Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
geflüchtet waren, stellte ein wesentlich gewagteres Unterfangen dar als das Behüten eines Kindes, nach dem noch niemand suchte.

 
K APITEL 26
     
    In den Wochen nach der Hinrichtung wagte keiner der Gefährten offen über den furchterregenden Wutausbruch des Königs oder den Umstand zu reden, dass er einen wehrlosen Mann mit dem Schwert getötet hatte. Mit Tobins Ohnmachtsanfall hingegen verhielt es sich völlig anders.
    Der König war zornentbrannt darüber gewesen, dass ein Mitglied seiner eigenen Familie das Ereignis durch ein solches Anzeichen von Schwäche gestört hatte. Ki wies rasch darauf hin, dass Tobin nicht vom Pferd gefallen war, wenngleich nicht viel dazu gefehlt hatte. Als Ki bei ihm eintraf, hatte sich Tobin bereits selbst wieder aufgerichtet, doch die Menschen hatten es gesehen, und der Schaden war angerichtet. Bereits am folgenden Tag sprach man überall im Palatin darüber, zumindest hinter vorgehaltenen Händen.
    Die nachsichtigeren Gerüchte schrieben es Tobins Jugend und seiner unbedarften Erziehung zu; andere waren weniger freundlich. Wenngleich keiner der Gefährten es wagte, Tobin von Angesicht zu Angesicht damit aufzuziehen oder etwas vor Korin darüber zu sagen, ertappte Ki Alben und dessen Freunde des Öfteren dabei, dass sie hinter Tobins Rücken eine mädchenhafte Ohnmacht spielten.
    Am schlimmsten für Ki war Tobins Schweigen ihm gegenüber. Es war ihm eindeutig zu peinlich, um darüber zu reden, selbst vor seinen Freunden, und Ki brachte es nicht übers Herz, ihn zu bedrängen. Die Verbrennung war eine grausige Angelegenheit gewesen, und Ki war selbst nahe daran gewesen, sein Abendessen zu erbrechen.
    Ist bestimmt besser, vorerst nichts zu sagen und es einfach zu vergessen, redete sich Ki ein.
     
    Einige Wochen nach der Hinrichtung steuerten Ki und Tobin gerade auf den Speisesaal zu, als sie von drinnen eine Unterhaltung hörten, die Kis Eingeweide verkrampfte.
    »Das und wie er sich beim Tod von Fürst Orun verhalten hat?« Es war Alben, der sprach, höhnisch wie immer, und es bestand kein Zweifel darüber, über wen er redete.
    Tobin hielt vor der Tür inne und wich an die Wand zurück, um zu lauschen. Ki wollte ihn wegzerren, bevor er noch mehr hörte, aber er wusste, dass es keinen Sinn hätte, es zu versuchen. Tobin war erbleicht. Von dort, wo Ki stand, konnte er nur die Hälfte des Speisesaals und einige der Leute sehen, die sich darin aufhielten. Alben lehnte ungezwungen an dem langen Tisch und spielte sich vor Zusthra und Urmanis auf. Korin und Caliel befanden sich vermutlich nicht im Raum, sonst hätte Alben nicht gewagt, so über Tobin zu reden.
    »Ach, wen kümmert das?«, knurrte Zusthra, und in Ki keimte Hoffnung; Zusthra konnte grobschlächtig sein, aber in der Regel war er gerecht. Was er jedoch als Nächstes sagte, versetzte Ki einen heftigen Stich. »Aber wenn er den Anblick von ein paar Verrätern nicht ertragen kann, die ihre gerechte Strafe erfahren, was ist er dann auf dem Schlachtfeld nütze?«
    Es war zu viel. Mit vor sich geballten Fäusten stapfte Ki hinein. »Haltet gefälligst die Klappe!«, herrschte er die drei an, ohne sich darum zu kümmern, dass sie Adelige waren, während er nur einen Knappen verkörperte. Eher würde er Prügel in Kauf nehmen, als Tobin noch mehr von diesem Gerede hören zu lassen. Als er jedoch über die Schulter zurückschaute, war Tobin verschwunden.
    Zusthra wirkte verlegen, aber die anderen kicherten, als Ki den Speisesaal wieder verließ.
     
    Der Vorfall wurde allmählich von anderem Klatsch und dringenderen Sorgen übertüncht.
    Trotz seiner verheißungsvollen Worte in Atyion weigerte sich Erius nach wie vor, die Gefährten in den Kampf zu entsenden. Jeden Tag schienen neue Berichte über Banditen einzutreffen, die irgendwo Angst und Schrecken in Dörfern verbreiteten, oder über Seeräuber, die von den Inseln entlang der Küste aus zuschlugen. Und dennoch, als sich der Sommer rasch dem Ende zuneigte, wollte Erius den Gesuchen seines Sohnes, ihn und die Gefährten Blut schmecken zu lassen, nach wie vor nicht stattgeben.
    Vermutlich deshalb wandten sich die älteren Jungen zunehmend häufiger den Vergnügungen in den unteren Gefilden der Stadt zu, wie immer angeführt von Korin.
    Die Rückkehr des Königs hatte weder das Trinken noch die niederen Gelüste des Prinzen eingedämmt. Laut Nikides, der stets wusste, was am Hof vor sich ging, hatte Erius zu Porions entsprechenden Berichten nur gezwinkert und gemeint: »Er soll

Weitere Kostenlose Bücher