seine unlängst vervollkommnete magische Schöpfung, eine Kugel aus schwarzem Feuer, herauf und bannte sie in der Luft vor ihren Beinen.
    »Ah, das ist angenehm.« Iya zog die triefnassen Stiefel aus und wärmte sich die Füße. »Gut gemacht.«
    Eine Weile saßen sie da und lauschten dem Regen und dem gleichmäßigen Branden der Wogen gegen die Felsvorsprünge. Arkoniel versuchte, über Ariani zu reden, musste von Iyas Lippen hören, dass sein düsterer Verdacht falsch war, doch er schien außer Stande, die Worte zu formen. Kummer schnürte ihm wie ein Strick die Kehle zu.
    »Ich wusste es«, sagte Iya schließlich und ließ sein Herz damit zu Asche zerfallen.
    »Wie lange schon?«
    »Seit es geschehen ist. Nari hat mich benachrichtigt.«
    »Und du hast es mir nicht gesagt?« Unfähig, Iya anzusehen, starrte er durch die Zweige über ihm. All die Jahre war er von Erinnerungen an jene schreckliche Nacht heimgesucht worden, an jenes seltsame Kind, das sie geschaffen hatten, und an die liebliche Frau, die sie betrogen hatten. Seither waren sie nicht zurück nach Ero gereist – Iya verbot es noch immer –, dennoch hatte er sich immer ausgemalt, dass sie den Ort eines Tages aufsuchen und die Dinge irgendwie richtigstellen würden.
    Arkoniel spürte ihre Hand auf seiner Schulter. »Wie konntest du es mir einfach nicht sagen?«
    »Es gab nichts, was wir hätten tun können. Nicht, bis das Kind ins Erwachsenenalter übertritt. Erius hat seine Schwester nicht getötet, zumindest nicht unmittelbar. Ariani hat sich aus einem Turmfenster gestürzt. Anscheinend hat sie versucht, auch das Kind mit in den Tod zu reißen. Wir können dort nichts ausrichten.«
    »Das sagst du immer!« Zornig wischte er die Tränen fort, die in seinen Augen aufwallten. »Ich stelle nicht in Frage, dass es Illiors Wille ist, was wir tun. Das habe ich nie. Aber bist du dir so sicher, dass wir ihn auf diese Weise erfüllen sollen? Es ist fast zehn Jahre her, Iya, und wir waren nicht ein einziges Mal dort, um nachzusehen, ob es ihr gut geht oder ob wir bei dem Schlamassel helfen können, den Lhel hinterlassen hat. Die Mutter des Kindes geht in den Freitod, und du behauptest immer noch, wir hätten wichtigere Arbeit?«
    Zu erregt, um stillzusitzen, kroch er aus ihrem Unterstand und stapfte zum Ufer hinab. Die Tide stand hoch, das Wasser wogte sanft unter dem wechselnden Muster des Regens. In der Ferne warf der Schein einer Schiffslaterne einen Lichtfaden über die glasige Oberfläche. Arkoniel stellte sich vor, zu jenem Schiff hinauszuschwimmen und um eine Koje zwischen den Seeleuten zu bitten. Er würde Fracht schleppen und Schote ziehen, bis seine Hände bluteten, und nie wieder an Magie, Geister oder sich aus Türmen stürzende Frauen denken.
    O Illior! betete er stumm und wandte das Gesicht zum hinter den Wolken verborgenen Mond empor, während er am Ufer entlangschritt.
    Wie kann dies dein Wille sein, wenn mein Herz bricht? Wie kann ich eine Lehrmeisterin lieben und ihr folgen, die solche Taten mit ansehen kann, ohne mit der Wimper zu zucken, und ein solches Schweigen zwischen uns wahrt?
    Tief in seinem Herzen wusste er, dass er Iya noch immer liebte und ihr vertraute, dennoch fehlte zwischen dem Zweck und den Mitteln ein entscheidendes Gleichgewicht, was nur er zu spüren schien. Und wie konnte das sein? Schließlich war er nur ihr Schüler, ein völlig belangloser Zauberer.
    Er blieb stehen, sank auf die Hacken zurück und vergrub das Gesicht in den Händen. Irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas fehlt, wenn schon nicht für Iya, dann für mich.
    Seit Afra.
    Bisweilen schien ihm, dass sein Leben an jenem schicksalshaften Sommertag neu begonnen hatte. Er legte die Stirn auf die Knie und rief sich das Gleißen der Sonne in Erinnerung, den Geschmack von Staub, die glatte Hitze der von der Sonne aufgeheizten Gedenksäule unter seiner Hand. Arkoniel dachte zurück an die kühle Dunkelheit der Höhle des Orakels, wo er gekniet hatte, um eine seltsame Antwort in Empfang zu nehmen, die eigentlich gar keine war; eine Vision seiner selbst, wie er einen dunkelhaarigen Knaben in den Armen hielt …
    Eine eigenartige Stille umfing ihn, als er sich erinnerte.
    Das Kind. Welches

Weitere Kostenlose Bücher