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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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an, die niemals blinzelten. Lhel hatte gesagt, man musste ihn füttern, indem man ihn Dinge ansehen ließ. Tobin streckte die Puppe aus. »Siehst du? Ich habe ihr ein Gesicht gemalt.«
    Bruder ließ keine Anzeichen von Neugier oder Verständnis erkennen. Zaghaft musterte Tobin das seltsame Antlitz. Abgesehen von der halbmondförmigen Narbe am Kinn besaß Bruder dieselben Züge wie er, dennoch sah er eigentlich gar nicht wie Tobin aus.
    »Bist du hungrig?«, fragte er.
    Bruder erwiderte nichts.
    »Komm mit. Ich zeige dir Sachen. Dann kannst du gehen.«
    Tobin fühlte sich ein wenig töricht, als er durch das Zimmer schritt und einem stummen Geist seine Lieblingsbesitztümer vorführte. Er hielt seine kleinen Skulpturen und Schnitzereien hoch, und die Schätze, die sein Vater ihm geschickt hatte. Würde Bruder eifersüchtig werden? Er ergriff einen plenimarischen Schildbuckel und streckte ihn Bruder entgegen. »Möchtest du das haben?«
    Bruder nahm ihn mit einer Hand an, die fest wirkte, aber als sich ihre Finger zu berühren schienen, spürte Tobin nur einen Hauch kalter Luft.
    Er kauerte sich neben die Stadt, und Bruder tat es ihm gleich, immer noch mit dem Schildbuckel in der Hand. »Ich bringe all die Dinge wieder in Ordnung, die du an jenem Tag zerbrochen hast«, sagte er und ließ ein wenig Groll in seine Stimme kriechen. Er ergriff ein Schiff und zeigte Bruder, wo der Mast geflickt worden war. »Nari glaubt, ich hätte es getan.«
    Immer noch schwieg Bruder.
    »Aber ich denke, es ist schon gut. Du hattest Angst, ich würde Nari die Puppe zeigen, stimmt’s?«
    Du musst sie behalten.
    Tobin erschrak so heftig, dass er das Schiff fallen ließ. Bruders Stimme klang matt und ausdruckslos, und seine Lippen bewegten sich nicht, dennoch bestand kein Zweifel daran, dass er gesprochen hatte.
    »Du kannst reden!«
    Bruder starrte ihn an. Du musst sie behalten.
    »Das werde ich, versprochen. Aber du hast geredet! Was kannst du sonst noch sagen?«
    Bruder starrte ihn weiter an.
    Kurz stockte Tobin und überlegte, was er zu einem Geist sagen könnte. Dann fiel ihm plötzlich ein, was er fragen wollte. »Siehst du Mama im Turm?«
    Bruder nickte.
    »Besuchst du sie?«
    Ein weiteres Nicken.
    »Will – will sie mir wehtun?«
    Manchmal.
    Ein Knoten des Grams und der Furcht nistete sich in Tobins Brust ein. Er schlang die Arme um sich und musterte suchend das Gesicht des Geistes. Erkannte er darin einen Ansatz von Befriedigung? »Aber warum?«
    Bruder konnte oder wollte ihm nicht antworten.
    »Dann geh weg! Ich will dich hier nicht haben!«, schrie Tobin.
    Bruder verschwand, und der Messingbuckel fiel scheppernd zu Boden. Kurz starrte Tobin darauf, dann schleuderte er ihn durchs Zimmer.
     
     
    Mehrere Tage verstrichen, ehe Tobin den Mut aufbrachte, Bruder erneut zu rufen. Als er es jedoch letztlich tat, stellte er fest, dass er sich nicht mehr vor ihm fürchtete.
    Tobin war neugierig, ob Nari ihn sehen könnte, deshalb befahl er Bruder, ihm ins Schlafzimmer zu folgen, wo Nari die Bettwäsche wechselte. Die Frau blickte geradewegs durch Bruder hindurch, ohne ihn wahrzunehmen.
    Auch niemand sonst konnte ihn sehen, als Tobin ihn an jenem Abend kurz in die Küche mitnahm, da er dachte, es könnte dagegen helfen, dass Bruder so schrecklich hungrig wirkte, wenn er Essen zu sehen bekäme.
    Als sich Tobin in jener Nacht allein im Schlafzimmer befand, rief er ihn wieder, um zu überprüfen, ob sich eine Veränderung eingestellt hatte. Dem war allerdings nicht so. Bruder sah so ausgehungert aus wie immer.
    »Hast du mit den Augen nichts von den Mahlzeiten gegessen?«, fragte Tobin, während Bruder reglos am Fußende des Bettes stand.
    Bruder legte den Kopf schief, als wöge er die Frage ab. Ich esse alles mit den Augen .
    Tobin schauderte, als Bruder ihn ansah. »Hasst du mich, Bruder?«
    Eine lange Pause. Nein.
    »Warum bist du dann so gemein?«
    Darauf wusste Bruder keine Antwort. Tobin vermochte nicht abzuschätzen, ob er die Frage überhaupt verstanden hatte.
    »Magst du es, wenn ich dich rufe?«
    Wieder stieß er auf keinerlei Verständnis.
    »Wirst du nett zu mir sein, wenn ich dich jeden Tag erscheinen lasse? Wirst du tun, was ich sage?«
    Bruder blinzelte ihn träge an wie eine Eule in der Sonne.
    Das musste Tobin vorerst reichen. »Du darfst nichts mehr zerbrechen und niemanden mehr verletzen. Das ist sehr böse. Wenn du lebendig wärst, würde Vater nicht zulassen, dass du dich so benimmst.«
    Vater …
    Bei dem kalten,

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